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Babkin, unser Väterchen

Babkin, unser Väterchen

Titel: Babkin, unser Väterchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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dir gestehen? Schreckliches ist mit mir geschehen, und du hast es nicht gewußt. Nun muß es erzählt werden, deiner ewigen Ruhe wegen … Kein Auge bekäme ich nachts mehr zu, wenn ich dich so unwissend in die Ewigkeit ziehen ließe.«
    Ich weiß alles, wollte Babkin schreien, aber er konnte es ja nur nach innen brüllen, äußerlich war er stumm und steif. Meine Jüngste – und das Liebchen des Popen. Pfui über dich, pfui! Hat's einen Sinn, sich jetzt noch – oder erst – zu schämen! Was soll's? Der Bastard ist da, ein süßes Kindchen – wer hätte Waninow so etwas zugetraut? Als Enkelchen hab ich's an mein Herz genommen, und ich liebe es. Erben wird es einmal viele Rubel, wenn auch Nina, meine Witwe und deine Mutter, dieses verdammte Aas, die Augen schließt … Schweigen wir also über deine Verruchtheit, Walentina, erzähl mir etwas Erfreuliches.
    Was aber gab es im Hause Babkin in diesen Abschiedsstunden schon Erfreuliches zu berichten? Suchen mußte man das mit starken Lampen, als habe man ein sibirisches Diamantensteinchen im Strohvorrat verloren.
    »Wie gut kennst du Väterchen Waninow, den Popen«, setzte Walentina ihre Beichte fort. »Im Kirchenchor haben wir immer fleißig geprobt, und wie das so bei Proben ist – man kommt sich näher, nicht nur musikalisch, auch menschlich. Die Töne machen das, Väterchen, der harmonische Zusammenklang, der Zauber der Melodie, das Wunder, was man mit ein paar Noten alles machen kann. Und Waninow, das weißt du ja, ist ein großer Sänger. Sein Baß läßt die Ikonostase erzittern und dringt in die Herzen ein. Ach, war ich damals ein junger, schwärmerischer Mensch, so gutgläubig und voll Hunger auf Zärtlichkeit …«
    Der Blitz treffe Waninow, den Mädchenschänder, schrie es in Babkin. Hab ich's nicht gesagt: Ein reines Wesen ist Walentina, mein Töchterchen. Aber der alte bärtige Bock hat sie beschmutzt. Predigt wider die Sünde und läßt außerhalb der Kirche vor jedem Rock die Hosen fallen! O je, o je … kein Vertrauen hast du zu deinem Väterchen gehabt, Walentina. Hättest es gleich sagen müssen: Sidor Andrejewitsch hat mir die Tugend gestohlen! An seinem Bart hätte ich ihn aufgehängt, – an diesem langen, weißen Bart, der sein ganzer Stolz ist.
    »Da lag ich nun eines Tages am Ufer des Binowska-Baches, ganz allein hinter einem Busch, wie's sich gehört, wenn man nichts mehr auf der Haut hat, sonnte mich und träumte, daß ich auf der Bühne eines Opernhauses stehe und die ›Mimi‹ aus ›La Bohème‹ singe. Im Ohr klingt's mir wunderschön, Väterchen, nichts höre und sehe ich mehr um mich herum … Da fällt ein Schatten plötzlich über mich, und Waninow steht vor mir, eine Angel in den Händen. War das ein Schrecken, glaub es mir. Starr vor Scham bin ich gewesen, um mich drehte sich der Bach, das Gras, der Wald … Und da sagt Sidor Andrejewitsch mit seinem dröhnenden Baß: ›Schäme dich nicht, mein Töchterchen. Wenn ein Mensch das Paradies sucht, findet er Gottes Güte!‹ Neben mich setzte er sich, streichelte meinen nackten Leib … Ein Gefühl war's, Väterchen, wie kann man's beschreiben? Zum erstenmal geschah's doch: Ein Fremder berührte mich. Ein Zittern überkam mich, fast ohnmächtig wurde ich davon. Und plötzlich war auch Väterchen Waninow im Paradies, zog seine Kleider aus und lag neben mir in der Sonne am Ufer des Binowska-Baches …«
    Die Hölle möge dich erschlagen, Sidor Andrejewitsch, knirschte Babkin und verdrehte vor Wut die Augen. Die ganze Hölle! Was hast du meinem Töchterchen angetan! Liegt da und träumt von Opern, die Sonne wärmt sie, Schmetterlinge umgaukeln sie, die Vöglein singen auf den Zweigen – und da kommst du, der Lüstling im ehrwürdigen Priestergewand und … Oh, laß mich nicht weiterdenken, du Schuft! Nicht an deinem Bart möchte ich dich aufhängen … nicht daran … Und du, Walentinuschka, schweig jetzt. Foltere das Vaterherz nicht noch mehr mit Einzelheiten. Dein Väterchen hat dir verziehen, du mein gequältes Lämmchen, meinen Segen hast du.
    »So war's nun mal«, sagte Walentina Wadimowna und wischte sich die Tränen aus den Augenwinkeln. »Wenn der Chor geprobt hatte, blieb ich immer noch für ein Stündchen bei Waninow, die Noten ordnen, wie es hieß, und die Kerzen auswechseln … die Woche zweimal, daran kann man sich gewöhnen, Väterchen. Und hat's nicht Erfolg? Das Solo singe ich allemal, meine Stimme lobt jeder, und Sidor Andrejewitsch hat versprochen, daß mir einmal der

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