Azurblaue Gewalt (Carla, John und Franklyn)
gemietet“, antwortete der glücklich aussehende Mann. „Wenn Sie möchten, können Sie heute Abend bei uns essen. Meine Frau bereitet sicher gern ein paar Mahlzeiten mehr für meine Retter. Wenn Sie erfährt, was Sie für mich getan haben, wird sie sicherlich vor lauter Glück das leckerste und beste Essen der Welt für Sie bereiten. Heute Abend grillen wir auf unserer Terrasse. Also wenn Sie möchten, kommen Sie zu uns. Sie sind herzlich eingeladen. Den Duft nach Gegrilltem werden Sie sicher wahrnehmen. Der Wind steht günstig für Sie.“
„Vielen Dank für die freundliche Einladung“, antwortete Sally und verneigte ihren Kopf.
Anschließend verabschiedete sich der Mann lächelnd und ging zurück zu seinem Haus.
Ein paar Sekunden später hörten sie erneut laute Rufe und Schmerzensschreie einer Frau.
Sally lief zu ihr und stellte fest, dass auch sie schlimme Verbrennungen an ihren Beinen erlitten hatte. Wieder versuchte sie, die Wunden hinfort zu streicheln, doch es geschah nichts Verwunderliches. Sie spürte auch keine besondere Energie in ihren Händen kribbeln. Leider konnte sie der Frau nicht helfen. Also entschieden sie, die Frau zum Hotel zu tragen, wo sie schließlich vom Personal versorgt wurde. Sie besaßen eine spezielle Salbe gegen Verbrennungen durch Quallen. Diese linderte den Schmerz, doch dauerte es wesentlich länger, bis er schließlich nachließ. Auch Wundersalben entwickeln ihre Wirkung nicht unmittelbar.
Als die Freunde wieder am Strand auf ihren Badetüchern saßen, kam die große Frage auf, was soeben geschehen war. Sally verfügte vorübergehend über heilende Kräfte, die nach einem einmaligen Einsatz verpufft waren. Sie war ziemlich enttäuscht, dass sie der in Not geratenen Frau nicht ebenso helfen konnte, wie zuvor dem schwer verletzten Mann.
„Warum konnte ich ihm helfen, und warum haben meine Kräfte versagt, als ich die Frau heilen wollte? Als ich den Mann berührte, verspürte ich eine besondere Energie in meinen Händen. Sie haben vor lauter Kraft regelrecht gekribbelt.“
„Das war nicht zu übersehen“, sagte John stichelnd. „Du hast ihn gestreichelt wie eine Weltmeisterin. Dass es ihn nicht erregt hatte, lag vermutlich ausschließlich an seinen Verletzungen.“
Sally schlug ihm symbolisch mit der Faust gegen die Schulter. „ Halt die Klappe, du Idiot. Ich habe ihm geholfen. Ich habe seine Schmerzen beseitigt, mehr habe ich nicht getan.“
„Er ist dir ja anschließend ganz schön heftig um den Hals gefallen. Dass er dich nicht geküsst hat, war ein Wunder.“
„Er kann mir gern um den Hals fallen, zum Küssen hat er seine Frau“, würgte sie John ab.
„Lass mir doch meinen Spaß. Ich muss dich doch auch mal ein wenig ärgern. Es ist herrlich, wie du dich au fregst.“
„ Aber Spaß beiseite, ich frage mich bloß, wie ich das bewerkstelligt hatte. Ich bin keine Wunderheilerin. Ich habe in meinem Leben noch nie über besondere Kräfte verfügt, geschweige denn über heilende Fähigkeiten.“
„Du kannst aber Dinge zum Wachsen bringen“, st ichelte Franklyn. „Gewisse Dinge …. Pflanzen…“
„Ja, ja, ich weiß genau, an was du jetzt denkst. Das kann ich gut, das weiß ich.“
„Vielleicht kannst du nicht immer heilen, möglicherweise funktioniert es nur ab und zu. Oder vielleicht kannst du nur Männer heilen. Es könnte auch sein, dass sich die Energie, die du in den Händen verspürt hattest, erst wieder aufladen muss. Nach einer Heilung kannst du nicht gleich den oder die nächste heilen. Das wäre ebenfalls möglich.“
„Wir werden es sicher herausfinden. Wenn nicht heute, dann vielleicht morgen, oder übermorgen. Ich muss wi ssen, wie ich diese Energie wieder aufladen kann.“ Sally betrachtete ihre Hände, konnte aber nichts Ungewöhnliches daran feststellen.
„Alkohol oder das Wasser in unserem Pool können wir jetzt getrost ausschließen. Wir haben noch nichts Alkoholisches zu uns genommen, und der Pool ist vierhundert Meilen entfernt“, stellte Franklyn fest. „Den Pool können wir bei unseren Untersuchungen ganz getrost vergessen.“
„Es bleibt nicht mehr viel übrig, was wir testen kön nten. Es muss etwas sein, das auch hier am Strand existiert.“
„Ja, John, aber was kann es sein?“
„Die Sonne. Vielleicht ist es die Strahlung der Sonne, die deine Hände aufgeladen hatte. Sonne haben wir zu Hause und auch hier.“
„Warum sollte gerade die Sonne meine Hände aufl aden? Findest du nicht auch, dass es ein wenig
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