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Aussortiert

Aussortiert

Titel: Aussortiert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut Krausser
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Fußball
     und türkischen Tabak, bevor er sich, seufzend, zehn Minuten später
     erneut seiner Aufgabe stellte.
    Nach dem Besuch der diesjährigen
     Wohltätigkeitsgala für die Multiple-Sklerose-Forschung im
     exklusiven China-Club über dem Hotel Adlon, wo die Gräfin sich
     mit der generösesten Spende hervortat und nebenbei gesellschaftliches
     Schaulaufen in einem tief ausgeschnittenen, beinahe rückenfreien
     karmesinroten Abendkleid betrieb, ließ sie sich vor dem Foyer von
     ihrer Limousine abholen. Ruslan zeigte ihr einen Zettel: MÖGLICHERWEISE
     NEUE WANZE IM WAGEN – und fragte artig, ob sie einen schönen
     Abend gehabt habe.
    Sie erwiderte, das sei
     durchaus der Fall gewesen, vielen Dank.
    Anita bat um laute Musik,
     egal was, ihrem Wunsch wurde entsprochen. Die Limousine fuhr in der Nähe
     des Potsdamer Platzes in ein Parkhaus, beide, Gräfin und Fahrer,
     entstiegen dem Wagen.
    Anita von Schönfels-Tschutschelow
     lehnte ihren nackten Rücken an eine der kühlen Vierkantstelen
     aus Beton und hob den Saum ihres Kleids auf Hüfthöhe. Der
     Fahrer, der keine Uniform trug, sondern Stonewashed Jeans und
     Nilpferdlederjacke, löste den Gürtel, ließ seine Jeans
     hinunterrutschen, warf die Lederjacke hinter sich und nahm die Gräfin
     Schönfels im Stehen. Dazu lief in der Anlage der Limo die
     Best-Of-Scheibe von Queen. Erst We Will Rock You, dann We Are The
     Champions. Hinterher saßen beide auf der warmen Motorhaube und
     rauchten. Es war ganz dunkel, bis auf den schwachen Schein des Halbmonds,
     der aufs oberste Parkdeck fiel.
    »Man hat heute Pfeifer
     verhaftet.«
    »Ich hab dir gesagt, du
     sollst ihn erledigen.«
    »War mir leider nicht möglich.«
    »Und? Ziehen wir das
     Ding durch wie geplant?«
    »Klar. Es passiert, während
     wir hier rauchen. Schön?«
    »Ja. Ich genieße
     es.« Anita nahm einen tiefen Zug und spuckte, wobei sie nur die
     Zungenspitze bewegte, ein Tabakfädchen aus. »Wen hast du
     rumbekommen?«
    »Besser, wenn du es
     nicht weißt. Du starrst ihn sonst dauernd an. Ist auch egal.«
    »Ruslan?«
    »Was?«
    »Du würdest mir
     nie etwas antun, nicht?«
    »Nein. Nie. Wie kommst
     du darauf? Ich liebe dich.«
    »Gut. Ich dich auch.«
    »Wir müssen jetzt
     los.«
    »Okay.«
    »Was gibt Ihnen das
     Recht, mich zu verhaften? Ich will augenblicklich wissen, welche Gründe
     dafür vorliegen. Sie wissen längst, daß ich kein
     Streifenpolizist bin. So dumm können Sie nicht sein!«
    »Fluchtgefahr.«
    »Was für ne
     Fluchtgefahr? Ich bin nach Frankfurt, um am Flughafen einen Informanten
     abzupassen, der aus Übersee kam. So. Mehr müssen Sie nicht
     wissen!« Pfeifer gab sich rotzfrech und schlug zwischendurch mit der
     Faust auf den Tisch. Man hatte bedauerlicherweise kein Ticket bei ihm
     gefunden, noch war unter seinem Namen ein Flug gebucht worden. Nabel stand
     mit ziemlich leeren Händen da. Was er nun sagte, entbehrte nicht
     eines gewissen gewollten Sarkasmus. »Immerhin wurde König
     direkt vor Ihrer Haustür plattgemacht. Und Sie –« Er
     machte eine Pause und grinste. »Sind Autofahrer.«       
    »Ach, Sie vielleicht
     nicht?«
    Nabel ging darauf nicht näher
     ein. »Wir hätten Ihren Wagen gern inspiziert. Stattdessen ist
     der Wagen verschwunden und Sie sind verschwunden. Das reicht an
     Verdunkelungsgefahr für einen vorläufigen Haftbefehl vollkommen
     aus, das wissen Sie selber. Es liegt ganz an Ihnen, Licht in die Sache zu
     bringen. Erstens: Wo befindet sich Ihr Wagen? Zweitens: Wen wollten Sie
     denn am Flughafen treffen?«
    Pfeifer reagierte wider
     Erwarten eher kleinlaut, druckste und quengelte. Aber immerhin redete er,
     statt einfach zu schweigen, anscheinend hoffte er, Nabel tatsächlich
     noch von seiner Lauterkeit überzeugen zu können.
    »Ich weiß nicht,
     wen ich am Flughafen treffen sollte. Ein mir unbekannter Informant. Er wäre
     auf mich zugekommen, und sicher hätte er sich mir nicht mit richtigem
     Namen vorgestellt. Eine heiße Sache, das geht sie nichts an, davon
     wußten nur König und ich. Connections nach Kolumbien, ich bitte
     Sie, machen Sie sich nicht unglücklich, Nabel.«
    »Rührend, wie Sie
     um mich besorgt sind. Und der Wagen?«
    Pfeifer sah sekundenlang auf
     das Knäuel seiner wie zum Gebet gefalteten Finger.
    »Den Wagen habe ich
     stehengelassen, er ist mir vermutlich gestohlen worden. Kurz vor dem Mord
     an König. Okay, okay, ich weiß, wie das jetzt in Ihren Ohren
     klingen muß, feiern Sie ruhig,

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