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Babylon: Thriller

Babylon: Thriller

Titel: Babylon: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D. J. McIntosh
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soeben ins Gesicht gespuckt.
    »Wo ist Laurel? Bringen Sie mich sofort zu ihr.«
    So wie er gekleidet war, schwarzer Maßanzug, weißes Oberhemd, dezente Krawatte, sah er aus wie ein Bestattungsunternehmer. Ich bemerkte ein leichtes Zucken, das einzige Zeichen für die Anspannung, unter der er offensichtlich stand.
    »Ich habe Ihre Gesellschaft in meinem Heim durchaus genossen, John. Daher sollten wir heute jeden falschen Zungenschlag vermeiden.« Er kam ein paar Schritte näher und klopfte mir in einer Weise auf die Schulter, wie ein Onkel es bei seinem Lieblingsneffen tun würde.
    Ich wich vor seiner fleischigen Hand zurück; in diesem Moment hatte ich wirklich keinen Sinn für seine verlogene Demonstration von Höflichkeit. »Sie haben mir noch immer keine Antwort gegeben. Ich sagte, dass ich sie sehen will.«
    »Und wenn wir uns weigern? Kommen Sie dann mit donnernden Colts angeritten?« Er lachte. »Madison, betrachten Sie das Ganze als einen Hundekampf. Wir sind die Rottweiler und Sie sind der Pudel – und zwar einer von den kleinen, ein Zwergpudel. Das ist kein echter Wettstreit. Suchen wir uns einen ruhigen Platz, wo wir reden können. Hier werden wir ständig gestört.«
    Meiner Wut Ausdruck zu verleihen, sorgte sicherlich dafür, dass ich mich besser fühlte, aber Laurel würde es nicht im Mindesten helfen. Ich käme sicherlich weiter, wenn ich mitspielte und nach einer Lücke Ausschau hielt, die ich für mich ausnutzen konnte. Wir gingen durch den Flur und betraten einen Fahrstuhl. Der Spaßvogel ging voraus und ließ Eris als Nachhut zurück. Ward drückte auf den Knopf für den fünften Stock und wir gelangten in einen Raum mit den Ausmaßen eines Saals. Vom Fußboden bis zur Decke war er sicherlich um die zwei Stockwerke hoch. Der Saal war riesig, besaß einen runden Grundriss und keine Fenster. Ich vermutete, dass die Fenster, die ich von außen gesehen hatte, hermetisch verschlossen worden waren. Die Wände waren weiß, seidig schimmernd tapeziert. Die Decke, eine leicht gewölbte Kuppel, trug in der Mitte ein Oberlicht in einem bronzenen Rahmen. Ich konnte über mir einen ellipsenförmigen Ausschnitt des Himmels erkennen, aber das meiste Licht strömte indirekt in den Raum und kam von Lampen, die hinter einem Sims versteckt waren. In dem Raum herrschte eine kalte Atmosphäre, als gehörte er zu einer fremden Welt. Kreisförmig angeordnet waren eine Reihe Kästen mit Glasfronten, deren Krümmung auf die runde Außenwand dieses Saales abgestimmt war.
    Ward machte mit dem Arm eine weit ausholende Geste. »Unsere Galerie«, sagte er.
    Weiße Plastikmonitore, jeder mit einer Reihe blinkender grüner Lichter ausgestattet, waren an den Kästen befestigt. Fast zwei Drittel enthielten Artefakte und der Rest Bücher und Manuskripte. Ich schätzte, dass nicht alle einwandfreier legaler Herkunft waren. Einige stammten sicherlich aus Plünderungen, während es sich bei anderen wahrscheinlich um Fälschungen handelte. Ich glaubte, eine aus dem Nationalmuseum gestohlene Statue erkennen zu können. Mit einem einzigen Telefonanruf könnte ich wahrscheinlich dazu beitragen, dass das FBI imstande war, eine ganze Reihe ungelöster Fälle zu den Akten zu legen.
    »Das Glas ist bruchsicher«, sagte Ward. »Man könnte hier drin eine Granate zünden und es würde nicht bersten. Der gesamte Saal ist gegen ultraviolettes Licht abgeschirmt. Die einzelnen Vitrinen verfügen sogar über eine eigene Belüftung, damit Luftfeuchtigkeit und Temperatur stets auf einem konstanten Niveau bleiben. Wie Sie wahrscheinlich wissen, ist das Erdreich im Irak besonders salzhaltig. Wenn tönerne Gegenstände aus dieser Erde geholt werden, dann trocknen sie sehr schnell aus, bekommen Risse und zerfallen schließlich. Ich nehme mir jeden Tag die Zeit, um hierherzukommen. Man kann es spüren, wissen Sie, wie die alten Handwerker und Künstler durch das Glas zu einem sprechen.«
    Die Seiten vieler Bücher und Manuskripte waren dünn wie Pergament und bräunlich verfärbt, teilweise nahezu durchsichtig und so brüchig wie Greisenhaut. Sie lagen auf kleinen hölzernen Podesten oder Gestellen, die aussahen wie miniaturisierte Lesepulte. Ich drückte mit der Hand gegen eine Glaswand, um sie aufzuschieben, doch sie war natürlich verriegelt.
    »Die Artefakte können käuflich erworben werden, aber diese Abteilung beherbergt meine eigene Sammlung. Einige dieser Stücke sind wirklich sehr selten. Ich kann für Sie eines herausholen, wenn Sie möchten.«

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