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Avanias der Große

Avanias der Große

Titel: Avanias der Große Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Imran
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geschehe
    Tag der Auferstehung unseres Volkes, oh komme
    Befreiung, helft dem Volke, dass es das bekomme)

    „Welch eine Stimme! So klingt wohl die Stimme der Götter.“
    Avanias packte die Harfe weg und legte sich wieder hin. Beide lagen da mit offenen Augen, das obere Ende der Höhle anstarrend, als würden sie draußen auf einem Feld liegen und die Sterne am klaren Himmel beobachten.
    „Glaubt Ihr wirklich an die Existenz der Götter, Meister?“
    Malgarias schwieg und hob seine linke Augenbraue hoch. „Diese Frage hast du mir schon einmal gestellt, als du viel jünger warst. Niemand kann die Existenz der Götter beweisen, da niemand sie je gesehen hat. Es ist und bleibt eine Frage des Glaubens. Aber ich halte an diesem Glauben fest. Ich bin fest davon überzeugt, dass es sie gibt, und dass ihre Gesetze die Wahrheit sind!“
    Avanias schwieg eine Weile und starrte wieder nach oben.
    „ Aber wenn man jemanden nach dem Ursprung all der Götter fragt, dann kann keiner einem eine richtige Antwort geben. Die meisten sagen dann, dass der Ursprung unbekannt sei. Wie erklärt Ihr Euch das?“
    Malgarias ahnte schon, solange er diesem kleinen wissbegierigen Jungen keine schlagkräftigen Argumente liefern konnte, würde dieser ihn ewig mit diesem heiklen Thema nerven. „Das wissen wir in der Tat nicht. Ich denke, es waren früher Menschen wie wir, die außergewöhnlich waren und dann später zu Göttern erhoben und verehrt wurden.“
    „Das ist eine interessante Theorie und würde auch Sinn machen. Aber könnte es auch nicht sein, dass all diese Götter, diese Figuren mit den verschiedenen Gestalten pure Fiktion der Menschen sind? Bedenkt doch, es gibt für jeden und alles einen Gott und eine Göttin! Es kann doch sein, dass mal jemand einen bestimmten Gott für seine Getreidefelder brauchte und sich dann eine Figur schnitzte und dieser einen Namen gab und zu seinem Gott erhob! Und Andere, seine Nachbarn würden seinem Beispiel folgen oder sich einen eigenen Gott kreieren. Was haltet Ihr von dieser Theorie?“
    Malgarias wusste nicht genau, was er den scharfen und gut durchdachten Worten des Avanias erwidern sollte. Diese Adligen hätten den ganzen Tag lang nichts Wichtigeres zu tun und grübeln daher über solche fundamentalen Fragen, dachte Malgarias. „Das ist durchaus eine glaubwürdige Theorie. Habe ich schon einmal gehört. Ich bin nicht derselben Meinung! Stell dir vor, dein Vater würde heute einen eigenen Gott erfinden! Würdest du als sein Sohn den Schwindel nicht entlarven und diesen erfundenen Gott verwerfen? Die Menschen sind doch nicht naiv! Und vor Urzeiten waren sie es bestimmt auch nicht.“
    Mit solch einem Gegenargument hatte Avanias nicht gerechnet.
    „ Ihr habt recht! Aber man könnte auch annehmen, dass die Kinder noch klein waren und in diesem Glauben erzogen wurden. Und der Vater verheimlichte die Wahrheit.“
    Malgarias dachte, er hätte Avanias mit seiner Antwort zuvor ausgeschaltet. Nun sah er sich wieder bedrängt. „Ach, wer kennt schon die Wahrheit? Am besten wir halten an den Traditionen der Väter fest und vertrauen ihnen.“
    Avanias erkannte, dass sein Lehrer ihm nichts mehr entgegenzusetzen hatte. Aber er wollte seinen Meister nicht mehr reizen. Sie hatten ja noch eine lange Reise vor sich und es war daher sehr wichtig, dass alle in der Gruppe sich gut verstanden.
    „ Dieser Lumkin, Ihr habt ihn wirklich nur mit einem Anderen verwechselt?“
    Malgarias drehte seinen von der Decke eingehüllten Körper zur Seite. Was sollte er Avanias erwidern? Sollte er ihm die Wahrheit über diesen Raufbold erzählen?

    Böntschakis verstand auch nicht, wie er das nur tun konnte. Sie hatte ihm doch so sehr gefallen und sie war eine der schönsten Frauen seines Harems. Einige der Frauen hatten laut geschrien. Doch jetzt war es totenstill in der Halle. Ganania hatte sich nicht gewehrt. Ihr Körper lag aufgeschlitzt auf dem Boden. Sein Gewand war von ihrem Blut besudelt. Er Lag immer noch über ihren Körper. Vielleicht war dies alles nur ein Albtraum? Sie selbst traf doch keine Schuld wegen des Verrats ihres Bruders. Er hatte ihr damals versprochen, ihn und ihren Onkel freizulassen. Es war also seine Schuld. Böntschakis hatte nicht Mitleid mit ihr, nein. Er trauerte nur um den Verlust eines geliebten Spielzeugs.
    Er richtete sich langsam auf. Der Dolch war immer noch in seiner rechten Hand, Blut tropfte von ihm herunter auf den Boden. Die Frauen seines Harems standen Hand in Hand in einer Ecke

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