Azurblaue Gewalt (Carla, John und Franklyn)
Körperfronten gegenüber standen. Anschließend schubste der Angreifer mit beiden Händen Franklyn gegen die Brust. Franklyn taumelte daraufhin unkontrolliert ein paar Schritte nach hinten.
Dies hätte der Pöbler besser nicht getan, denn dadurch aktivierte er das Böse in Franklyn, ohne dass dieser etwas dagegen tun konnte. Seine Vernunft wurde durch einen massiven Adrenalinstoß schlagartig deaktiviert, und das Böse hatte nun freien Lauf, sich zu entfalten. Franklyn loggte sich in das Gehirn des Angreifers ein und injizierte ihm zur Begrüßung einen Tritt direkt unter die Kniescheibe. Dabei hatte Franklyn den großen Vorteil, dass er sich nicht einmal dabei bewegen musste. Er stand nur scheinbar teilnahmslos auf der Stelle und beobachtete aufmerksam seinen Gegner. Dieser tanzte fluchend auf der Stelle und rieb sich verzweifelt sein Bein. „Verfluchter Mist, tut das weh“, brüllte er und suchte nach demjenigen, der ihn verletzt hatte, konnte aber niemanden entdecken.
Franklyn genoss die Schmerzen seines Gegners und verpasste ihm gleich noch einen virtuellen Schlag auf die Nase. Es blutete zwar nicht, verursachte aber enorme Schmerzen, die man mit Worten nicht beschreiben konnte. Schmerzen, die wie ein Blitz durch seinen Kopf schossen. Erneut brüllte der Pöbler laut auf, fluchte, hielt sich die Nase fest und war sicherlich glücklich darüber, dass er kein Blut auf seinen Händen entdeckte. Seine Vernunft – sofern man von Vernunft sprechen konnte – sagte ihm, besser von Franklyn abzulassen. Er stellte einen Gegner dar, den er nicht einschätzen konnte. Einen Gegner, den er nicht besiegen konnte, hatte er bisher noch nicht kennen gelernt. Jetzt musste er die bittere Erfahrung machen, dass es auch stärkere Menschen als ihn gab. „Was bist du, ein Monster? Wie kannst du mich schlagen, ohne mich zu berühren?“, schrie er verzweifelt und wehrte den für ihn unsichtbaren Feind mit den Händen ab.
Doch Franklyn fand immer mehr Spaß an seinem Spiel. Er gab noch einen Impuls an seinen Gegner weiter: Der Stromstoß führte dazu, dass der Angreifer einen heftigen Tritt zwischen seine Beine verspürte. Hier an seiner empfindlichsten Stelle waren die plötzlich auftretenden Schmerzen so intensiv, dass er wie ein gefällter Baum umfiel. Er schrie bereits während des Hinfallens so laut, dass Scheiben hätten platzen können.
Neugierige Passanten, die sich um sie herum versammelt hatten, wunderten sich über das seltsame Verhalten des wesentlich kräftigeren Angreifers. Sie wunderten sich, da Franklyn völlig teilnahmslos neben ihm stand und sich mittlerweile an einer Hauswand anlehnte. Er sah sehr entspannt aus, während sein Gegner wie eine Marionette bewegt wurde. Sie wussten nicht, was sie von der Darbietung halten sollten. War es bloß ein Schauspiel? Waren die beiden verrückte Theaterdarsteller, oder wollten sie die Passanten schockieren? Wollten die beiden vielleicht erreichen, dass jemand eingriff? Sicher war es nur eine Provokation, die den Passanten galt. Da sich aber niemand gern provozieren ließ, griff auch niemand ein, um dem körperlich Überlegenen aus seiner gespielten Not zu helfen. Einige bevorzugten es, zu klatschen und zu jubeln, andere gingen einfach weiter, ohne die beiden zu beachten. Vielleicht befürchteten sie, dass Franklyn von einem anderen Stern gekommen war, um die Menschen zu studieren, zu foltern oder zu quälen.
Franklyn hingegen beschloss, das Terrain zu verlassen und den Angreifer links liegen zu lassen. Nachdem er diverse Yards zwischen sich und den Pöbler gebracht hatte, kontrollierte er sofort die Kamera an seiner Sonnenbrille. Hoffentlich hatte sie aufgenommen, was sie aufnehmen sollte. Hoffentlich war ihm die Videoaufzeichnung gelungen. Vorerst schaltete er die Aufzeichnung aus. Als Beweismaterial sollte es reichen, was er soeben erlebt hatte. Jetzt hieß es für ihn, schnell nach Hause zu fahren und zu kontrollieren, ob der Film gelungen war.
Zu Hause schloss er das Aufzeichnungsgerät an seinem Laptop an und kopierte den Film auf seine Festplatte. Gespannt beobachtete er, wie die Megabytes durch das Kabel auf den Massenspeicher rauschten. Hoffentlich konnte man gut erkennen, was er bewerkstelligt hatte.
Das Abspielprogramm öffnete sich, und die ersten Bilder erschienen auf seinem Bildschirm. Die Qualität war erstaunlich gut. Er begutachtete den gesamten Film und schnitt überflüssiges Material weg, d as für seine Beweisführung irrelevant war. Zufrieden
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