Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Aus der Welt

Aus der Welt

Titel: Aus der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Kennedy
Vom Netzwerk:
doch. Wir müssen sofort etwas dagegen unternehmen.«
    »Von mir aus gern. Und mir ist auch klar, dass Sie Collegedozentin sind und keine Unsummen verdienen.«
    »Wie viel könnte das Ihrer Meinung nach kosten?«
    »Ohne zu wissen, bis zu welchem Punkt Sie die Gläubiger belangen werden, ist das im Moment schwer zu sagen. Ich werde wahrscheinlich einen Anwaltsvorschuss von 5000 Dollar brauchen.«
    »O Gott«, hörte ich mich erneut sagen.
    »Haben Sie Schwierigkeiten, diese Summe aufzubringen?«
    »Nein, kein Problem«, sagte ich. Aber das war nur die halbe Wahrheit. Ich hatte 9352 Dollar auf einem Tagesgeldkonto (ich holte die Kontoauszüge aus meinem Schreibtisch, während ich mit Mr Alkan sprach), und das auch nur, weil ich in der Vergangenheit jeden Monat 300 Dollar zurückgelegt hatte. Und dieses Geld war eigentlich dazu bestimmt, Emily später das College zahlen zu können. Dann war da noch das bisschen Geld, das ich von Freedom Mutual übrig behalten hatte (etwa 16 000 Dollar), aber das war mein absoluter Notgroschen, den ich nur anrühren durfte, wenn ich bettelarm war.
    »Ich werde Ihnen morgen einen Scheck schicken«, sagte ich. »Aber wenn die Anwaltskosten weiter steigen …«
    »Davon sollten wir zunächst nicht ausgehen«, sagte er, was im Klartext bedeutete: Die Kosten können sich locker verfünffachen, da ich vertraglich gesehen mein gesamtes Vermögen verlieren kann.
    »Mein einziges tatsächliches Vermögen ist meine Wohnung in Somerville. Wenn ich die auch noch verliere …«
    »Ich werde dafür sorgen, dass das nicht passiert.«
    Auch wenn es mich vielleicht 50 000 Dollar kostet, sie zu behalten.
    »Es gibt viele Schlupflöcher, die wir uns zunutze machen können, zum Beispiel, dass Clegg sich geweigert hat, Sie mit aktuellen Kontoauszügen zu versorgen, um Sie zu hintergehen.«
    »Aber im allerschlimmsten Fall …«
    »Ich wäre nicht ehrlich, wenn ich Ihnen das nicht sagen würde. Es gibt in der Tat Anlass zu großer Sorge. Ich möchte Ihnen jetzt nachträglich keine Vorhaltungen machen, aber man sollte nie einen Gesellschaftervertrag unterschreiben, ohne ihn vorher von einem Anwalt gegenlesen zu lassen.«
    »Ich war blöd.«
    »Nein, Sie haben in den besten Absichten gehandelt …«
    »Aber naiv. Und jetzt werde ich alles verlieren, weil ich so naiv war.«
    »Davor kann ich Sie hoffentlich bewahren.«
    »Aber versprechen können Sie es mir nicht.«
    »Miss Howard, ich bin da in einer ähnlichen Lage wie ein Onkologe: Wenn er das Gefühl hat, dass die Sache aussichtslos ist, dann ist sie wirklich aussichtslos. Und wenn ein Anwalt denkt, dass ein Fall aussichtslos ist, dann sagt er das auch. Noch habe ich nichts dergleichen gesagt. Aber wie jeder Krebsspezialist kann ich Ihnen die Frage, auf die jeder Betroffene eine Antwort will, nicht beantworten: Werde ich den Kampf eindeutig gewinnen? Höchstwahrscheinlich schon …, aber mehr kann ich Ihnen wirklich nicht sagen. Denn im Leben ist nun mal nichts eindeutig.«
    Nach diesem Anruf saß ich etwa zwanzig Minuten wie erstarrt in meinem Büro und versuchte zu verarbeiten, was ich soeben erfahren hatte. Einerseits war ich wütend auf mich, dass ich nicht von Anfang an die nötigen Vorsichtsmaßnahmen ergriffen hatte. Andererseits fragte ich mich, ob ich mich unterbewusst selbst hereingelegt hatte – wie man es oft tut, auch wenn man das Gegenteil behauptet. Schließlich hatte ich Adrienne Clegg von Anfang an gehasst. Und trotzdem – trotzdem! – hatte ich das Geld überwiesen und auch noch zugelassen, nominell zur Firmeninhaberin gemacht zu werden. Was hatte ich mir nur dabei gedacht?
    Ich hatte mir gedacht: Ich bin selbst schuld an dem Elend, das sich daraus ergeben wird, weil … weil ich insgeheim fest davon überzeugt bin, dass ich solche Katastrophen verdient habe.
    Und wenn die nächsten Wochen irgendetwas gebracht haben, dann die Erkenntnis, dass Menschen, die ihr Geld zurückhaben wollen, keine Gnade kennen.
    Ich telefonierte täglich mit Mr Alkan – da er fast täglich mit der endlosen Liste von Leuten und Firmen zu tun hatte, denen Fantastic Filmworks Geld schuldete. Ihr Vermieter in Cambridge war immer noch hinter Mietrückständen von 19 000 Dollar her. Der Hubschrauberservice in Nizza reagierte nicht sehr freundlich auf zwei unbezahlte Rechnungen von über 17 000 Dollar. Eine Cateringfirma in L. A. versuchte immer noch, 9400 Dollar einzutreiben, die sie für eine Riesenparty rausgehauen hatten, als sie sich auf dem American Film

Weitere Kostenlose Bücher