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Babel Gesamtausgabe - Band 1-3

Babel Gesamtausgabe - Band 1-3

Titel: Babel Gesamtausgabe - Band 1-3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cay Winter
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Karls Antwort auf jedes Problem gewesen: einfach eine Platte von Dolly auflegen, und schon wurde das Leben schöner. Wenn andere Menschen Hilfe bei einem Therapeuten oder einem Priester suchten, ging Karl auf Flohmärkte und kaufte alte Countryplatten. Inzwischen konnte Babel Peace Train auswendig, und wenn das wirklich seine Vorstellung von Göttlichkeit war, blieb sie lieber ohne Konfession.
    Aus dem ersten Stock drang Mos Stimme nach unten, der sich lautstark darüber beschwerte, dass die olle Kamelle so angestaubt sei wie die Heilsversprechen auf Kirchentagen. Über seinen unverschämten Ton war Babel irgendwie erleichtert, denn seit sie das Krankenhaus verlassen hatte, war der kleine Plag mit den rotgefärbten Haaren und den unzähligen Ringen in den Ohren der Einzige, der sich verhielt wie immer. Während das Geschäft auf Eis lag, weil Karl ihr keine neuen Aufträge vorlegte und Du musst dich schonen zu seinem neuen Mantra geworden war, blieb Mo genauso unfreundlich wie am Tag ihrer ersten Begegnung.
    Als die Plags wegen der Sache mit Mikhail und dem Dämonen die Stadt verlassen hatten, war Mo nicht mit ihnen gegangen. Stattdessen hatte er Unterschlupf bei Karl gefunden und war dort irgendwie hängen geblieben – selbst dann noch, als die Plags längst zurückgekehrt waren, um die Wagenburg, in der sie zuvor gelebt hatten, wieder aufzubauen.
    Karl gelang es sogar, Mo davon zu überzeugen, wieder in die Schule zu gehen. Wenn auch nur an drei von fünf Tagen und nicht immer in dieselbe.
    Tom redete nicht oft über Mo, aber Babel wusste, dass er froh war, dass sich Karl so lange um den Jungen kümmerte, wie Tom versuchte, die Wagenburg wieder zu dem zu machen, was sie vor den Morden an den Plags gewesen war. Aus irgendeinem unerfindlichen Grund fühlte sich Tom für Mo verantwortlich, seit dessen Eltern die Stadt mit einem Zirkus verlassen hatten.
    Auf dem ersten Treppenabsatz begegnete Babel der Hutmacherin, die ihr Geschäft im Erdgeschoss hatte und außer ihnen die einzige Mieterin im Haus war.
    Yolanda stützte die Hände in die Hüfte und sah missbilligend auf Babel herab, genau wie der Polizist zuvor. Als hätten sie beide irgendwo einen Kurs belegt, in dem man lernen konnte, wie man möglichst wirkungsvoll seine Missbilligung zum Ausdruck bringt.
    Babel blieb drei Stufen unter ihr stehen. Offenbar war Yolanda wieder einmal damit beschäftigt, die Treppe zu putzen. Bedauerlicherweise bildete sie sich ein, damit den Verfall des Gebäudes aufhalten zu können, ohne zu merken, dass ihr ständiges Wienern nur den Linoleumboden porös werden ließ. Babel hatte längst aufgegeben, sie darauf hinzuweisen.
    »Hallo Yolanda«, sagte sie stattdessen, als sie sich an ihr vorbeidrückte und versuchte so wenige Schritte wie möglich auf dem nassen Boden zu machen.
    Die Hutmacherin erwiderte den Gruß nicht. Stattdessen deutete sie mit dem Zeigefinger nach oben. »Das geht so wirklich nicht weiter!«, sagte sie streng. Dabei zog sie die feinen Brauen fest zusammen, und der ohnehin schmale Mund wurde ein freudloser Strich.
    Yolanda war keine Schönheit, sie war das, was man gemeinhin einen Typ nannte, an allen Ecken ein bisschen herb, aber für so manchen Betrachter durchaus reizvoll. Vermutlich war sie noch nicht ganz vierzig, auch wenn ihr Verhalten manchmal andeutete, dass sie die siebzig weit hinter sich gelassen hatte.
    Im Grunde war sie kein schlechter Mensch, vielleicht hätte Babel sie sogar gemocht, hätte Yolanda nicht dem Irrglauben angehangen, Babel besäße irgendeinen Einfluss auf den Musikgeschmack ihres Geschäftspartners. Oder auch nur auf die Lautstärke. Denn genau deswegen sprach sie Babel immer wieder an.
    »Das verstößt gegen die Hausordnung.«
    »Ich werde Karl sagen, dass er die Musik leiser drehen soll«, versprach Babel, obwohl sie wusste, dass es vergebliche Liebesmüh war. Gegen die fanatische Liebe, die Karl für Dolly hegte, war kein Kraut gewachsen, und manchmal fragte sich Babel ernsthaft, wie er je eine langfristige Beziehung zu einer Frau aufbauen wollte, wenn er alle Frauen mit dieser einen verglich.
    Als sie damals das Büro eröffnet hatten, hatte sie kurzzeitig angenommen, er würde vielleicht Gefallen an der zehn Jahre jüngeren Hutmacherin finden, aber das war der größte Reinfall seit der Erfindung von alkoholfreiem Bier gewesen.
    Eilig lief sie weiter, um jeder weiteren Diskussion aus dem Weg zu gehen. Yolandas vorwurfsvollen Blick konnte sie noch bis zum nächsten

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