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Aus reiner Notwehr

Aus reiner Notwehr

Titel: Aus reiner Notwehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Young
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nicht. Am Auto angekommen, öffnete sie ihren Kimono, ließ ihn ihren makellosen Körper sehen, und ihre Augen blitzten verheißungsvoll. Nick löste ihre Hände von dem Seidenstoff und bedeckte ihre Blöße. “Amber, hast du je darüber nachgedacht, dass Stephen mehr für dich empfinden könnte als nur die bloße Zuneigung eines Jungen zu seiner Stiefmutter?”
    Sie seufzte ungeduldig auf und drehte sich um. “Müssen wir ausgerechnet jetzt darüber reden?”
    “Ja. Seine Eifersucht ist mir schon des Öfteren aufgefallen. Mag sein, dass ein Junge nach dem Tode des Vaters einen Schutzinstinkt gegenüber der Mutter entwickelt. Aber bei ihm scheint mir das weit darüber hinauszugehen.”
    “Er muss sich erst an die neue Lage und an dich gewöhnen, Nick.”
    “Mir scheint, er duldet keinen Mann neben sich, in dem er, was dich betrifft, einen Sexualrivalen sieht.”
    Sie lächelte und trat so dicht an ihn heran, dass er den sanften Druck ihrer Brüste spüren konnte. “Und? Bist du das, Nick? Ein Sexualrivale?”
    “Amber, hörst du mir eigentlich richtig zu? Offensichtlich entgeht dir der Ernst dieser Situation. Solche Fantastereien sind nicht gut für den Jungen. Er könnte für sein ganzes Leben Schaden nehmen.”
    “Ach, Nick, jetzt übertreib aber nicht!”
    “Falls es sich wirklich nur um Fantastereien handelt”, fügte er leise hinzu.
    Amber wandte den Blick ab und schlang den Kimono enger um sich. “Wie soll ich das verstehen?”
    “Das müsstest eigentlich du mir sagen!”
    “Was sagen?” Sie lachte kurz auf, vermied es jedoch, ihn anzusehen, und ihre Körpersprache ähnelte dem Schuldeingeständnis eines Angeklagten, der eines Verbrechens überführt wird. Fast wurde Nick übel angesichts der schmuddeligen Varianten, die ihm plötzlich einfielen. Wie lange schon hegte er diesen Verdacht? Wie lange schon versuchte er, ihn zu verdrängen? Verdrängung, so hatte es den Anschein, wurde ihm zur Gewohnheit, wenn es um Amber ging. “Was hat er gemeint, als er sagte, in eurer Familie sei nichts so, wie es nach außen den Anschein habe?”, fragte er.
    Sie zuckte die Schultern. “Was weiß ich!”
    “Und damit hat sich’s? Mit einem Achselzucken tust du eine derart ernste Entwicklung ab?”
    “Ja, was erwartest du denn von mir? Kann ich etwas dafür, wenn der Junge sich in mich verknallt? Man braucht sich doch eigentlich nicht zu wundern, wenn man bedenkt, wie wenig dieses Schwein Deke für seinen eigenen Sohn übrighatte!”
    “Und das soll alles sein? Stephen hat sich in dich verknallt, es sich aber nie anmerken lassen?”
    “Du willst wissen, ob er sich an mich herangemacht hat?” Sie wandte ihr Gesicht ab. “Und wenn, was dann? Den überwiegenden Teil meines Lebens habe ich mir die Kerle vom Leibe halten müssen.” Ihre Stimme nahm einen bitteren Klang an. “Ein halbgarer Bengel dürfte da kein Problem für mich sein.”
    “Amber, er leidet! Siehst du das denn nicht?”
    Sie schüttelte den Kopf. “Nick, man leidet eben, wenn man fünfzehn ist!”
    Nick gab auf, müde und enttäuscht. Mittlerweile war die Nacht in tiefste Schwärze getaucht, der Mond nur eine schmale Sichel, doch die Sterne glitzerten noch so hell wie zu dem Zeitpunkt, bevor sie ihrer beider Begierde stillten, eine Begierde, so unerklärlich, so unverändert wie beim ersten Mal. Er betrachtete ihr wunderschönes Profil – erotischer Männertraum, barfüßige Versuchung in grüner Seide, begabt und klug dazu. Würde eine solche Frau nicht mit Anstand und Ehre die Verantwortung für das seelische Wohl eines ihr anvertrauten Minderjährigen übernehmen?
    Sein Blick glitt empor zu Stephens Fenster, und tiefes Mitgefühl überkam ihn mit dem verstörten, verlassenen Jungen dort oben in seinem einsamen, dunklen Zimmer. Welche abwegigen Hirngespinste trieben ihn wohl um? Was mochte ihn in seinen gefährlichen Träumen heimsuchen? Er hätte Amber bitten können, sich des Jungen anzunehmen, ihn zu trösten. Aber er tat es nicht. Er stellte fest, dass er es nicht über sich brachte, und es grauste ihn bei dieser Erkenntnis.
    “Dad, wolltest du eigentlich nie wieder heiraten?”
    Cody hatte sich eine Toastscheibe mit Butter bestrichen und knallte die Küchenschublade mit solcher Wucht zurück, dass sich Nick schmerzhaft zusammenkrümmte, denn bei seinen bohrenden Kopfschmerzen erschien ihm das Geräusch wie die dröhnende Detonation einer Landmine in nächster Nähe. Trotz der Unterstützung durch eine halbe Flasche Scotch am Abend

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