Babylon: Thriller
daher passte es ins Bild. »Corinne, vielen Dank für all das. Du hast mir wirklich geholfen.«
»Kein Problem. Melde dich. Mach dich nicht wieder so rar, okay?«
»Nein, versprochen.«
Nachdem ich aufgelegt hatte, dachte ich über diesen neuen Aspekt nach, den Transhumanismus, und fragte mich, was das mit dem Schatz zu tun haben könnte, dessen Versteck auf Nahums Schrifttafel genannt wurde. Ich hatte angenommen, dass der Begriff Transmutation sich auf die Umwandlung von unedlen Metallen in Gold bezog, da er meistens in dieser Bedeutung benutzt wird. Aber er konnte sich auch auf jede andere Art von Veränderung beziehen, sogar auf die Evolution. Als ich den Begriff recherchierte, konnte ich nachlesen, dass Charles Darwin anfangs als Transmutationist bezeichnet wurde. Ein typisches Hal’sches Wortspiel: von menschlichem Fleisch zu einem Diamanten. Von einem menschlichen Tierwesen zu einer völlig neuen Seinsform. War dies vielleicht das übernatürliche Element, auf das Tomas angespielt hatte? Diese Frage führte jedoch nirgendwohin, und ich tappte weiterhin völlig im Dunkeln.
Ich musste zum Sheridan Square zurückkehren, dem Ort, wo ich das letzte Mal einen Ring gesehen hatte. Ehe ich die Bibliothek verließ, sah ich in der Hoffnung auf eine Nachricht von Tomas in meinem E-Mail-Fach nach. Von ihm war nichts gekommen, aber mein Anwalt hatte geantwortet:
John,
zuerst einmal, was ist mit Reznick? Ich bringe Sie mit einem der besten Strafverteidiger der Stadt zusammen, und Sie bringen es fertig, zu einem Termin mit ihm nicht zu erscheinen. Reznick ist stocksauer und ich bin auch nicht besonders glücklich. Was die Wohnung betrifft, war eine New Yorker Firma für den Käufer tätig und ich habe mich mit ihr in Verbindung gesetzt. Der Verkauf wurde ordnungsgemäß vollzogen und ist endgültig. Da lässt sich nichts mehr machen. Ich habe Ihre Lage geschildert und man lässt Ihnen Zeit bis zum 26. August. Unter den gegebenen Umständen ist das sehr großzügig. Bis dahin müssen Sie Ihren sämtlichen Besitz aus der Wohnung herausgeschafft haben, sonst wird er entsorgt. Das ist das Beste, was ich erreichen konnte. Ich schicke Ihnen in Kürze eine schriftliche Bestätigung nebst meiner Rechnung.
Meine letzte Hoffnung erlosch wie ein Feuer im Regen. Ich konnte ein wenig Bargeld aufbringen, indem ich Samuels Sammlung verkaufte, etwas, woran ich noch nicht einmal denken wollte. Ansonsten war ich pleite, auf der Flucht und völlig alleine.
Zweiter Teil
Das Geheimnis von Nahum
Lucifer hatte bereits am elften Morgen den Heerzug
schwebender Sterne verscheucht, als früh in die lydischen Felder
Midas ging und Silenus dem blühenden Zöglinge darbot.
Ihm gab Bacchus die Wahl, die schmeichelte, aber nicht frommte,
sich ein Geschenk zu ersehen für den wiedergefundenen Pfleger.
Ovid, Metamorphosen XI:93–98
Fünfundzwanzig
Andys Mitteilung machte meinen nächsten Anruf um das Zehnfache schwieriger. Die Situation war völlig außer Kontrolle und ich wurde nicht mehr alleine mit ihr fertig. Ich würde der Polizei von Laurel erzählen müssen, doch ich brauchte jemanden in meiner Begleitung, damit man mir glaubte. Ich wählte seine Privatnummer und er meldete sich sofort.
»Reznick am Apparat.«
»Hier ist John Madison.«
»Nun, Sie haben sich um einen Tag verspätet. Es gibt eine ganze Schlange von Leuten, die meine Hilfe brauchen, Madison. Ich habe Sie nur dazwischengeschoben, um Andy einen Gefallen zu tun.«
»Sehen Sie, ich entschuldige mich in aller Form, dass ich die Verabredung habe platzen lassen. Eine Freundin von mir ist in großen Schwierigkeiten. Sie …«
»Juristischen Schwierigkeiten?«
»In gewisser Weise.«
»Wenn Sie einen Termin wünscht, hoffe ich, dass sie bessere Manieren hat als Sie.«
»Juristische Hilfe ist wohl noch nicht nötig. Sie wurde bedroht, und jetzt ist sie verschwunden.«
»Sagen Sie jetzt bloß nicht, dass Sie wegen ihr zur Polizei gehen wollen.«
»Doch, das hatte ich vor.«
»Waren Sie schon mal in den Grüften, wie unser Untersuchungsgefängnis in Manhattan liebevoll genannt wird?«
»Nein.«
»Dann werden Sie sie bald kennenlernen, und ich kann Ihnen jetzt schon sagen, dort verspeist man Sie zum Frühstück. Ich habe Sie bei unserem letzten Gespräch gewarnt, sich auf keinen Fall freiwillig an die Polizei zu wenden, egal aus welchem Grund, und das war, ehe ich die neue Information bekam.«
In meinem Gehirn ertönte eine Alarmglocke. »Welche neue Information?«
»In
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