Ausersehen
nicht diese hier war, aber mein Herz sagte etwas anderes. Es sagte, dass es irgendwie egal war. Er sah aus wie Dad, er klang wie Dad, und – egal, wie bizarr und durchgedreht die ganze Sache hier auch geworden war, seitdem ich in dieser verrückten Welt aufgewacht war – Rhiannon liebte diesen Mann ebenfalls.
Sie war vielleicht eine Zicke, sie war definitiv eine Schlampe, sie war nicht mal ein guter Mensch, aber sie war auch ein Papakind. Sie liebte ihren Vater. Bis jetzt hatte ich nicht viel über mein Zuhause nachgedacht. Ich war ein bisschen zu beschäftigt gewesen, aber irgendwie wusste ich, dass Rhiannon, egal, wie verrückt ihr ihre neue Welt auch vorkäme, meinen Dad nie im Stich lassen würde, wenn ihm etwas zustieße.
Ich würde ihren Vater auch nicht im Stich lassen. Ich spürte in mir die Verantwortung der ergebenen Tochter. Ich konnte dem nicht entkommen, und ich wollte es auch nicht, selbst wenn ich gekonnt hätte.
Alanna und ClanFintan verstanden das nicht.
Ich öffnete die Augen – und sah endlich klar.
„Was Sie sagen, klingt sinnvoll.“ Ich schenkte ihnen mein entgegenkommendstes Lächeln – sie entspannten sich –, und ich täuschte einen Schwindelanfall vor: „Oh, ich bin mit einem Mal so müde. Ist es denn schon Morgen?“
Sie sahen besorgt aus. Ich verspürte einen kurzen Stich der Schuld. Alanna antwortete als Erste: „Mylady, die Dämmerung ist noch nicht einmal hereingebrochen.“
ClanFintan drückte meine Hand und schaute mich beunruhigt an. „Ruhen Sie sich aus, Rhiannon; ich werde nach den Kriegern schicken lassen, damit sie die Dorfbewohner in den Tempel bringen.“
Mit seiner freien Hand berührte er kurz und sanft meine Wange. Auf eine pferdige Art war er wirklich süß. „Ich bin nur so müde.“ Ich spielte Lana Turner und ließ mich rückwärts in die Kissen fallen, wobei eine meiner Hände dramatisch auf meiner Stirn zu liegen kam. Die andere hielt immer noch ClanFintans Hand fest. (Na ja, es fühlte sich halt gut an.)
„Ruht Euch aus, Mylady.“
Alanna zupfte an der Decke herum und schüttelte die Kissen auf.
„Ich kümmere mich um die Krieger.“
ClanFintan beugte sich über meine Hand und drehte sie mit der Handfläche nach oben. Meine Lider flogen auf, und für eine Sekunde hatte ich Angst, dass er mich wieder beißen würde. Unsere Blicke trafen sich, und er drückte einen Kuss direkt in die Mitte meiner Handfläche. Und was für einen Kuss. Seine Lippen waren angenehm warm.
Ja, es fühlte sich gut an. Ich wiederhole mich, aber: Dad würde diesen Mann mögen. Er mochte schon immer Männer, die mich auf Trab hielten.
ClanFintan legte meine Hand auf das Bett und ging schnell zur Tür. Ich konnte hören, dass er Anweisungen rief, man möge seine Zentauren wecken und zu ihm schicken. Dann fiel die Tür ins Schloss, und ich blieb mit der Erinnerung der Wärme seiner Lippen auf meiner Hand zurück.
Alanna schüttelte immer noch mit besorgter Miene an den Kissen herum wie eine süße kleine Mutterhenne.
„Geht es Ihnen gut, Mylady?“
„Ja, Alanna, danke. Ich glaube, ich muss mich nur einen Augenblick ausruhen. Es ist so viel passiert.“ Ich kuschelte mich tiefer in mein komfortables Bett. „Du brauchst auch etwas Schlaf. Mir geht es gut. Geh nur und leg dich hin.“
Sie schaute mich zweifelnd an. „Kann ich Ihnen nicht noch etwas warmen Gewürzwein bringen oder Ihnen die Haare kämmen, bis Sie einschlafen?“
Verdammt, sie wusste sehr gut, was ich mochte.
„Nein, Liebes, aber danke. Ich brauche einfach nur ein bisschen Schlaf.“
„Dann werde ich Sie jetzt allein lassen.“
In einer vertrauten Geste schob sie mir das Haar zurück. Kurz bevor mir die Augen zufielen, fühlte ich ihre Lippen auf meiner Stirn.
Sie flüsterte: „Schlaf gut, Shannon.“
Ich konnte nicht anders; als sie sich von meinem Bett entfernte, musste ich ihr einfach die Frage stellen, die mir schon eine ganze Weile durch den Kopf ging: „Alanna, hat Rhiannon jemals erwähnt, wie sie gedenkt, wieder hierher zurückzukommen – und mich in meine Welt zurückzubringen?“ Meine Augen waren immer noch geschlossen, aber ich hörte, wie sie innehielt, und wusste, dass sie sich zu mir umdrehte.
„Sie sagte, es wäre nicht möglich, wieder zurückzukehren. Die Grenze lebend zu durchschreiten gelingt nur ein einziges Mal.“ Ihre Stimme klang traurig. „Es tut mir leid, Shannon. Ich weiß, dass es schwer für dich sein muss.“
„Mach dir keine Sorgen. Es ist ja nicht dein
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