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Ausgebrannt - Eschbach, A: Ausgebrannt - Ausgebrannt

Titel: Ausgebrannt - Eschbach, A: Ausgebrannt - Ausgebrannt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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griff nach einem steinalt aussehenden Wörterbuch und zog einen Notizzettel daraus hervor. »Ich habe nachgeschaut, was es wörtlich übersetzt heißen würde. Datenbergbau «, sagte er auf Deutsch. »Sagt man das so?«
    Markus musste grinsen. »Ganz bestimmt nicht. Die Kunden würden uns auslachen. Nein, Datamining ist ein feststehender Begriff; ein Fachausdruck dafür, aus vorhandenen Daten verborgene Zusammenhänge zu erschließen.« Er musterte den Startbildschirm. »Auch alles andere kann so bleiben. Copyright – das ist okay. Version auch. Man könnte höchstens Alle Rechte vorbehalten schreiben anstatt All rights reserved .«
    »Gut, dann schreibe ich das.« Seine Finger huschten über die Tasten, löschten die drei Wörter und schrieben drei neue hin. »Die anderen übersetzen alles. John drüben macht die französische und die spanische Version; da findest du auf dem Startschirm kein englisches Wort mehr. Und die anderen deutschen Module haben auch andere Namen bekommen – das Customer Care Modul zum Beispiel heißt, warte … Kundenbindungsmodul .«
    Markus zuckte mit den Schultern. »Ich weiß. Wobei ich das nicht übersetzt hätte. Oder jedenfalls nicht so.« Er musterte den höchst entspannt dasitzenden Amerikaner. »Du sprichst gut Deutsch.«
    » Ein bisschen «, knödelte Keith und fuhr lachend fort: »Gerade so viel, dass es an mir hängen geblieben ist, alles gegenzuprüfen, was mit deutscher Sprache zu tun hat. Den Job werde ich auch nicht mehr los, so lange ich bei Lakeside and Rowe arbeite, glaube ich.« Er hob sein Wörterbuch hoch. »Ein Erbstück. Hat mein Ur-Urgroßvater mit in die Staaten gebracht. Er ist gerade noch rechtzeitig vor dem ersten Weltkrieg aus Deutschland abgehauen.«
    Markus nickte. »Dann wundert es mich nicht, dass ein Begriff wie Datamining nicht darin vorkommt.«
    Die wenigsten Familien pflegen ihre Geschichte. Man kennt seine lebenden Anverwandten, und damit hat es sich. Sobald die Großeltern sterben, gehen ihre Erinnerungen mit ihnen verloren. In der Regel kennen die Menschen nicht einmal die Namen ihrer ferneren Vorfahren.
    So ahnten weder Markus Westermann noch Keith Pepper, dass ihre Ur-Urgroßväter einander gekannt hatten, mehr noch, dass sie gemeinsam an einem atemberaubenden Projekt mitgearbeitet hatten – der Bagdadbahn, jener zweieinhalbtausend Kilometer langen Eisenbahnstrecke, die das Deutsche Reich einst von Berlin aus bis in die Stadt am Tigris führen wollte …
    Vergangenheit 1903
    W ährend er hinter dem jungen Einheimischen herritt, der ihnen als Führer diente, versuchte Friedrich Westermann sich darüber klar zu werden, was ihn aller Voraussicht nach zuerst zu Tode bringen würde: die erbarmungslose Gluthitze, die hier in der nordmesopotamischen Wüste herrschte, oder die giftigen Skorpione, die trotz aller Vorsichtsmaßnahmen jede Nacht irgendwie den Weg in sein Zelt fanden.
    Im Augenblick räumte er der Sonne die größeren Chancen ein. Mit mühsam zusammengekniffenen Augen konsultierte er wieder einmal die Karte und den Kompass, wischte sich die Schweißtropfen aus den Augenbrauen und rief dann: »Kif! Kif!« Das war eines der ungefähr zehn Worte Arabisch, die er beherrschte, und der Junge, dessen Vorname Abdul war und dessen Nachname sich niemand merken konnte, tat ihm den Gefallen, es als »Halt!« zu verstehen.
    Der Ingenieur stieg vom Pferd, rückte seinen Sonnenhut zurecht und betrachtete den Verlauf des Tigris und die karge Ebene entlang seiner Ufer. Technische Fantasie war gefragt. Man musste im Stande sein, sich vorzustellen, dass hier in einiger Zeit eine Eisenbahnlinie verlaufen würde. Eine Eisenbahnlinie, die dereinst von Berlin bis ins ferne Bagdad führen würde. Seit 1888 wurde daran gebaut, seit fast sieben Jahren war der erste Teil der Strecke über Konstantinopel bis ins anatolische Konya in Betrieb. Wenn einmal alles fertig gestellt sein würde, würde sie zwar nicht so lang sein wie die Transsibirische Linie, an der die Russen seit mehr als zehn Jahren arbeiteten, aber technisch weitaus anspruchsvoller. Es war vor allem das Bewusstsein, an einem derart kühnen Projekt mitzuarbeiten, ja, es zu gestalten , was einen die Strapazen ertragen ließ.
    »Genießen Sie schon die Aussicht, die die Passagiere einmal haben werden?«, rief der Vermessungstechniker, mit dem Westermann zusammenarbeitete. Er hieß Hans Pfeffer, ein rotwangiger, beleibter Gemütsathlet aus Köln, der Mosul allen Ernstes für eine »interessante Stadt«

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