Ausflug ins Gruene
übrigens leid, daß ich dir nicht beim Umzug helfen konnte, aber-«
»Darf ich vorstellen: Mein Freund Robert aus Köln. Alexa Schnittler. Wir haben uns erst vor kurzem kennen gelernt.«
Robert grinste. Sein Namengedächtnis war viel zu gut, als daß er nicht wußte, wen er vor sich hatte.
»Es ist mir ein Vergnügen.« Robert schüttelte ihr erfreut die Hand und setzte sich dann. Er schaute in die Schüsseln, die noch immer auf dem Tisch herumstanden.
»Mein Gott, Vincent, du hast gekocht? Das hast du doch bestimmt schon vier Jahre nicht mehr getan. Wenn ich das gewußt hätte, wäre ich natürlich schon eher gekommen.« Er schaute mich fröhlich an. »Wie geht’s, wie steht’s? Erzähl mal, wie lebt es sich denn so an diesem Ort? Ich habe ja fast eine Stunde gebraucht, um den Weg von der Autobahn hierher zu finden. Ich dachte schon, das Ende der Welt stünde mir bevor.«
»Am Ende der Welt läßt es sich ganz gut leben«, kon terte Alexa. Robert war wie immer ganz der Charmeur.
»Das glaube ich gerne. Diese Stadt scheint zumindest eine wunderschöne Frau zu besitzen.« Alexa errötete. War Robert besoffen? Oder warum versuchte er es mit solchen Holzhackerkomplimenten?
»Darf ich fragen, wie Sie in diese Stadt geraten sind?« Robert versuchte nun, seine ernsthaften Charakteranteile herauszustellen. »Sind Sie hier aufgewachsen, oder hat Sie das Schicksal genauso hierhin getragen wie meinen Freund Vincent?«
»Sowohl als auch.« Alexa hatte sich nun voll und ganz Robert zugewandt und erzählte ihm ihre Lebensgeschichte. Robert hörte interessiert zu. Ich kam mir vor, als dürfe ich zur weiteren Gestaltung des Abends bestenfalls noch für die passende musikalische Unterhaltung sorgen. Während ich den Tisch abräumte, fragte ich mich, was Frauen an Robert so begeisterte. Sicher, er sah nicht schlecht aus. Interessant, wie Angie es genannt hatte. Braune, glatte Haare und ein klassisch geformtes Gesicht mit einem von Natur aus dunklen Teint. Als ich vom Abräumen aus der Küche zurückkam, duzten die beiden sich.
»Vincent, wir haben uns überlegt, ob wir nicht gleich noch ein wenig in die Stadt gehen sollten. Mich würde ja schon mal interessieren, wie viel in einer bundesrepublikanischen Durchschnittsstadt am Abend so los ist.«
»Also, eigentlich-« Mein gerade begonnener Einwand wurde durch ein weiteres Schellen unterbrochen. »Halten die Leute mich eigentlich für die Taxivermittlung oder was?« Meine Laune war mittlerweile auf dem Nullpunkt angelangt. Wer wohl diesmal in mein holdes Heim stürmen würde, vielleicht Schwester Wulfhilde und ihre Mitschwestern, die mich über die Lasterhaftigkeit eines Essens unter zwei Unverheirateten informieren wollten? Oder die Dreisams, die kamen, um meine Wäsche auf Vordermann zu bringen? Es war schlimmer. Friederike Glöckner stapfte laut schwatzend die Treppe herauf. Hinter ihr Max, der hinter ihrem Rücken Gesten machte, die von einer allgemeinen Peinlichkeit und Mordplänen in Bezug auf Friederike Glöckner zeugten. Ich brachte kein einziges Wort heraus. Das war auch nicht nötig, da Friederike vom ersten Augenblick an auf mich einredete.
»Hallo Vinci, wie schaut’s?« Ich stand da wie ein begossener Pudel, während sie mir wie selbstverständlich einen Kuß auf die Wange drückte.
»Max hat mir erzählt, daß du heute auch Besuch hast, und da habe ich mir gedacht, legen wir die Party doch einfach zusammen. Du hast doch nichts dagegen?«
Mein halb fassungsloser, halb drohender Blick auf Max ließ ihn zu fratzenähnlichen Zeichen seines Mißmuts greifen. Wie zuvor Robert drängte Friederike sich an mir vorbei und marschierte ins Wohnzimmer.
»Siehst du, Max, wir stören doch gar nicht! Von einem romantischen tête-a-tête kann bei drei Leuten doch wohl wirklich nicht die Rede sein.« Ich hörte ihr aufdringliches Lachen und griff mir im Flur Max.
»Sag mal, ist eigentlich die ganze Welt verrückt geworden, hier einfach in meine Wohnung zu pilgern?«
»Was sollte ich denn machen?« Max versuchte, seine aufgeregte Stimme zu drosseln. »Wenn ich nicht mitgekommen wäre, wäre sie allein hier angetanzt. So hoffe ich, sie irgendwann wieder abschleppen zu können.«
Als ich mit Max ins Wohnzimmer kam, merkte ich, daß ich überflüssig geworden war. Robert hatte bereits Gläser organisiert, und beide Frauen hingen wie verzaubert an seinen Lippen, die eine geistreich-witzige Bemerkung nach der anderen ausspuckten.
»Ich glaube, der Kneipenbummel hat sich
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