Ausgebrannt - Eschbach, A: Ausgebrannt - Ausgebrannt
eingefügt und zeigen außergewöhnlichen Einsatz.«
»Das, ähm …« Markus musste schlucken. Nun, da es so weit war, verschlug es ihm doch die Sprache, obwohl er ja die ganze Zeit auf genau diesen Augenblick hingearbeitet hatte. »Das freut mich zu hören. Richard«, fügte er eilig hinzu.
Jetzt fehlt nur die Filmmusik , ging es ihm durch den Kopf, während Nolan fortfuhr: »Ich wollte Sie fragen, Markus, ob Sie es sich vorstellen könnten, nach Abschluss der Lokalisierungsarbeiten in der Zentrale zu bleiben, anstatt nach Europa zurückzukehren. Ich glaube, ich spreche im Namen aller, wenn ich sage, dass wir uns glücklich schätzen würden.«
Gegenwart
Der Besuch entpuppte sich schlicht als sein Bruder Frieder.
»Wie geht’s dir?«, fragte er vom Fußende des Bettes aus, einen seltsam unpassend aussehenden kleinen Blumenstrauß in der Hand.
Markus verzog das Gesicht, was seine Narbe dazu brachte, zu schmerzen. »Keine Ahnung. Es ist mir jedenfalls schon besser gegangen.«
»Du hast Glück im Unglück gehabt. Du könntest auch tot sein.«
»Ich beklage mich ja gar nicht.«
»Ich meine nur.« Frieder ging zum Waschbecken und steckte den Blumenstrauß in eine Vase. »Kannst du dich noch erinnern, was passiert ist?«
»Undeutlich. Aber: Ja. Mein Motor ist ausgegangen. Und jemand ist mir von hinten draufgefahren.« Markus räusperte sich mühsam. »In Amerika. Aufgewacht bin ich aber hier.«
Frieder nickte bedächtig, holte dann einen der beiden Stühle heran und setzte sich. Es war lange her, dass Markus seinen großen Bruder zuletzt gesehen hatte; über ein Jahr. Das Asketische in seinem Erscheinungsbild prägte sich immer weiter aus, je älter er wurde. Nun trug er auch noch das Haar extrem kurz, was ihn wie einen Mönch aussehen ließ. Einen Mönch im Dreiteiler.
»Du warst eine Woche in einer Klinik in Pennsylvania, in Bloomsbury. Dort bist du operiert worden. Dann haben wir dich rübergeholt.« Frieder betrachtete seine Fingernägel.
Markus ließ das auf sich wirken. Das Denken fiel ihm noch schwer; es war, als habe er Sirup im Hirn. »Warum sagen die Ärzte hier ›Herr Pohl‹ zu mir?«
Frieder schürzte die Lippen. »Ich hielt es für besser. Nur der Chefarzt weiß, wer du wirklich bist. Für alle anderen bist du Matthias Pohl.«
»Ich wundere mich, dass das so einfach geht, jemanden unter falschem Namen in einem Krankenhaus unterzubringen.«
»Es war nicht einfach.«
Markus musterte seinen Bruder. Natürlich, Frieder hatte seine Beziehungen spielen lassen, klar. In solchen Dingen war er gut. Und schwer zu durchschauen, schon immer. »Wenn es nicht einfach war«, sagte er, »muss es einen wichtigen Grund gegeben haben, sich trotzdem die Mühe zu machen.«
»Den gab es, aber damit solltest du dich im Moment nicht belasten«, erklärte Frieder mit ausdruckslosem Gesicht. »Lass dir Zeit. Mach deine Gymnastik, ernähr dich gesund, lass dir diese Narbe wegmachen, und so weiter. Und kümmere dich um nichts sonst. Denk die nächsten drei Monate nur an dich und deine Gesundheit. Sieh zu, dass du zu Kräften kommst; alles andere ist im Augenblick völlig unwichtig.«
Markus schloss einen Moment die Augen, atmete die nach Desinfektionsmittel riechende Krankenhausluft ein, sah seinen Bruder wieder an und sagte leise: »So funktioniert das nicht bei mir. Das solltest du wissen.«
Frieder presste für einen winzigen Moment die Lippen zusammen. »Also gut«, sagte er schließlich. »Den ganzen Aufwand treibe ich, damit du erst hier rausgehen musst, wenn du wieder im Vollbesitz deiner Kräfte bist. Du wirst sie nämlich brauchen.«
»Wieso?«
»Weil deine Firma dich verklagt hat. Gnadenlos. Sobald du wieder gesund bist, werden mehr Anwälte an deinen Fersen hängen, als du zählen kannst.«
Kapitel 5
Vergangenheit
M urray rührte sich nicht, als Markus sein Büro betrat. Nicht einen Millimeter. Er sah ihn nur an, sagte: »Nehmen Sie Platz« – aber er deutete nicht einmal auf den Stuhl auf der anderen Seite seines Schreibtisches.
Oh-oh . Irgendwas war faul.
Markus setzte sich bedächtig. »Sir?«
Rascher Check aus den Augenwinkeln. Auf dem Schreibtisch ein großes Bild seiner Familie. Im Vordergrund des Bildes hockte ein wuscheliger Hund von der Sorte, die so viel Haar im Gesicht haben, dass man keine Augen mehr erkennen kann. Murrays Frau war wesentlich hellhäutiger als er – okay, kein Kunststück – und kleiner als zwei der drei Töchter; die älteste sah schon fast erwachsen aus. Murray
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