Azurblaue Gewalt (Carla, John und Franklyn)
würde, ohne dass er es anschließend wusste. Er konnte ihm die geheimsten Dinge entlocken, ohne dass sich Franklyn dagegen wehren konnte. „Eine Bitte habe ich nur: Wenn ich Ihnen peinliche Dinge erzählen sollte, behalten Sie diese bitte für sich. Es wäre mir außerordentlich peinlich, wenn…“
„Keine Sorge“, unterbrach ihn der Psychiater. „Ich will keine Geheimnisse aus Ihnen herausquetschen. Ich will erfahren, was dazu führt, dass Sie ständig diese bösen Träume haben.“
„Gut, dann fangen wir an.“
Während der Psychiater auf Franklyn einredete, wurde dieser immer schläfriger, bis ihm plötzlich die Augen zu fielen. Seine Gedanken sollten sich auf sein Inneres konzentrieren. Der Psychiater lenkte ihn in diverse Richtungen, doch die Gabe, die sich in Franklyns Kopf versteckte, bemerkte diesen Angriff und kroch in die hinterste Ecke seines Bewusstseins. Auch auf diese Art und Weise konnte der Psychiater keine weiteren Erkenntnisse schöpfen. Es erschien ihm, als würde er sich mit einem völlig gesunden Menschen unterhalten, der über keinerlei psychische Beschwerden verfügt.
Er weckte Franklyn auf und musste zugeben, ihm nicht helfen zu können. Die Sitzung war zum Scheitern verurteilt.
Enttäuscht verließ Franklyn die Praxis des Psychiaters und überlegte, wie er dem Bösen in seinem Kopf eine Falle stellen könnte. Es musste doch möglich sein, einen Beweis zu erbringen, zu was er in der Lage war. Doch wie sollte er dies bewerkstelligen, wenn er nicht wusste, gegen wen oder was er kämpfte?
Auf dem Weg zu seinem Auto kam Franklyn eine zündende Idee. Er musste einfach nur seinen Tagesablauf aufzeichnen. Sollte er abends feststellen, dass er wieder einmal gegen seinen Willen gehandelt oder eine Erinnerungslücke hatte, brauchte er sich bloß die Aufzeichnung anzusehen. Er könnte sehen, was er getan oder hören, was er gesprochen hatte. Wenn er etwas Ungewöhnliches finden würde, zum Beispiel, dass er seine Macht benutzt hatte, hätte er den eindeutigen Beweis für seine ungewöhnliche Fähigkeit und auch für seine Aussetzer. Er bräuchte anschließend nur die Aufzeichnung dem Psychiater vorzuspielen und könnte sich somit gezielt behandeln lassen. Diese Idee ließ ihn plötzlich neue Hoffnung schöpfen.
In einem Elektronik-Fachgeschäft ganz in der Nähe ihres Hauses kaufte er sich eine Mini-Digitalkamera, die er unbemerkt an seiner Sonnenbrille befestigen konnte. Aufgrund ihrer Größe bemerkte niemand das kleine, schwarze Auge direkt neben seinem Ohr. Das Kabel führte er hinter dem Kopf über den Rücken in seine Hosentasche. Dort befand sich das Aufzeichnungsgerät, das in der Lage war, mehrere Tage in hoher Auflösung aufzuzeichnen. Sogar der Akku hielt im Dauerbetrieb mehrere Tage durch. Das Gerät war nicht günstig gewesen, doch Franklyn interessierte der Preis nicht. Einzig und allein die Wiederherstellung seines normalen, geistigen Zustandes war für ihn wichtig. Lediglich die Sonnenbrille ständig zu tragen war nicht in seinem Sinne, doch diese Einschränkung musste und wollte Franklyn in Kauf nehmen. Da momentan die Sonne sehr häufig schien, fiel eine Sonnenbrille kaum auf. Dies war die einzige Möglichkeit, sein Verhalten aufzuzeichnen, da er nie wusste, wann ein Erinnerungsaussetzer eintreten würde.
Es blieb nun zu hoffen, dass das Böse in seinem Kopf diesen Trick nicht durchschaute und ihm einen Strich durch die Rechnung machte, indem es sich wiederum versteckte, solange er aufzeichnete.
Franklyn befand sich noch immer auf dem Weg zu seinem Auto. Der Weg führte ihn durch die Einkaufsmeile der Stadt. Ein so genannter Halbstarker kam ihm entgegen und hatte nichts Besseres im Kopf, als ihn anzurempeln. Vermutlich hatte er es auf Streit abgesehen. Direkt griff Franklyn in seine Hosentasche und kontrollierte, ob das Aufzeichnungsgerät aktiv war. Ja, es war eingeschaltet. Der Halbstarke drehte sich um und pöbelte ihn an. „Hey, du Idiot, willst du eins aufs Maul?“, fragte er und zeigte Franklyn drohend seine Faust.
Franklyn, ließ sich von der Drohung nicht im Geringsten beeindrucken. „Ich diskutiere nicht mit Menschen, die ein Niveau wie eine verdreckte Toilette haben. Wenn du Streit brauchst, such dir einen Anderen.“
Anstatt weiter zu gehen ließ sich der Pöbler aber von Franklyns Worten gewaltig provozieren. Vielleicht suchte er aber tatsächlich nur jemanden, mit dem er kämpfen konnte. Er drehte sich so weit um, dass sie sich mit ihren
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