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Ausgebrannt - Eschbach, A: Ausgebrannt - Ausgebrannt

Titel: Ausgebrannt - Eschbach, A: Ausgebrannt - Ausgebrannt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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Badezimmer für die Nacht fertig machten, sagte Dorothea: »Mir ist er unsympathisch.«
    Davon wollte Werner nichts hören. »Du musst zugeben, dass er kein einziges Mal versucht hat, uns was zu verkaufen. Im Gegenteil, ich habe eine ganze Menge gelernt.«
    Dorothea musterte ihr Spiegelbild und verrieb einen letzten Fleck Creme. »Hoffentlich«, murmelte sie so leise, dass Werner es nicht mitbekam.
    Wenige Tage später beherrschte die Meldung die Schlagzeilen, dass Einheiten der russischen Armee in einer nächtlichen Überraschungsaktion die Bohrstellen am Kaspischen Meer besetzt hatten. Verletzte hatte es keine gegeben. Der U S -Botschafter in Moskau hatte bereits beim Präsidenten Protest eingelegt, den dieser mit steinerner Miene zur Kenntnis genommen hatte. Der amerikanische Präsident sprach von einer »Belastung« des Verhältnisses zwischen den beiden Staaten.
    Zayd war nicht in Marokko aufgetaucht. Nach ein paar Tagen hatten sie Nachricht erhalten, er sei in Singapur. »Er hat dort eine Mätresse«, erklärte Wasimah, und Abu Jabr merkte, dass sie das schwer traf.
    Am nächsten Tag sprach er das Thema noch einmal an, und Wasimah erzählte ihm, dass Zayd immer wieder Affären gehabt habe, ja, er sei schließlich ein Mann, viel unterwegs, vielen Versuchungen ausgesetzt, ja. Aber er sei jedes Mal zu ihr zurückgekommen. Jedes Mal. Dass er es ausgerechnet jetzt, in einer solch schweren Situation, nicht tat, verletzte sie zutiefst.
    Doch die Wochen vergingen, ohne dass sie etwas von Zayd hörten.
    Abgesehen davon war es angenehm, den Winter in dem Haus am Hang des Atlas-Gebirges zu verbringen. Die Luft war frisch, eine wohltuende stete Brise, die von der Küste heraufstrich und samtene Wärme in alle Gemächer trug. Klares Licht erfüllte die Räume und beförderte klare Gedanken. Abu Jabr genoss die Ruhe, die diesen Ort erfüllte.
    Die Ruhe wurde gestört, als eines Tages jemand die Tür seines Zimmer öffnete, jedoch nicht wie üblich eine Hausangestellte, die frischen Tee brachte oder dergleichen. Es war Wasimah, die sagte: »Da sind drei Herren, die Euch sprechen wollen, Abu. Amerikaner.«
    Abu Jabr sah von dem Buch auf, in dem er gelesen hatte. »Was wollen sie?«
    »Sie sagen, sie kommen von der Regierung.«
    Die Männer, die er wenig später in dem für Empfänge vorgesehenen Raum traf, sahen einander seltsam ähnlich. Alle waren sie beleibt und mittleren Alters, trugen dunkle Anzüge, hatten mühsam gezügelte Ungeduld im Blick, und die Haare gingen ihnen aus.
    »Wir kommen im Auftrag des amerikanischen Präsidenten«, sagte einer der drei, der sich als ›Miller‹ vorgestellt hatte, »und sollen Ihnen seine Grüße überbringen.«
    Abu Jabr neigte den Kopf. »Danke. Wie geht es ihm?«
    Diese Frage schien Miller zu irritieren. »Gut«, stieß er hervor. »Er … ja, es geht ihm gut.«
    Ein anderer, der auffallend helle, fast wasserklare Augen hatte, sagte: »Der Präsident sorgt sich um die Situation in Ihrem Heimatland. Die Dinge haben sich dort in unvorhergesehener Weise entwickelt.«
    »Das ist wahr«, sagte Abu Jabr.
    » De facto sind die Vereinigten Staaten im Augenblick die Besatzungsmacht in Saudi-Arabien«, sagte Miller, der sich gefangen zu haben schien. »Das ist eine Rolle, die wir nicht zu spielen vorziehen würden. Dem Präsidenten ist daran gelegen, unsere Streitkräfte baldmöglichst wieder abzuziehen. Er wünscht sich eine Wiederherstellung der Freundschaft zwischen unseren beiden Nationen, die Ihr Vater, König Ibn Saud, und Präsident Roosevelt begründet haben.«
    Abu Jabr deutete einladend auf den Tee, der auf niedrigen, mosaikgeschmückten Tischchen bereitstand, und die silbernen Schalen mit Datteln. Die drei Gesandten griffen gehorsam zu, aber eher diplomatischer Pflicht gehorchend als ihrem eigenen Appetit.
    »Es wäre ohne Zweifel gut, die Truppen abzuziehen«, sagte Abu Jabr. »Das Volk ist mit ihrer Anwesenheit nicht einverstanden.«
    Miller stellte die Teetasse zurück. »Wir befürchten jedoch den Ausbruch eines Bürgerkriegs ohne eine ordnende Kraft.«
    »Wir denken«, fügte der mit den hellen Augen hinzu, »dass das Land einen neuen König braucht.«
    Abu Jabr nickte. »Das denke ich ebenfalls. Bedauerlicherweise weiß auch ich nicht, wo sich Kronprinz Muhammed befindet.«
    »Wir denken, dass alle diejenigen, die das Land in der Stunde der Krise im Stich gelassen haben, sich für eine Regentschaft ohnehin disqualifiziert haben«, erklärte der mit den hellen Augen. »Auch

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