Auschwitz - Taeter, Gehilfen, Opfer und was aus ihnen wurde: Ein Personenlexikon
in Frage 4: »Welchen SS-Angehörigen waren Sie zur Arbeit zugeteilt oder unmittelbar unterstellt? Welche Stellung und welchen Dienstgrad hatten diese? Können Sie die näheren Personalien angeben oder ihn näher beschreiben, z.B. besondere Merkmale?« Frage 5: »Wissen Sie, wer bei Vernehmungen, Untersuchungen oder bei anderen Gelegenheiten Häftlinge derart gefoltert hat, daß der Tod des betreffenden Häftlings eintrat? Wenn ja, welche konkreten Einzelheiten sind Ihnen bekannt? Bei der Beantwortung dieser Frage wird auf folgende Feststellung besonderer Wert gelegt: Tatort, Tatzeit, Name des Opfers, Name des Täters, Gesundheitszustand des Opfers vor und Zustand nach der Mißhandlung.« Antwort Bielschowsky (AV, Bl. 4017 R): »Die zu beantwortenden Fragen kann weder ich noch sonst irgendein Häftling der Lager beantworten, da uns weder die Namen der Aufsichtsbeamten, der Ärzte noch der Aufsichtsfrauen, die wie Hyänen gewütet haben, bekannt wurden. Wir wurden nie mit unseren Namen, sondern nur mit unseren eingestempelten Nummern aufgerufen.«
Biesold, Paul
SS -Unterscharführer
* 31.7.1913. SS-Offizierskasino. 1948 in Krakau zu 5 Jahren Haft verurteilt.
Biessgen, Fritz
Häftling Nr. 4 , genannt Mütterchen
* 15.9.1900 Mühlheim. Einer von 30 Kriminellen aus dem KZ Sachsenhausen, am 20.5.1940 als Funktionshäftling nach Auschwitz überstellt. Oberkapo des Kommandos Häftlingsküche, Ausgabe der Essenskübel. Häftling Kielar: »Man mußte sich sputen, weil das ›Mütterchen‹ nur darauf wartete, die Langsamen zu mißhandeln.« In Auschwitz bis August 1944. † 14.4.1964 Broich. Häftling Leon Uchwat (Nr. 5837) im Auschwitz-Prozeß: »Jeder Häftling, der eine Funktion übernommen hatte, hat einem anderen etwas zuleide getan.«
Bilan, Wladimir
Politische Abteilung ( PA ), Lager-Gestapo
* 21.5.1904 Stanislau. SS-Unterscharführer. Leiter des Effektenlagers Kanada I sowie der PA-Aufnahmeabteilung. Laut Unikower und Smolen auch PA Monowitz. 1948 in Krakau zu 5½ Jahren Haft verurteilt. † 1973 Straubing. Zu den Aufgaben der Aufnahmeabteilung gehörte die Tätowierung. PA-Häftling Bartel (AV, Bl. 2441f.): »Ende Oktober 1941 kam nach Auschwitz ein Transport mit etwa 10000 russischen Kriegsgefangenen. Aus diesem Transport wurden einige Tage später anhand von Unterlagen, die sich im Besitz der politischen Abteilung befanden, etwa 200 sog. ›Politruks‹ ausgesucht. Bei diesen Häftlingen wurde erstmals in Auschwitz eine Tätowierung vorgenommen [nur in Auschwitz werden Gefangene tätowiert]. Sie erhielten die Nummern Au 1 bis etwa Au 200, die jeweils eintätowiert wurden, und zwar auf der Brust. Die Sterblichkeit war bei den russischen Kriegsgefangenen infolge der besonders schlechten Behandlung und der noch unter dem Lagerdurchschnitt liegenden Verpflegung sehr hoch. Es starben fast täglich mehrere hundert, so daß bis Februar 1942 nur noch etwa 300 Mann am Leben waren. Diese Russen waren im Lager Auschwitz untergebracht und arbeiteten unter geradezu unmenschlichen Bedingungen beim Aufbau des Lagers Birkenau. Da bei den russischen Kriegsgefangenen durch die hohe Sterblichkeit die Kontrolle der Lagerführung recht schwierig war und nach Ansicht der SS eine erhebliche ›Verwechslungsgefahr‹ bestand, wurden später alle russischen Kriegsgefangenen mit ihrer Nummer tätowiert. Diese Eintätowierung der Häftlingsnummern wurde später auf alle Häftlinge mit Ausnahme der nichtjüdischen deutschen Häftlinge ausgedehnt. Diese allgemeine Tätowierung begann im Frühjahr 1942 oder Winter 1942. Damals wurde allen bereits im Lager befindlichen Häftlingen ihre bei der Aufnahme zugeteilte Nummer eintätowiert. Die später ankommenden Häftlinge erhielten dann sofort bei der Aufnahme die Tätowierung ihrer Nummer. Dabei wurden die Männer durchlaufend numeriert, getrennt hiervon die Frauen, von denen die ersten im Frühjahr 1942 aus Ravensbrück angekommen waren, in einer eigenen Serie.« Laut Pilecki (im Auschwitz-Prozeß) waren Anfang 1943 »noch nicht alle Häftlinge tätowiert«.
Bilibou, Peter
SS -Rottenführer
* 31.7.1913 Radautz/Rumänien. Friseur. Ende 1941 bis Ende 1944 in Auschwitz. SS-Totenkopf-Sturmbann, Kommando Jawischowitz und Golleschau. Bis 1956 Wohnsitz bei Riesa (DDR), danach Werzeugausgeber bei Daimler-Benz in Stuttgart. Bilibou: »In Birkenau wurden Häftlinge vergast, was bei uns allgemein bekannt war. Oft roch es so stark, daß man sich übergeben mußte.« Q.: AV,
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