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Ausflug ins Gruene

Ausflug ins Gruene

Titel: Ausflug ins Gruene Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathrin Heinrichs
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plötzlich ein Überraschungsgast und dann kamen noch zwei Überraschungsgäste. Nebenbei wurde ständig mein Weinglas nachgefüllt. Als ich zwischendurch mal aufwachte, saß ich bereits in einem Taxi.
    Irgendwie ist der Abend ganz anders gelaufen, als ich mir gedacht hatte.«
    »Wie hatten Sie es sich denn gedacht?«
    »Eigentlich wollte ich um elf im Bett liegen.«
    »In Ihrem eigenen?« Nein, zu dieser Art von Humor fühlte Alexa sich wirklich nicht in der Lage.
    »Können Sie mir den ersten Patienten reinschicken? Und noch was. Es wäre nett, wenn Sie bei Gelegenheit Kaffee kochen könnten. Am besten noch, bevor der Chef kommt. Vielleicht belebt mich das ja.« Alexa trottete ins Behandlungszimmer, zog sich ihren Kittel an und gab sich einen Ruck. Irgendwie mußte sie diesen Morgen ja überstehen. Die ersten Fälle liefen routinemäßig unproblematisch, der Ärger kam erst mit dem vierten Patienten bzw. vielmehr mit dessen Besitzer. Vor jeder Begrüßung legte der Kerl schon los.
    »Was glauben Sie eigentlich, wie viel Zeit ich habe? Meinen Sie, ich habe nichts Besseres zu tun, als Stunden in Ihrem Wartezimmer zu sitzen?«
    »Seit wann sind Sie denn da?«
    »Seit, seit – ich weiß es nicht genau. Meinen Sie, ich habe Zeit, ständig auf die Uhr zu sehen?« Alexa schluckte den Satz schnell herunter, den sie auf den Lippen gehabt hatte. Solch ein cholerischer Kunde hatte ihr heute noch gefehlt. Erst jetzt bemerkte sie, daß hinter dem Mann ein kleines Mädchen in den Raum getreten war, das einen Hamster in den Händen hielt. Sie ignorierte den Vater und bückte sich zu dem Mädchen hinunter.
    »Was hat denn dein kleiner Freund?«
    »Ich weiß nicht. Er will gar nichts mehr fressen. Muß er jetzt sterben?« Dem Mädchen standen bereits die Tränen in den Augen.
    »Na, zeig mal her! Setz ihn am besten hier auf den Tisch!« Sie untersuchte das kleine Kerlchen, während das große Kerlchen weiterschimpfte.
    »In drei Tagen beginnt die Schule. Wissen Sie, was man da als Lehrer zu tun hat?« Alexa mußte grinsen, hielt aber jede freche Bemerkung zurück.
    »Ich habe keine geregelten Arbeitszeiten wie Sie. Ich sitze jeden Abend am Schreibtisch. Soll ich abends noch länger aushalten, nur weil ich hier stundenlang im Wartezimmer herumsitzen mußte?«
    Alexa schaute auf die Karte, die Karin geschrieben hatte.
    »Herr Sondermann, Ihr Hamster leidet an einer Pilzinfektion im Rachenraum, so daß ihm das Fressen viel Schmerzen bereitet. Sehen Sie hier die weißen Stellen im Maul? Der Pilz hat fast den gesamten Mundraum erfaßt.« Alexa zog eine der Medikamentenschubladen heraus und griff nach einem Fläschchen. Während sie mit der einen Hand dem Tier sicher das Maul aufhielt, nahm sie mit der anderen ein großes Wattestäbchen, mit dessen Hilfe sie das Innere des Mundraums bestrich. Sie ließ sich Zeit, was auch Sondermann etwas ruhiger werden ließ.
    »Diese Tinktur sollten Sie auch zu Hause verwenden«,’ sagte Alexa anschließend. »Ich schreibe Ihnen ein Rezept dafür auf. Am besten hält einer dem Tier das Maul auf, während ein anderer das Bestreichen vornimmt. Solange er nicht frißt, machen Sie das bitte dreimal am Tag, später dann nach jeder Mahlzeit. Außerdem ist ein Antimykotikum notwendig, also ein Antipilzmittel. Geben Sie das bitte an vier aufeinanderfolgenden Tagen. Ich schreibe es mit auf das Rezept. Wenn Sie die Medikamente anwenden, bin ich sicher, daß es ihm bald besser gehen wird.« Sie wandte sich an das Mädchen. »Keine Sorge, deinem Freund geht es bald wieder gut.« Sondermann brummte etwas.
    »Und Ihnen wünsche ich natürlich einen streßfreien Schulanfang.« Alexa lächelte über das ganze Gesicht, obwohl sie lieber in das ihres Gegenüber hineingeschlagen hätte. Sondermann überlegte, ob der Wunsch ernst gemeint war. Ohne eine Antwort verließ er dann mit seiner Tochter das Zimmer. Es klopfte und Karin kam herein. Gott sei Dank mit einer großen Tasse dampfenden Kaffees.
    »Karin, habe ich Ihnen eigentlich schon erzählt, daß ich den absoluten Traummann getroffen habe?« Die Sprech stundenhilfe schaute sie skeptisch an.
    »Er ist unglaublich nett, sieht umwerfend aus, besitzt Charme und ist noch solo. Nebenbei hat er ein riesiges Haus und wahrscheinlich genug Geld locker.«
    »Eine Frage: Warum ist er dann noch solo?«
    Alexa überlegte. »Vielleicht, weil er so melancholisch ist.«
    Karin lachte auf. »Jetzt aber raus damit! Wer ist es?«
    »Sie kennen ihn. Dr. Ignaz von Feldhausen.«
    Karin

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