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Außer Atem - Panic Snap

Außer Atem - Panic Snap

Titel: Außer Atem - Panic Snap Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Reese
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selbst.

18
    Ich klingle schon zum dritten Mal an James' Haustür. Er hat mich gebeten, heute Nachmittag bei ihm vorbeizuschauen, aber er macht nicht auf. Eine der schwarzen Hündinnen kommt mit hängender Zunge den Weg herunter. Ich tätschele sie, als sie mein Bein beschnüffelt.
    »Hi, Chica«, sage ich und kraule sie hinter den Ohren. »Wo ist James?«
    Doch die Hündin ist nicht interessiert. Sie trottet in den Schatten eines Baumes und lässt sich dort fallen.
    Sowohl James' schwarzer Cherokee als auch Ginas Lieferwagen parken vor dem Haus. Ich finde es seltsam, dass niemand öffnet. Vorsichtig versuche ich, den Türknauf zu drehen, doch er ist abgeschlossen.
    Ich sehe mich um. Es ist warm, die Luft ist stickig. Ich trage einen Pullunder und Shorts, doch mir ist trotzdem heiß. Die Hündin stellt die Ohren auf, rappelt sich auf und schlendert träge den Weg hinunter. Selbst ihr ist heiß. Sie verschwindet zwischen den Rebstockreihen. Die Weingärten sind jetzt üppig und grün, die Trauben, die einst Erbsgröße hatten, sind herangereift, prall mit Saft gefüllt und im Begriff, ihre Farbe zu verändern. Bei den grünen Trauben nehmen die grünen Beeren fast ein durchsichtiges grünliches Weiß an, bei den roten Trauben werden sie tief purpurfarben. Nachdem sie ihre Farbe gewechselt haben, dauert es bis zur Lese nur noch anderthalb Monate.
    Ich sehe das Haus an und frage mich, ob James und Gina dort drin sind und wenn ja, was sie machen. Die Vorhänge der Bogenfenster sind zugezogen. Ich trete vorsichtig an eines der Fenster heran, halte den Atem an, stehe ganz still und fürchte mich vor dem, was ich entdecken mag.
    Doch ich entdecke gar nichts. Diesmal gibt es keinen Spalt zwischen den Vorhängen, durch den ich schauen könnte. Ich gehe zum nächsten Fenster, spüre eine unangenehme Wallung von Eifersucht, als ich mir die beiden zusammen vorstelle. Ich trete näher an das Fensterbrett heran, doch auch hier sind die Vorhänge fest verschlossen. Ein Zweig knackt.
    Nervös schaue ich mich um, aber es ist niemand zu sehen. Ich betrachte den gewundenen Weg, die alten Eichen, die Erdbeer- und Olivenbäume; ich sehe die Sonnenblumen mit ihren gelben Köpfen nicken, sehe den Cherokee, Ginas weißen Wagen, mein Kabriolett und Rebstöcke in der Ferne. Die schwere, reglose Luft steht wie eine Wand. Die Sonne brennt hernieder. Alles ist ruhig. Ich drehe mich wieder zum Haus und überprüfe die anderen Fenster. Bei allen sind die Vorhänge fest zugezogen. Gerade als ich mich entschließe, es bei den rückwärtigen Fenstern zu versuchen, öffnet sich die Haustür. James und Gina treten heraus.
    »Ich habe geklopft«, sage ich. »Sie haben sich nicht gerührt.«
    Ich spreche James an, doch Gina antwortet mir. »Wir haben Sie nicht gehört«, sagt sie. Ihr Haar ist nachlässig mit einem Gummiband zusammengefasst, und ein paar lange schwarze Strähnen hängen seitlich heraus, was sie schlampig und zerzaust aussehen lässt. Sie zieht an einem losen Faden ihrer Bluse, lächelt mich nervös an und sagt: »Die Musik war zu laut.«
    Ich habe keine Musik gehört.
    »Ich muss los«, sagt sie, steigt eilig in ihren Lieferwagen und fährt davon.
    »Warum hast du mich hergebeten?«, frage ich.
    Statt einer Antwort wirft James mir seine Schlüssel zu.
    Ich sehe ihn verständnislos an.
    »Der Lagerschuppen«, sagt er. »Er gehört dir.« Und damit geht er ins Haus zurück.
    Mit Herzklopfen gehe ich ums Haus herum. Der Schuppen ist wie das Haus aus unregelmäßig geschnittenen rötlich-braunen Stellen erbaut, und die Tür ist immer verschlossen, mit dem größten Edelstahl-Vorhängeschloss, das ich je gesehen habe. Ich habe James schon gefragt, was darin aufbewahrt wird, doch er hat vage geantwortet – Werkzeug, Geräte, dies und das. Für solches Allerlei würde aber ein normales Schloss völlig ausreichen. Der Lagerschuppen ist besser gesichert als sein Haus.
    Beim Schuppen schaue ich James' Schlüssel durch und entscheide mich für den, der mir am besten zu einem großen Vorhängeschloss zu passen scheint. Er passt. Schnell entferne ich das Schloss, lege es auf den Boden und suche unter den anderen Schlüsseln nach dem, der ins Türschloss gehört. Nach vier Fehlversuchen finde ich den richtigen Schlüssel. Ich stoße die Tür auf. Sie quietscht. Das Geräusch scheint von der heißen Luft zurückgeworfen zu werden. Ich öffne die Tür weiter und spähe in den düsteren Raum. Das einzige Fenster ist mit Brettern vernagelt. Raumangst

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