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Ausgeliebt

Titel: Ausgeliebt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dora Heldt
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Autounfall. Ich erhielt die Nachricht morgens um 2   Uhr, die Polizei rief an und nannte mir das Krankenhaus, sagte aber nicht, wie es ihm ging. Ich fuhr fast eine Stunde in die
     Klinik, panisch vor Angst und tränenblind. Ich fühlte mich schuldig, hatte Angst, Bernd zu verlieren. Ich schwor mir, nie
     mehr solche Gedanken und Gefühle wie für Richard zuzulassen.
    Bernd hatte viel Glück gehabt, die Verletzungen waren nicht lebensbedrohlich. Ich saß die ganze Nacht dankbar an seinem Bett
     und betrachtete sein abgeschrammtes Gesicht.
    In Gedanken bat ich sowohl Bernd als auch Richard um Verzeihung.
    Ich schloss meine Wohnungstür zweimal auf und trat ein.
    In den folgenden Jahren hatte ich ab und zu von Richard geträumt, er war immer noch im Hintergrund meiner Seele. Wir hatten
     nur einmal telefoniert, er rief mich zwei Tage nach dem Unfall an. Es war ein kurzes Gespräch gewesen, von beiden Seiten erschrocken.
    |155| Seine Handynummer kannte ich immer noch auswendig.
    Ich setzte mich auf meinen roten Sessel, goss mir den kleinen Rest Sekt in Dorotheas Glas und trank es aus. Ich sah mich in
     meiner Wohnung um. Es war wirklich viel passiert seit dieser Nacht. Richard wusste noch nichts davon.
    Ich hatte Dorotheas Stimme im Ohr.
    »Ich soll dich übrigens grüßen. Er scheint diesen privaten Krieg hinter sich zu haben, er wohnt jetzt in Bremen. Ruf ihn doch
     mal an.«
    Ich rauchte zwei Zigaretten hintereinander und dachte nach.
    Dann stand ich auf und suchte das Telefon.

|156|

    Lampenfieber
    Leonie erhob sich langsam, ging auf die Saunatür zu, neben der eine Sanduhr hing, die sie umdrehte. Ihr Blick streifte die
     Frau, die rücklings auf der unteren Bank lag, dann setzte sie sich wieder auf ihr Handtuch und sah mich auffordernd an. Ich
     stand auf, nahm mein Handtuch und setzte mich eine Etage nach unten, neben Leonie. Ich beugte mich zu ihr und flüsterte: »Was
     ist?«
    Sie heftete ihren Blick erneut auf die liegende Frau. Ich folgte ihrem Blick, mir kam die Frau überhaupt nicht bekannt vor.
     Ich sah Leonie fragend an und zuckte mit den Schultern.
    Sie schüttelte den Kopf, flüsterte: »Gleich.«
    Ich lehnte mich zurück und beobachtete die Sanduhr. Unentwegt rieselten die Minuten in den Sand. Langsam fing ich an zu schwitzen.
     
    Leonie und ich trafen uns alle vierzehn Tage zu einem Saunatag, mittlerweile war es ein Ritual. Leonies Mann Michael hatte
     uns einmal begleitet. Beim anschließenden Bier hatte er mit gespielter Fassungslosigkeit festgestellt, dass er nicht noch
     einmal mit uns beiden in die Sauna wollte. Er sei zu männlich und naiv, um unseren Frauengesprächen ohne bleibende Schäden
     folgen zu können.
    Wir hatten nicht die geringste Ahnung, was er damit meinte.
     
    Die Frau neben uns setzte sich auf und streckte sich. Sie sah auf die Sanduhr, stand auf, wickelte sich ihr Handtuch um die
     Brust und verließ die Sauna.
    Jetzt waren wir allein.
    |157| Kaum war die Tür zugefallen, drehte sich Leonie zu mir.
    »Die waren doch niemals echt.«
    Ich überlegte immer noch, ob mir die Frau bekannt vorkam, ich verstand nicht, was Leonie meinte.»Was war nicht echt?«
    Leonie sah mich empört an. »Meine Güte, Christine, bist du blind? Die hat sich ihre Brüste machen lassen. Und noch nicht mal
     besonders gut. Das sieht man doch sofort.«
    »Wo du gleich wieder hinguckst. Ich fasse es nicht. Michael wäre schon wieder zusammengezuckt.«
    »Das hätte mein Liebster auch gesehen, die Dinger sprangen einem ja förmlich ins Auge.«
    Leonie musste selbst über ihren Satz lachen.
    Der Schweiß lief mir über das Gesicht. Ich sah auf die Sanduhr, wir hatten jetzt zwanzig Minuten geschwitzt. Ich stand auf.
     »Mir reicht es, ich gehe raus.«
     
    Etwas später lagen wir, in Bademäntel und Decken gehüllt, auf zwei Teakholzliegen, die nebeneinander auf der überdachten Dachterrasse
     standen.
    Leonie sah in den strahlend blauen Himmel. »Sieht noch aus wie Sommer, dabei riecht es schon wie Herbst.«
    Ich drehte den Kopf in ihre Richtung. »Wir haben September, der Sommer ist fast vorbei.«
    Leonie drehte sich auf die Seite, stützte ihren Kopf auf ihren angewinkelten Arm und sah mich an. »Hast du eigentlich schon
     den Herbstblues?«
    »Wie kommst du da drauf? Du hast doch mit dem Herbst angefangen.«
    Sie musterte mich nachdenklich.
    »Ich weiß nicht, du bist so still heute. Hast du irgendwas?«
    Ich schüttelte den Kopf. Charlotte nickte.
»Richard.«
    Edith antwortete:
»Na toll, das bringt

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