Avanias der Große
den lauten Knall aus einem der Höfe hörte, als sie sich in ihrem Zimmer in Avania befand. Erst jetzt kam ihr dieser Geistesblitz. „Ich war vor einigen Wochen Zeugin einer neuen Waffe, die mein Bruder und seine Freunde erfunden haben.“
„ Neue Waffe? Erfunden? Wovon sprichst du?“
„Hoffentlich liegst du mit deinen düsteren Vorahnungen falsch.“
Das war alles, was der Heerführer seinem ehemaligen Meister entgegnen konnte. Es war alles offen, alles konnte geschehen. Würden sie die Schlacht, den Krieg, gewinnen können?
Avanias hatte gerade etwas ganz Anderes wieder im Kopf. „Sie ist immer noch nicht aus meinem Kopf, Malgarias.“
Der alte Meister wusste sofort, wen er meinte. Er konnte es nicht fassen, immer noch dachte Avanias an diese Frau, die er sowieso nie besitzen würde und die sogar nicht einmal wusste, wer er in Wahrheit war. Und wenn sie es erfahren würde, da war sich Malgarias sicher, dann würde sie ihn verdammen. „Es wird jetzt sehr ernst, Avanias! Zum Wohle Aller solltest du sie endlich vergessen!“
Kulva trabte gehorsam weiter voran und sein Herr hielt die Zügel, und seine Augen nach vorne gestarrt.
„ Na schön, du lässt mir keine andere Wahl. Ich muss es dir jetzt erzählen. Vor langer Zeit, damals während des Großen Krieges, hat Böntschakis deine Eltern in seiner Gewalt gehabt.“
„ Ja, das ist mir bekannt.“
„ Er hatte deine Mutter in seiner Gewalt. Und das war nicht ohne Folgen. Verstehst du, was ich meine?“
Avanias' Augen wurden so groß, sie machten dem Alten beinahe Angst. Wie würde er auf die Wahrheit reagieren? War dies denn überhaupt der richtige Zeitpunkt? Er sollte es erfahren, bevor der Feind ihm davon erzählte.
„Deine Mutter wurde schwanger.“
Er verstand es jetzt. Sprachlos starrte er vor sich hin. Dann endlich öffnete er wieder seinen Mund: „Weißt du, ob es ein Mädchen oder ein Junge war?“
Malgarias schwieg eine kurze Weile, er musste überlegen. Es war schon so lange her gewesen, dennoch konnte er sich immer noch sehr genau an alles erinnern. Nun konnte er seinerseits bei solch einem Thema Avanias nicht in die Augen schauen. Er wurde immer nervöser. „Ich weiß es nicht mehr genau! Ich glaube, es war ein Junge.“
„ Bist du dir ganz sicher, dass sie nicht ein Mädchen geboren hatte!“
„ Ich bin nicht dabei gewesen. Die Wahrheit werden wir wohl nie erfahren. Die kennt nur Böntschakis und der wird sie uns bestimmt nicht erzählen.“
„ Angenommen es wäre ein Mädchen gewesen. Kannst du dir vorstellen, dass es Sarafie war?“
Der Alte regte sich erst nicht, er starrte nur geradeaus. „Es wäre durchaus möglich. Diese schrecklichen Verbrechen ereigneten sich vor etwa 28 Jahren. Hast du sie denn nach ihrem Alter gefragt?“
„Nein, das habe ich leider ganz vergessen.“
„ Hm, schade. Sie könnte so alt sein, aber sie sieht viel jünger aus!“
„ Viele schöne Frauen sehen jünger aus, als sie tatsächlich sind!“
„ Ja, absolut wahr! Am besten du machst dir keine Gedanken mehr darüber und konzentrierst dich nur noch auf unseren Feldzug!“
Sie schwiegen für eine Weile. Dann schaute Avanias den Malgarias verächtlich an. „Du brauchst mir nichts vorzumachen, alter Mann! Daher hast du mich die ganze Zeit dazu gedrängt, sie zu vergessen!“
Nach nur einem Tagesmarsch kamen sie an Pegania vorbei. Einige der Soldaten beschafften sich noch ein wenig Proviant, danach ging es sofort weiter südwärts.
Einige tausend Schritte vor der Labria hielten sie inne und schlugen ihre Zelte auf.
Einige Zeit später saß Avanias ganz allein in seinem Zelt. Alanias trat ein. Avanias erfreute der Besuch seines neuen Freundes. Wenn Avanias allein war, dann dachte er immer wieder über all das Geschehene nach. Und dann ärgerte er sich und fiel in Depressionen. Jetzt saß er an seinem breiten Holztisch und schrieb etwas auf. Alanias setzte sich gegenüber von ihm. „Es ist nicht mehr weit bis nach Lömane, Avanias!“
„Ja, wenn wir die Labria überquert haben, dann marschieren wir schnurstracks durch nach Östrake.“
Alanias nickte ihm zu. Der Prinz war die ganze Zeit in sein Schreiben vertieft. Der Kleinwüchsige schaute über den Tisch. „Wem schreibst du?“
Avanias starrte immer noch konzentriert auf sein Papier. Er fasste sich mit der linken Hand an den Kopf, denn er war sehr gestresst. „An die Frau, die ich liebe.“
„ Ah, ich erinnere mich. Die, die weit fort ist.“
Der Verliebte nickte
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