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Ausgebrannt - Eschbach, A: Ausgebrannt - Ausgebrannt

Titel: Ausgebrannt - Eschbach, A: Ausgebrannt - Ausgebrannt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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jedes Mal ist etwas anderes wichtiger. Und meine Frau fürchtet sich vor Reisen ins Ausland …«
    »Verstehe«, sagte Markus. Nichts weiter. Jetzt durfte er es nicht zerreden.
    » This is the end, beautiful friend «, zitierte Nolan versonnen nickend. » This is the end, my only friend, the end. Of our elaborate plans, the end. Und so weiter. Ja, das waren noch Zeiten. Wahrscheinlich die besten, die es je gegeben hat.«
    Markus verließ die Toilette mit dem sicheren Gefühl, dass es sich gelohnt hatte, fast drei Stunden im Gang zu lauern. Und den Aufkleber auf Nolans ansonsten makellosem Auto hatte er auch richtig interpretiert. Noone here gets out alive. Nur dieser Satz. Er hatte ihn in diverse Suchmaschinen eingegeben, und das Internet war in überwältigendem Maß der Auffassung gewesen, dass das eine Zeile aus einem Song von Jim Morrison war. Der Titel hieß »Five to One«, das Album »Waiting for the Sun«. Es gab eine Menge Websites, die in übersichtlicher Form alles bereithielten, was man wissen musste, um als Doors -Fan durchzugehen.
    Vielleicht würde er sich sogar irgendwann eine C D der Doors besorgen.
    Erst einmal passierte nichts weiter. Die Wochen vergingen. Weiterhin verließ Markus das Haus jeden Morgen vor Sonnenaufgang, um erst spät in der Nacht zurückzukommen; die Sonntage verschlief er meist völlig. So bekam er seine Nachbarn so gut wie nie zu sehen, was diese nicht davon abhielt, ihm immer wieder Zettel in den Briefkasten zu stecken, er möge doch an diesem oder jenem Abend auf ein Barbecue vorbeikommen. Amerikanische Gastfreundschaft. Aber natürlich musste er ablehnen, dafür war keine Zeit.
    Er begann, Verbesserungsvorschläge zu machen. Schriftlich, kurz und knapp – es durfte nicht so aussehen, als habe er nichts anderes zu tun – und so positiv wie möglich. Das Papier für die Drucker war in der Nische vor der Teeküche denkbar ungünstig untergebracht: Markus schlug den Schrank im Vorraum vor, der besser zugänglich und weniger im Weg war. Einige Jalousien schlossen nicht, sodass an etlichen Monitoren vor lauter Spiegelungen kaum noch gearbeitet werden konnte, wenn die Sonne schien: Er regte an, sie durch moderne Rollos zu ersetzen. Und so weiter.
    Jemand sagte ihm, er sähe blass aus, ob er krank sei? Ein Alarmsignal. Man darf überarbeitet aussehen, aber niemals so, als breche man demnächst zusammen. Noch am selben Abend kaufte sich Markus eine Höhensonne und verbrachte fortan jeden Morgen zwanzig Minuten davor. Kaffee trinken konnte man auch mit nacktem Oberkörper und Schutzbrille. Außerdem möbelte er seine Garderobe auf; die amerikanische Waschmaschine war mit den Klamotten, die er mitgebracht hatte, zu grob umgesprungen. Zumal er praktisch ständig am Wäschewaschen war, weil er inzwischen jede Garnitur nach einem Tag im Büro komplett durchgeschwitzt hatte. Und er machte einen besseren Frisör ausfindig.
    Die Zeit verging im Flug. Das Handbuch wuchs, er bekam die ersten Testversionen der deutschen Programmfassung, und Dr. Beißwenger war von seinen Gesprächspartnern der erste, der die Änderungen absegnete. Markus begann, sich zu fragen, ob er nicht alles ein wenig lockerer nehmen und endlich einmal herausfinden sollte, wie die Straße, in der er wohnte, an einem Wochentag bei Tageslicht aussah.
    Doch dann kam ein Rundmail des Inhalts, dass das Papier für die Drucker sich künftig an einem anderen Platz befand. Es war der Schrank im Vorraum, den Markus dafür vorgeschlagen hatte. Am nächsten Tag tauchten Handwerker auf und begannen, die nicht mehr schließenden Jalousien gegen neue auszutauschen.
    Und, endlich, an einem Freitag gegen halb zehn Uhr vormittags, kam ein Anruf aus Richard Nolans Vorzimmer. Der »Boss« wolle ihn sehen. Sofort. Und nein, er brauche keine Unterlagen mitzubringen.
    Vor Nolans Tür atmete Markus noch einmal tief durch. Mit mühsam gespielter Selbstverständlichkeit betrat er das Büro, bestrebt, zugleich emsige Geschäftigkeit wie auch ernste Gesprächsbereitschaft auszustrahlen. Als er sah, dass auch John Murray da war, eine Akte in der Hand, das Gesicht ausdruckslos, wagte er zu hoffen, dass seine Strategie aufgegangen war.
    »Mark«, sagte Richard Nolan mit einem Blick auf den Bildschirm seines Notebook- PC , als stünde dort alles über den jungen Mann aus Deutschland verzeichnet, »ich will keine großen Worte machen. Sie sind mir aufgefallen. Sie haben etliche gute Vorschläge gemacht, seit Sie hier sind. Sie haben sich gut in das Team

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