Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Australien 01 - Wo der Wind singt

Australien 01 - Wo der Wind singt

Titel: Australien 01 - Wo der Wind singt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Treasure
Vom Netzwerk:
kaum ein kleiner Junge, Janie. Er ist gerade einmal zwei Jahre jünger als wir!«

    »Ja, aber er ist mit Sicherheit noch Jungfrau. Das sehe ich ihm einfach an. Ich wette also, dass du dich nicht traust.«
    Kate lächelte und spürte dabei sowohl ein prickelndes Verlangen als auch das sichere Gefühl, dass alles möglich war, was sie wollte. Nick war wirklich sehr süß. Aber dann schüttelte sie doch den Kopf.
    »Ha! Warum reißt du dann deine Klappe so weit auf, Webster«, sagte Janie und gab ihr einen Schubs. »Du schreist durch die Gegend, dass du heute Abend so richtig die Sau rauslassen willst, und dann ist das alles nichts als leeres Gerede.«
    Kate spürte, wie ihre Haut zu kribbeln begann. Der Glanz der Nacht verblasste plötzlich. Die Kälte, die der Tod ihrer Mutter mit sich gebracht hatte, ergriff wieder von ihr Besitz. Sie fröstelte. Sie schnappte sich einen der drei Becher mit Rum, die Will in den Händen hielt, und kippte ihn hinunter.
    »Also gut«, sagte sie. »Ich nehme die Wette an, du Nervensäge! Ich übernehme die männliche Jungfrau. Ein wenig junges Blut hat noch niemandem geschadet! Vielleicht kann ich ihm ja auch gleich ein oder zwei Dinge beibringen!«
    Beide Mädchen warfen den Kopf in den Nacken und lachten lauthals. Dann stießen sie mit ihren Plastikbechern an.
    »Bis Sonnenaufgang gehört er mir!« Kate warf mit einer dramatischen Geste ihr schwarzes Haar zurück, drehte sich auf dem Absatz um und wollte schnurstracks zu Nick hinübergehen.
    »Katie«, sagte Will und hielt sie sanft zurück. »Mach langsam, okay?«
    »Für wen hältst du dich eigentlich?«, fuhr sie ihn an und schüttelte dabei seine Hand ab. »Für meine Mutter?«

    Nick starrte die geprägte Blechdecke seines Schlafzimmers an. Der Mond warf seine Schatten über das kunstvolle Design aus Blättern und Linien. Er dachte an Felicity und daran, wie er sich am Abend zuvor in diesem Pub gefühlt hatte. Unter Druck gesetzt. Seit dem Unfall seines Vaters fühlte er sich oft unter Druck gesetzt. Er stand auf, schwang seine kräftigen Beine vom Bett und ging über die kalten
Bodendielen zum Fenster hinüber. Dort stand er, nur mit seinen Boxershorts bekleidet, und schlang seine Arme um seine breite Brust. Er kam sich in diesem Schlafzimmer wie in einer Falle vor. Als wäre er einfach viel zu groß für diesen Raum. Wertlose Wimpel und Pony-Klub-Bänder, ausgeblichen und verstaubt, hingen an der Blende für die Gardinenleiste. Modelle von Traktoren und landwirtschaftlichen Geräten standen wie bei einem Räumungsverkauf unordentlich auf einem Regal herum. Das Gewicht der niedrigen Decke schien ihn erdrücken zu wollen. Er hatte das Gefühl, als müsse er sich vornüberbeugen, als wäre es ihm in diesem Zimmer überhaupt nicht gestattet, erwachsen zu sein. Als könne er sich hier nicht richtig entfalten.
    Er hörte, wie sein Vater im Schlafzimmer am anderen Ende des Flurs hustete und seine Mutter daraufhin leise etwas murmelte. Nick fragte sich, wo Alice nur die Kraft hernahm, ihren Mann sogar im Halbschlaf noch zu trösten.
    Er hatte sich inzwischen daran gewöhnt, dass seine Eltern jetzt in getrennten Betten schliefen. Zwei Einzelbetten, die an die Wände ihres Schlafzimmers gerückt waren, dazwischen eine breite Kluft. Die große, weiche Insel des Trostes, auf die er als Kind so oft geklettert war, gab es nicht mehr. Zwischen den Betten stand jetzt ein weißes, Schränkchen, das mit all den medizinischen Dingen und Gerätschaften gefüllt war, die nötig waren, damit der Körper seines Dads noch einigermaßen funktionierte: Stomabeutel, Tabletten, Watte, Bandagen und Klebeband, um all die Schläuche und Kanülen an Ort und Stelle zu halten. Medikamente gegen die Schmerzen und Medikamente zur Beruhigung. Arztberichte, Röntgenbilder in riesigen Mappen, halb leere Wassergläser, kleine Nierenschälchen voller Spritzen. Dieses Schränkchen und die beiden Einzelbetten hatten Nick seine Kindheitserinnerungen an dieses Zimmer genommen. Das Zimmer war nicht das Einzige, was sich verändert hatte.
    Seit jener Nacht, in der sie die Nachricht bekommen hatten, dass sein Dad mit seinem Pick-up draußen auf der Tin Pot Marsh Road gegen eine große alte Pinie gefahren war, hatte sich einfach alles geändert. Für Nick schien das Leben inzwischen völlig zum Stillstand
gekommen zu sein. Er hatte das Gefühl, durch einen Sumpf zu waten. Er war der Welt da draußen gegenüber wie taub geworden. Er war in einer einzigen Nacht viele Jahre

Weitere Kostenlose Bücher