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Australien 01 - Wo der Wind singt

Australien 01 - Wo der Wind singt

Titel: Australien 01 - Wo der Wind singt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Treasure
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Arm.
    »Wir haben es nicht geschafft, Baby«, sagte er traurig. Dabei hatten sie beide sich so sehr nach einem guten Leben als Farmer gesehnt. Ein solches Leben war für sie nicht möglich, wenn sie auf Rutherglen blieben, das in einem noch trockneren Gebiet lag und vollständig von Plantagen umgeben war. Da half ihnen auch Angus’ Geschäftstüchtigkeit nicht weiter. Kate hörte zu, wie die Gebote immer weiterstiegen und zuckte nervös zusammen, als die Stimme des Auktionators lauter und aufgeregter wurde.
    »Wie lautet das letzte Gebot? Zwei Millionen Dollar! Zwei Millionen Dollar«, schrie der Auktionator jetzt geradezu verzückt. Er schlug mit seinem Hammer auf das Pult, um die Versteigerung kurz zu unterbrechen.
    »Lassen Sie uns an dieser Stelle einen Moment innehalten, meine sehr geehrten Damen und Herren.« Die Leute rutschten nervös auf ihren Stühlen herum. »Ich möchte, dass Sie sich noch einmal bewusst werden, worauf Sie hier bieten …«

    Kate hatte das Gefühl, als hätte ihr jemand eine Schlinge um den Hals gelegt. Sie bekam kaum noch Luft. Die Anspannung der Leute schien den Sauerstoff aus der Luft herauszusaugen. Viele der Farmer schüttelten den Kopf, als sie Zeuge wurden, wie die großen Offshore-Firmen sich ein weiteres Stück Land unter den Nagel rissen. Es hatte den Anschein, als machten zwei Telefonbieter das Ganze unter sich aus.
    Auch die letzen Nicht-Investment-Bieter, ein gut gekleidetes Paar, stieg jetzt aus der Versteigerung aus. Die beiden flüsterten frustriert miteinander. Die anderen an der landwirtschaftlichen Nutzung interessierten Bieter hatten genau wie Nick, Angus und Kate längst aufgegeben. Kate wusste, dass es nur noch wenige Augenblicke dauern würde, bis der Zuschlag erfolgte. Dann war Bronty für immer verloren. Sie wurde von ihren Gefühlen überwältigt, und heiße Tränen schossen ihr in die Augen. Deshalb nahm sie auch kaum wahr, dass Nell gerade von ihrem Schoß heruntergerutscht war. Kate konnte es einfach nicht ertragen mitzuerleben, wie die Farm verkauft wurde. Eine Hand vor den Mund gepresst und vornübergebeugt, lehnte sie sich an Nick und weinte leise um Will und um ihre Mutter.
    »Ich habe versucht, Bronty für uns zu ersteigern, Kate. Ich habe es versucht«, sagte er und wiegte sie sanft vor rund zurück. »Das weißt du doch, oder?«
    Kate, die völlig untröstlich war, konnte ihn nicht ansehen. Sie wusste, was nach der Versteigerung geschehen würde.
    Es würde nur wenige Tage dauern, dann hätte man alle Tiere an die Schlachthäuser verkauft. Binnen weniger Monate würden die Weiden umgepflügt und mit langen Reihen von Bäumen bepflanzt. Die Flächen, die sich nicht für Eukalyptuspflanzungen eigneten, würden die Firmen einfach sich selbst überlassen, so dass sie schon nach kürzester Zeit von Unkraut überwuchert wären. Das Unkraut würde schon bald Samen ansetzen, die der Seewind dann zu den mit Busch bestandenen Hügeln tragen würde. In nur wenigen Jahren würden die Zäune verrotten, die Schafweiden im Busch verwildern und die Scheunen im hinteren Teil des Besitzes verfallen.

    »Das hier ist doch nicht das Ende? Nicht solange wir zusammen sind, nicht wahr?«, sagte Kate zu Nick. Sie sah die Freundlichkeit und Güte, die seine Augen ausstrahlten, sah aber auch den entschlossenen und ernsten Zug, der um seinen Mund lag.
    »Nein. Natürlich nicht«, sagte er. Dann nahm er sie in seine Arme und küsste sie. Als sie sich im Schutz ihrer beiden Hüte küssten, schmeckte Kate das Meer auf seinen Lippen und spürte die stille Kraft des Landes in seiner Umarmung. Sie spürte die Schönheit und Stärke seiner Seele in seiner Liebe. Er war ihre Landschaft. Er war alles für sie. Als sie sich küssten, trat die Welt um sie herum in den Hintergrund, und die laute, aufdringliche Stimme des Auktionators wurde immer leiser. Kate hatte das Gefühl, gemeinsam mit Nick über das Meer davonzuschweben. Als sie sich schließlich wieder voneinander lösten, sah sie Nick tief in die Augen und lächelte.
    »Ich hätte nie gedacht, dass ich gleichzeitig so traurig und so glücklich sein könnte.«
    »Ich auch nicht.« Er zog sie an seine Brust und hielt sie fest.
    »Wo ist Nell?«, fragte Kate plötzlich. Da war sie wieder, die ihr so vertraute Angst einer Mutter.
    Sie sahen beide auf. Das Geschrei des Auktionators strebte gerade seinem Höhepunkt entgegen.
    »Drei Komma zwei Millionen Dollar, zum Ersten, zum Zweiten und zum …« Der Auktionator hatte seinen Hammer in

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