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Babkin, unser Väterchen

Babkin, unser Väterchen

Titel: Babkin, unser Väterchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Halunke!
    »Aber mein Lieber, Pech hatte ich doch. Entdeckt wurde ich zwar nicht von dir, du Tropf, du warst viel zu dämlich dazu, sondern von Nelli, deinem Töchterchen. Ein kluges Mädchen … Sieht sich eines Tages die frisch gelieferten Schweinehälften an, und was sagt sie zu mir: ›Komm mal her, du Erzgauner, du Schwanzhaar des Teufels, was drehst du uns da an? Freibankfleisch? Ohne Stempelchen vom Veterinär? Sind wohl am Rotz gestorben, die lieben Schweinchen, was? Soll man das meinem Väterchen Babkin melden? Das Gesicht wird er dir auf den Rücken drehen. Na, nun rede … ‹ Ich hab's gestanden, was blieb mir anderes übrig? Und was sagt dein süßes Töchterchen Nelli? ›Hör zu, Aljoscha Sidorowitsch‹, sagt es zu mir, ›keine einzige Kopeke ist das Fleisch wert, du aber kassierst bei Väterchen gute fette Rubel dafür. Was ist nun, wenn ich schweige, nichts verrate, nichts gesehen habe? Wäre das nicht die Hälfte deines ergaunerten Gewinns wert? Überleg es dir gut, Genosse Sawitzkij!‹ – Ha, was gab's da noch zu überlegen? Keine Strafe, weitere Lieferungen von wertlosem Fleisch und immer noch ein gutes Geschäft … Nelli und ich waren uns einig, teilten den Gewinn, und da wir nun mal Partner waren, Nelli ein strammes Mädchen ist und ich trotz meiner Jahre ein noch leistungsfähiger Mann bin, verlegten wir die monatlichen Abrechnungen für ein Stündchen in mein Bett. Babkin, mein Guter, was will man mehr vom Leben? Geschenktes Geld und ein geschenktes Weibchen – und der Genosse Lehrer Pyljow drückte mir sogar begeistert die Hand, wenn ich ihm ein saftiges Lendenstück ins Haus brachte.«
    Sawitzkij atmete tief durch. »Das war's, Babkin, du größtes Rindvieh auf dieser Erde … Friede sei mit dir.« Er reckte sich, als sei er gerade aus dem Bett gestiegen, und ließ die Gelenke knacken. »Wie leicht fühle ich mich jetzt, wie ein Federchen! Es ist schon etwas Gutes, sein Gewissen zu erleichtern.«
    Sawitzkij, für den Babkin im Augenblick keinen Schimpfnamen mehr fand, weil alle, die er kannte, und das war ein Sack voll, zu mild waren und alle Flüche zu zahm, bekreuzigte sich wieder, faltete sogar die Hände, sprach murmelnd ein Gebet und entfernte sich dann wie ein Erlöster.
    Als die Tür hinter ihm zuklappte, dachte Babkin: Selbst die Beulenpest ist zu milde für ihn. Oh, wenn man noch einmal leben könnte …
    Aber da ging die Tür schon wieder auf, und der nächste kam herein.
    Walentina Wadimowna war mit ihren achtundzwanzig Jahren schon ein richtiges Hausmütterchen geworden. Nicht allein, weil sie ein Kind großzog, von dem keiner außer dem Popen und nun auch Babkin den Vater kannte und diese Tatsache es mit sich brachte, daß ein anständiger Bürger von Ulorjansk nicht bereit war, Walentina zu ehelichen – nur eine Menge unanständiger Anträge bekam sie als Entschädigung. Nein, Walentina hatte sich auch damit abgefunden, neben Nina, dem Mütterchen, den Haushalt zu führen, Väterchen Babkin zur Hand zu gehen und immer noch fleißig im Kirchenchor zu singen. Weshalb … na, das wissen wir ja nun.
    Walentina besaß ein wahres Engelsstimmchen, jubilierte in den höchsten Tönen, klar und rein, und wenn die Babkins etwa in Swerdlowsk oder gar in Irkutsk gelebt hätten, wäre aus ihr sicherlich eine hervorragende Opernsängerin geworden. Aber in Ulorjansk verkümmerte ihr Talent; wer kommt schon in diese Abgeschiedenheit, um einen neuen Opernsopran zu entdecken?
    Nun stand Walentina vor dem Bett ihres geliebten Väterchens, sah den Bleichen an und begann sofort zu weinen.
    Nötig hast du's, dachte Babkin und wurde doch angerührt von ihrem ergriffenen Schluchzen. Und wie nötig! Läßt sich von einem Popen ein Kind machen! Von einem Greis! Ungeheuerlich ist das! Da laufen in Ulorjansk eine Menge stramme Männer herum, unverheiratet, bereit, Babkins Schwiegersohn zu werden, und was tust du, Walentina? Mit Waninow, einem Priester, sündigst du! Wer kann dir das verzeihen? Zittere deinem letzten Stündlein entgegen … Ich hab' es hinter mir, und was ich auch im Leben getan habe, es ist wie Limonade gegen die Säure, die ihr mir seitdem über meine Seele geschüttet habt!
    »Mein Väterchen«, begann Walentina Wadimowna und unterbrach ihr Schluchzen ruckartig. Babkin fiel das sofort auf. Ein innerlich so zerbrochener Mensch kann doch eigentlich sein Leid nicht ausknipsen, als drehe er an einem Lichtschalter.
    »Mein gutes Väterchen«, sagte Walentina noch einmal, »was soll ich

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