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zurückkehren können.«
»Zu unserem Sohn«, korrigierte Saul seine Frau. Er mußte plötzlich an blutigen Schnee denken. »Und wenn sie auf mein Angebot eingehen, werde ich vielleicht nie wieder töten müssen.«
Eine unnatürliche Verbindung
1
Zürich. Als Agent hatte Drew hier oft Zuflucht gesucht, Zürich war eine seiner Lieblingsstädte. Doch als er an diesem warmen, klaren Sommermorgen mit Arlene an der Limmat entlangging, welche die Stadt in zwei Hälften teilt, achtete er kaum auf die Kais und die Ausflugsboote oder auf die Gärten und Patrizierhäuser am anderen Ufer. Statt dessen sah er fast unablässig die toten Sicherheitsbeamten in der Villa außerhalb Roms und Gattos verunstaltete Leiche neben dem Swimmingpool vor sich.
Nachdem Drew und Arlene am Abend zuvor dieses grausige Blutbad entdeckt hatten, waren sie mit der nächsten Maschine von Rom nach Zürich geflogen. Nun bogen sie von der Uferpromenade in die Straße, welche zur Zürichsee-Bank führte. Hier hatte Pater Sebastian ein Schließfach für sie gemietet. Der Schlüssel dafür befand sich in Drews Hosentasche. Zusammen mit dem Kennwort >Mutter Gottes< würde er ihm Zugang zu dem Schließfach verschaffen.
Als sie den Eingang des Bankgebäudes erreichten, verengten Arlenes grüne Augen sich besorgt. »Angenommen, das Kennwort stimmt nicht. Oder der Schlüssel paßt nicht. Vielleicht hatte Pater Sebastian gar nicht vor, uns zu helfen.«
»Bisher hat er zumindest sein Wort gehalten. Er hat sich in den vatikanischen Gärten mit uns getroffen. Er hat uns Waffen, Pässe und Geld besorgt, und vor allem hat er uns Pater Viktors Unterlagen über seine Nachforschungen zukommen lassen. Auch mir erscheint diese ganze Geschichte höchst schleierhaft, aber auf Pater Sebastian ist meines Erachtens durchaus Verlaß.«
»Das wird sich gleich zeigen.«
Sie betraten die Bank. Der Marmorboden, die mächtigen Pfeiler und das hohe Deckengewölbe erinnerten Drew an eine Kirche. Sie erkundigten sich nach den Schließfächern und stiegen schließlich wie in eine Krypta ins Kellergeschoß hinab.
»Mutter Gottes«, nannte Drew einer Frau mit strenger Miene das Kennwort. Zugleich zeigte er der Hüterin des Allerheiligsten die Nummer seines Schließfachschlüssels.
Nachdem die Frau kurz eine Liste mit Nummern und Kennwörtern überflogen hatte, richtete sich ihr strenger Blick wieder auf Drew. »Geht in Ordnung, mein Herr.«
Drew versuchte sich seine Anspannung nicht anmerken zu lassen, als die Frau sie in einen Tresorraum führte und mit Drews Schlüssel und einem eigenen ein Schließfach aufsperrte. Sie zog eine Stahlkassette aus der Öffnung und händigte sie Drew mit der Feierlichkeit eines Priesters beim Verteilen der Kommunion aus.
Drei Minuten später waren Drew und Arlene in einem engen Raum allein. Drew klappte den Deckel der großen Kassette hoch und fand darunter zwei Pistolen, zwei Pässe und ein Kuvert, das, wie Pater Sebastian ihnen versprochen hatte, Geld enthielt.
»Er hat sich an die Abmachungen gehalten«, sagte Drew. »Es ist gut zu wissen, daß man sich auf einen Geistlichen, der der Bruderschaft angehört, verlassen kann.«
»Zumindest bis jetzt«, meldete Arlene ihre Bedenken an.
Sie verbargen die Schußwaffen unter ihren Jacken. Die Pistolen, die Pater Sebastian ihnen in Rom ausgehändigt hatte, hatten sie in einem Schließfach deponiert, bevor sie die Metalldetektoren im Flughafen von Rom passiert hatten. Nachdem Drew auch das Geld und die Pässe eingesteckt hatte, schrieb er auf ein Blatt Papier: WIR MÜSSEN SIE BALDMÖGLICHST TREFFEN. HINTERLASSEN SIE UNS EINE NACHRICHT HINSICHTLICH DES ORTS UND DES ZEITPUNKTS. DER BÜSSER.
Er legte den Zettel in die Kassette und verschloß sie wieder.
Als er darauf die Tür des Raums öffnete, nahm die Bankangestellte die Kassette mit einer Ehrfurcht entgegen, als händigte Drew ihr eine kostbare Reliquie aus. Nachdem die Kassette wieder sicher in dem Schließfach verstaut war und der Schlüssel in Drews Hosentasche klimperte, folgte er Arlene aus dem Tempel der Geldwechsler. Prüfend ließ er seine Blicke über die belebte Straße gleiten. Als er sich vergewissert hatte, daß er und Arlene nicht beschattet wurden, gingen sie wieder zum Fluß zurück.
»Jetzt bleibt uns nichts anderes übrig als zu warten«, wandte er sich an Arlene. »Wir werden heute nachmittag und morgen früh in die Bank zurückkehren, ob Pater Sebastian uns schon eine Nachricht zukommen hat lassen. Mal sehen, wie lange es
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