Avanias der Große
ist.“
„ Das denke ich nicht! Sie ist es! Es ist schon so lange her jetzt und ich muss immer noch ständig an sie denken.“
„ Du musst es herausfinden!“
Sie schritten weiter geradeaus, ohne sich gegenseitig in die Augen zu schauen. Avanias erinnerte sich wieder an die Gespräche mit Sarafie. Er fragte sich, wo sie denn gerade wohl sei und was sie in diesem Moment tue.
„Ihr zieht in den Norden. Meine Männer und ich werden in den Süden
marschieren und die Bentschuren befreien.“
„Ihr werdet auf einen nicht so großen Widerstand stoßen. Tut mir leid, aber den Umweg können wir nicht machen!“
„ Das ist in Ordnung! Der größte Teil der Sklaven sind meine Brüder. Es ist meine Pflicht, sie zu befreien!“
Später traf Avanias auf Aschawischti und Oilef im Empfangssaal. Es gab keine Stühle mehr im Raum.
„ Menko und Mehendes sind tapfer beim Angriff gestorben.“
„ Furchtbar! Wie sollen wir es nur ihren Vätern erklären?!“
Aschawischti hatte sich durch die Erfahrungen dieses Krieges verändert. Er lachte nicht mehr und hatte auch keine Lust mehr, Witze zu erzählen. Das viele Blut und die hunderten von Leichen saßen nun tief in seiner Erinnerung. „Ich hätte nie in meinen kühnsten Träumen erdenken können, was ich gestern erlebt habe! Krieg ist etwas sehr Schreckliches!“
„Das ist er, Aschawischti! Aber manchmal muss man kämpfen und man hat keine andere Wahl! Hätten wir uns etwa den Rest unseres Lebens dem Willen dieses erbarmungslosen Tyrannen aussetzen lassen sollen? Gott will das nicht!“
„ Werde ich je wieder lachen und meine Scherze machen können?“
„ Nimm es nicht so schwer, mein Freund! Du wirst darüber hinwegkommen! Alles braucht seine Zeit!“
Avanias lächelte ihn an, aber Aschawischti blieb weiter sehr ernst. Das unvorstellbare Grauen hatte ihn erhärtet. Nichts sollte wieder wie vorher sein für ihn. Er hatte sich vorgenommen, karitativ tätig zu werden, wenn er wieder zuhause bei seinem Vater war. Das Leid, das er da sah, dieses wollte er nicht wieder sehen. Und er wollte nicht, dass andere Menschen so litten und so starben, wie auf jenem Schlachtfeld. Er verabschiedete sich vom alvestischen König und schlenderte mit gesenktem Haupt davon.
Oilef blieb bei Avanias zurück. „Ich weiß, es geziemt sich nicht, schlecht über Tote zu reden! Aber ich will dir dennoch erzählen, wie Menko wirklich war!“
„ Das tut jetzt nicht mehr zur Sache!“
„ Ja, schon! Aber er wollte sich tatsächlich über deine Anweisungen hinwegsetzen und auf eigene Faust die Stadt plündern!“
„ Ehrlich? Na ja, das hätte ich mir schon denken können.“
„ Wusstest du, dass er verheiratet war?“
„ Was? Nein, das wusste ich nicht!“
„ Doch, das war er! Und er redete immer über andere Frauen.“
„ Ach so, daher bat er mich damals um Zeit, um sich angeblich von seinen Freunden verabschieden zu können. Aber jetzt ist das sowieso alles irrelevant! Es tut mir sehr leid für seine Frau! Hat er auch Kinder?“
„ Davon hat er nichts erwähnt.“
„ Wie auch immer! Ich nehme es ihm nicht übel. Gott sei seiner Seele gnädig!“
Avanias ließ sich auf diese Anspielungen von Oilef nicht ein. Natürlich ging der Tochthone nicht auf seine Rolle in dieser Geschichte ein. Gerade weil er von seiner Involvierung in dieser Sache ablenken und Menko die Schuld an allem geben wollte, hatte er dem Alvestier davon erzählt.
Lumkin wurde die Nacht über von Sanitätern in einem Raum des Schlosses gepflegt. Seine Wunden sollten irgendwann verheilen, aber er würde für den Rest seines Lebens hinken. Wenn er sein rechtes Bein vorsetzte, dann musste er sich anstrengen, um das Linke hochzuheben und nach vorne zu setzen. Jedoch verspürte er keine inneren Schmerzen mehr in seinen Beinen.
Nun stand er neben Avanias in einem der vielen Speisesäle, wo Lumkin ihn zufällig erwischt hatte. „Nimm es mir bitte nicht übel! Ich wäre sehr gerne mit dir gekommen. Aber ich tauge zu nichts mehr! Das siehst du ja.“
„ Das stimmt doch gar nicht! Auch wenn du nie mehr richtig gerade gehen kannst, wirst du bestimmt immer noch ein hervorragender Kämpfer sein!“
„ Ja, natürlich, ich könnte auch dich noch besiegen, wenn ich nur wollte!“, erwiderte er ihm mit einem schelmischen Lächeln. Avanias drehte seinen Kopf lächelnd zur Seite.
„ Ich bitte dich um die Hand deiner Schwester!“
Lange Zeit hatte Avanias auf diesen Moment gewartet und nun war er gekommen. Lumkin tat
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