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Aus der Hölle zurück

Aus der Hölle zurück

Titel: Aus der Hölle zurück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tadeusz Sobolewicz
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Eingeweihten in der Küche und in der Kartoffelkammer. Für das Sicherstellen und illegale Aufbewahren der Lebensmittel in der Endphase standen mehrere Ärzte und Pfleger zur Verfügung.
    Ich wollte nicht nur ein tatenloser Zeuge dieser Maßnahmen sein. Bei einer sich gerade bietenden Gelegenheit, als der Küchenchef mehrere Köche und mich herbeirief, um Würste vom Rollwagen ins Küchenmagazin zu bringen, »organisierte« ich mehr als 20  Würste. Vom abgestellten Rollwagen bis zum Lager war es nicht weit, etwa 15  m. Anfangs lud ich mir ruhig 15 bis 20  Würste auf und brachte sie – so, wie die anderen – ins Magazin. Der Rollwagen war voll beladen, aber der Wurstberg schmolz ziemlich rasch zusammen. Ich mußte mich entscheiden. Beim Rollwagen standen drei SS -Leute mit dem Chef, im Magazin zwei. Die einzige Möglichkeit bestand darin, etwas nicht ins Magazin zu bringen. Irgend jemand von den Köchen ließ wegen zu hohen Drucks gerade Dampf aus einem Kessel ab. Bei meiner nächsten Runde zum Rollwagen nahm ich einen ganzen Arm voll Wurst in Empfang, verschwand aber – anstatt im Magazin – in den dichten Dampfschwaden. An der Wand entdeckte ich ein 100 -l-Faß und ließ geschickt den ganzen Armvoll Wurst hineingleiten. Nach einer Weile kehrte ich zum Rollwagen zurück und brachte die nächste Ladung Wurst ordentlich ins Magazin. Ich hatte etwas weiche Knie und spürte die prickelnde Erregung des Risikos.
    Unterdessen verzog sich der Dampf, während das unglückselige Faß dicht bei der Tür stand. Meine Gefährten beendeten das Abladen, und der Chef mußte jeden Augenblick in sein Kontor in der Küche zurückkehren. Das Faß stand neben einem Kessel, für den ich nicht verantwortlich war. Ich brachte einen Gefährten in Gefahr. Es gab keinen anderen Ausweg. Ein paar Meter weiter erblickte ich einen Wagen für den Transport der Kartoffelfässer. Ich entfernte mich von meinen Kollegen, die den Rest der Wurst wegbrachten, schnappte mir das Faß mit den Würsten und rollte es zu dem Wagen. Ich lud es auf, stellte noch zwei Fässer von Wołąsewicz (»Góral«) hinzu, zwinkerte dem nebenan stehenden Jędrosz aus Sosnowiec zu und fuhr quer durch die Küche zum Gemüselager. Unterwegs begegnete ich SS -Mann Taube. »Was ist mit diesen Fässern?« fragte er mißtrauisch. »Man hat mir befohlen, sie ins Gemüselager zu bringen«, log ich, ohne mich lange zu besinnen. »Ab!« sagte er, und ich atmete auf. Vor Aufregung brach mir der Schweiß aus. Die Füße wollten mir nicht gehorchen.
    Schwungvoll fuhr ich in die Gemüsekammer und suchte hastig nach »Puzon« (Cyba), der gerade zur Strafe wegen irgendeines Verstoßes in der Küche, beim Gemüseputzen, eingesetzt war. Er war ein guter Kumpel, ein verdienstvoller »Organisator«. Als ich ihn entdeckte, stieß ich leise heraus: »Genek, nimm das alles! Bewahr es auf! Gib es denen, die es brauchen. Für meine Kollegen laß eine zurück! Na, Puzon?!« (»Posaune« nannten wir ihn wegen seines Äußeren und seiner Größe.)
    »Puzon« schaute ins Faß, und ihm blieb die Spucke weg. »Wir haben keine Zeit. Laß das verschwinden!« sagte ich. Und ohne abzuwarten, was er entgegnete, kehrte ich im Galopp zu meinem Kessel zurück, um nicht aufzufallen. Piertrek hatte das Geschehen von weitem verfolgt. Er begrüßte mich mit den Worten: »Du bist vielleicht ein durchtriebener Strolch! Ich hab gar nicht gewußt, was für einen Helfer ich habe!« Lutek, er arbeitete neben uns, kam herbei und meinte: »Na Tadek, jetzt hast du dich bewährt. Nun bist du endgültig einer von uns.« Ich wurde rot. »Doch, doch«, holte Lutek weiter aus, »der ganze Witz besteht darin, daß sie die Kartoffeln und Rüben nie gezählt bekommen. Aber Wurst und Margarine verstehen sie schon besser zu kontrollieren. Das sind Deutsche, gründlich und gewissenhaft. Im Magazin erweist sich nun, daß irgend etwas fehlt, was in der Fleischerei ausgeliefert worden ist. Sie werden überlegen und überlegen, aber ihnen wird jetzt nichts einfallen. Sie werden es halt verschleiern müssen. Sie haben nichts bemerkt, obwohl sie die ganze Zeit am Rollwagen, im Magazin und beim Tragen dabei gewesen sind. Ha, ha, ha, da hast du ein dickes Ding gedreht!« klopfte er mir freundschaftlich auf die Schulter. »Ist ja gut«, wandte Pietrek ein. »Aber für so ein Ding hätten sie ihn …« – hier machte er mit der Hand die Bewegung des Halsabschneidens – »einen Kopf kürzer machen können. Und ich hätte wieder

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