Ausgebrannt - Eschbach, A: Ausgebrannt - Ausgebrannt
die Genehmigung – aber nur für eine einzige Bohrung!
»Das muss genügen«, erklärte Block grimmig.
Die Arbeiten liefen sofort an. Dass noch strenger Winter herrschte und damit alles andere als ideale Bedingungen, um tiefe Löcher in die Erde zu bohren, ließ Block unbeeindruckt. »Ich habe in Alaska gebohrt, dort ist das Wetter nie besser«, erklärte er und wies Thurber an, entsprechende Bohrtechnik und Fachleute zu besorgen. Währenddessen brütete er tagelang über seinen Karten und Unterlagen, um die Entscheidung zu treffen, an welcher der Stellen sie bohren würden.
Während der Bohrturm errichtet wurde, raue, bärenstarke Männer Stahlrohre wuchteten und Zugmaschinen düstere Aggregate in Position brachten, unbeeindruckt von den Mahnwachen und den Spruchbändern einer Hand voll vorwiegend jugendlicher Protestler am Rande des abgesperrten Geländes, sah Markus im Fernsehen eine längere Sendung über ihr Vorhaben. Ein Experte erläuterte, dass man lange Zeit vermutet habe, es gebe im Süden von South Dakota, im Grenzgebiet zu Nebraska, Öl, weil diese Region auf einer geologischen Linie liege, die die Vorkommen in Texas und Oklahoma mit denen in Kanada und Alaska verbinde. »Aber«, fuhr er fort, »so einfach sind die Dinge eben nicht.« Er hob einige dickleibige Druckwerke hoch. »In diesem Fall liegen uns außergewöhnlich gründliche Untersuchungen vor, von einem Geologen namens Ford Raymond Jasper. Er ist im Jahr 2000 verstorben, stammte aus genau der fraglichen Gegend und hat dort buchstäblich sein Leben lang nach Öl gesucht – aber keines gefunden. Wenn dieser Mister Block jetzt klüger sein will als ein Mann, der diese Region kannte wie seine Westentasche, ist das in meinen Augen mehr als tollkühn. Es ist lächerlich.«
Die Bohrungen begannen. Dicker Qualm stieg aus den Dieselmotoren in den kalten, klaren Winterhimmel, und Stange um Stange fräste sich in das hässliche Loch hinab.
Die Medien kolportierten genüsslich, dass bei britischen Buchmachern heftig auf den Ausgang der Bohrarbeiten gewettet wurde; die Quoten standen schon bei 50 : 1 gegen Block. Er und Markus wurden inzwischen gern als »die Ölpropheten« tituliert, und kaum ein Tag verging, an dem ihre Gesichter nicht über Mattscheiben flimmerten oder auf Zeitungsseiten zu sehen waren.
Doch dann – der Monat März war noch nicht vorbei – stießen sie auf Öl.
Viel Öl.
Diesmal war es Myers, der zu Taggard ins Büro kam. »Sieht so aus, als gäbe es eine Lösung für all unsere Probleme«, sagte er und warf ihm die gefaxte Titelseite einer Zeitung hin, deren Schlagzeile lautete: Unsere Zukunft heißt Öl! »Haben Sie’s gelesen?«
»Selbstverständlich«, sagte Taggard.
»Das Fax kam aus Langley, zusammen mit Anweisungen, Sie betreffend«, fuhr Myers fort. »Sie kriegen ein Team und werden sich um die Burschen kümmern.« Er legte ihm die restlichen Seiten hin.
Taggard ignorierte sie, nahm das Blatt mit der Zeitungsseite auf und betrachtete das Foto, das die beiden so ungleichen Männer zeigte, die dabei waren, die Spielregeln der Weltpolitik neu zu definieren.
»Sie scheinen nicht gerade begeistert zu sein«, meinte Myers. »Gewöhnt man sich so schnell ans Nichtstun?«
Taggard ließ das Blatt sinken. »Es gibt kein Entkommen, Glen«, erwiderte er nachdenklich. »Was immer man tut in seinem Leben, irgendwann holt es einen ein.«
Das verstand Myers nicht. Konnte er auch nicht. Er verdrehte nur die Augen und ging, und Taggard konnte es ihm nicht verdenken.
Der Aufruhr war unglaublich. Im Grunde hätte nur noch eine Parade durch die Straßen Manhattans gefehlt, mit Marschmusik und Konfettiregen. Die Leute von PPP waren völlig aus dem Häuschen, was für ein dicker Fisch ihnen da ins Netz geschwommen war, erklärten, nun würden sie so schnell wie möglich an die Börse gehen. Erste Hochrechungen ergaben, dass der Gesamtwert des Unternehmens dadurch in den zweistelligen Milliardenbereich katapultiert werden würde, und das war noch konservativ geschätzt. Alles war jetzt möglich. Die Zukunft glänzte in purem Gold.
Markus beschloss, Amy-Lee einen Heiratsantrag zu machen.
Gegenwart
I ch habe übrigens niemanden erreicht«, fiel Frieder ein. »Die Nummer, die du mir gegeben hast, gibt es nicht mehr. Ich habe dann die Auskunft angerufen, und die sagen, sie finden keine Amy-Lee Wang in New York.«
Markus starrte ins Leere, lange, fast so, als habe er überhaupt nicht gehört, was sein Bruder gesagt hatte. Dann
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