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Ausgewichtelt

Titel: Ausgewichtelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paula Havaste
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Brei nicht?«
    Die Stimme des Weihnachtsmannes klang so freundlich und wohlwollend, dass Oiva in Tränen ausbrach und anschließend vor aller Ohren beichtete, was er getan hatte.
    »Ich habe den Polarfuchs gestreichelt, ohne ihn vorher zu fragen, und da hat er mich in den Finger gebissen. Es tut immer noch weh. Und vielleicht schickst du mich jetzt in Schimpf und Schande weg.«
    »Ach, lieber Wichtel«, sagte der Weihnachtsmann freundlich und strich Oiva über den Kopf.
    Oiva weinte sich an seiner Schulter aus, putzte sich dann die Nase und ließ sich vom Weihnachtsmann einen Umschlag aus getrockneten Wegerichblättern um den Finger wickeln. Zum Glück war der Weihnachtsmann nicht wütend, sondern verzieh dem Wichtel.
    »Schlag dir die Polarfüchse aus dem Kopf, Oiva. Die sind nun einmal aufbrausend. Geschmeidig und schön sind sie ja, aber bescheidener aussehende Wesen sind manchmal doch die bessere Gesellschaft.«
    Der Wichtel schniefte, bat noch einmal um Entschuldigung und lief dann zurück in die Krankenstube, um die Betten aufzuschütteln und den Fußboden zu fegen.
    Der Weihnachtsmann schmunzelte zufrieden. Oiva hatte sich gut eingelebt; bald würden sie am Korvatunturi noch viele andere wichtige Arbeiten erledigen können.
    Die Botschaft, die die Krähe überbracht hatte, drang in alle Winkel Finnisch-Lapplands, und als der Frost nachließ, machten sich viele allein gelassene Wichtel auf den Weg. Voller Tatendrang klopften sie beim Weihnachtsmann an. Alle wurden mit offenen Armen aufgenommen, und unter zahllosen Jauchzern füllte sich das Haus allmählich mit fleißigen Wichteln. Es kamen Schmiedewichtel, Stallwichtel, Saunawichtel und Hauswichtel. Nur die grün gekleideten Waldwichtelinnen lehnten die Einladung höflich dankend ab.
    »Richtet dem Weihnachtsmann bitte aus, dass wir lieber für uns im Wald leben. Aber wenn er einmal Hilfe braucht, kann er auf uns zählen. Wir haben gehört, dass der Staalo irgendetwas Böses plant, und werden Augen und Ohren offenhalten.«
    »Das ist ja ein wunderbares Versprechen«, sagte der Weihnachtsmann, als er das hörte. »Wenn wir in Not geraten, ist uns die Hilfe der Waldwichtelinnen sehr willkommen.«
    Bald waren schon an die zwanzig Weihnachtswichtel am Korvatunturi, und fast täglich kam ein weiterer dazu. Der Weihnachtsmann stellte zufrieden fest, wie schnell die Arbeit nun voranging.
    »Schau mal, Weihnachtsmann! Wir haben einen ganzen Sack voll Spanvögel geschnitzt.«
    »Die sind aber hübsch geworden. Ihr könnt das viel besser als ich. Und was macht ihr anderen gerade?«
    »Sterne aus Birkenrinde, und unsere Vettern haben schon einen ganzen Sack Holzpferdchen geschnitzt.«
    »Und ich habe Späne und Zapfenschuppen aufgefegt. Davon lagen eine ganze Menge auf dem Boden, denn vorhin ist schon der dritte Sack mit Kühen aus Tannenzapfen voll geworden.«
    Im Speicher standen tatsächlich bereits reihenweise Säcke voller Spielzeug für das nächste Weihnachtsfest. Darin lagen so viele Spanvögel, Rindensterne, Holzpferdchen und Tannenzapfenkühe, dass der Weihnachtsmann sie kaum noch zählen konnte. Diesmal würde er unzähligen Kindern eine Freude machen können.
    Während die Wichtel eifrig werkelten, fiel der Frühling in Lappland ein, wie er es immer tut: überraschend. Gerade hatte noch grimmiger Winter geherrscht, mit blauem Halbdunkel und funkelnden Sternen am Frosthimmel, und nun holte der Frühling bereits die Sonne hoch an den Himmel. Der Schnee strahlte noch Kälte aus, während die Frühlingssonne bereits heiß brannte. Nun war die Zeit gekommen, in der die Rentiere kalbten.
    Eines Abends kam die Krähe ganz aufgeregt nach Hause.
    »Jetzt sind sie geboren, Weihnachtsmann! Ein für alle Mal prächtige Kälbchen.«
    Der Weihnachtsmann freute sich.
    »Wie viele sind es?«
    »Drei, wie erwartet. Sampo lädt dich ein, sie dir morgen anzusehen.«
    Der Weihnachtsmann beschloss, am nächsten Morgen schon früh aufzubrechen. Im Laufe des Winters hatten sich hohe Schneewehen gebildet, die tagsüber von der Sonne körnig und weich gebrannt wurden. Aber nach Sonnenuntergang machte der Nachtfrost die wässrige Schneefläche wieder steinhart. Wenn man früh genug aufbrach, trugen einen die Skier wie im Flug.
    Im Nu hatte der Weihnachtsmann den Gipfel des Korvatunturi erreicht und hielt kurz an, um die Aussicht zu genießen. So weit das Auge reichte, wuchs Niederwald, aus dem hier und da ein heller, baumloser Fjellgipfel hervorlugte. Es war eine ruhige, friedliche

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