Baccara Collection 185
hier jemand? Los, steigt aus.” Jack zog die Schlüssel ab und öffnete die Tür.
Als Alec und Belinda ausgestiegen waren, nahm Jack beide an der Schulter und führte sie zu den Gräbern. Die aufgehende Sonne tauchte das Dutzend Granitgrabsteine in ein dunkles Rosa. Hier waren alle Wilders bestattet, bis hin zu John, dem englischen Baron, der das Land beim Pokerspiel gewonnen hatte, und einige Farmarbeiter.
Jack führte sie zu Cathys Grab. „Geliebte Frau und Mutter” stand auf dem Grabstein.
„Schaut genau hin”, sagte Jack.
Belinda verschränkte die Arme. „Wir haben es schon früher gesehen, Jack.”
„Ja, das stimmt.” Jack nickte. „Aber ich glaube, ihr habt es nicht richtig wahrgenommen. Lasst mich ganz offen sein. Cathy ist tot. Ihr beide lebt noch. Und obwohl jeder Cathy sehr mochte, war sie nicht die edle, selbstlose Märtyrerin, zu der ihr sie jetzt macht.”
„Das reicht jetzt, Jack.” Alec nahm Belindas Arm. „Lass uns gehen.”
„Na gut”, fauchte Jack. „Dann seid eben blind, taub und stumm gegenüber dem, was jemand zu sagen hat, dem ihr viel bedeutet und der euch mit der Wahrheit konfrontiert! Ja, sie war wunderschön, sie war wunderbar. Aber sie war nicht perfekt. Dass sie zum dritten Mal schwanger wurde - ganz zu schweigen davon, wie sie schwanger wurde, indem sie ihren eigenen Mann anlog - war das Egoistischste, was ich je erlebt habe.”
„Wie kannst du nur so etwas sagen, Jack?” rief Belinda. „Sie hat ihr Leben für Grant geopfert.”
„Da liegst du ganz falsch. Sie war viel zu egoistisch, um etwas zu opfern. Zur Hölle mit den Ärzten, die vielleicht mehr über ihren Zustand wussten als sie selbst, zur Hölle mit den Wünschen ihres Ehemanns, mit der Vorstellung, dass sie zwei kleine traurige Jungen zurücklassen könnte, die ohne Mutter aufwachsen müssen, oder mit den Gefühlen aller anderen, die um sie trauern würden. Sie wollte ein neues Baby, und wenn sie nur ihren Willen bekam, war ihr alles andere egal. Und wenn ihr mich fragt, hat sie sich nur jemanden gewünscht, der total von ihr abhängig war. Und wenn ihr beide zulasst, dass eine tote Frau zwischen euch steht, dann verdient ihr nichts Besseres.”
Jack setzte seinen Hut wieder auf und ließ Alec und Belinda einfach stehen.
Kurz darauf hörten die beiden das Knirschen von Reifen auf dem Schotterweg. „Verdammt!” schrie Alec und rannte zum Gatter. „Jack!”
Jack winkte ihm kurz zu und fuhr davon.
„Dieser Hundesohn! Das wird er mir büßen.”
Belinda war inzwischen nachgekommen und sah verblüfft der Staubwolke nach, in der Jack verschwunden war. „Hat er uns einfach hier sitzen lassen?”
Alec knirschte mit den Zähnen. „Sieht ganz danach aus. Am besten, wir machen uns auf den Weg. Es sind drei Meilen bis zum Haus.”
Und so gingen sie schweigend zu Fuß zurück. Nach fünf Minuten kamen sie zu der Wegkreuzung, wo die Straße zum Friedhof auf den Ranchweg traf.
„Willst du darüber reden?” fragte Alec schließlich.
„Nein.”
Alec griff nach ihrer Hand.
Widerspenstig zog Belinda ihre Hand zurück. „Lass das.”
„Slim …”
„Ich hasse es, wenn du mich so nennst.” Verwundert hob er die Augenbrauen. „Warum?”
„Wir beide wissen doch, dass du das nur zu mir sagst, um mir zu zeigen, dass ich nicht Cathys Kurven habe. Vermutlich hast du letzte Nacht hundert Mal gedacht, dass ich nur ein miserabler Ersatz für sie bin. Aber du brauchst dir nicht einzubilden, dass du der erste Mann bist, der so denkt.”
Alec schnappte nach ihrer Hand und wirbelte sie zu sich herum. „Das also willst du mir wieder vorhalten?”
Sie riss sich los und ging weiter. „Nicht speziell das.”
Wieder hielt er sie fest. „Also, deshalb wolltest du mir heute Morgen nicht in die Augen sehen? Weil du glaubst, ich benutze dich als Ersatz?”
„Du wärst nicht der Erste. Ich weiß auch nicht, weshalb ich immer an Cathys Ehemaligen hängen bleibe. Ein Psychologe würde wohl sagen, ich versuche Cathys Leben zu leben.” Gedankenverloren runzelte sie die Stirn. „Daran könnte sogar etwas Wahres sein. Ich war immer neidisch auf sie.”
„Wovon sprichst du eigentlich?” brachte Alec mühevoll heraus.
„Mensch, Alec, das ist doch glasklar. Cathy war wunderschön, mit ihrer hellen Haut und ihren langen, blonden Haaren, ihrer üppigen Figur und ihrem sanften Charakter. Wer wäre da nicht neidisch?”
„Toll. Gestern wolltest du dich nicht mit mir einlassen, weil ich Cathys Ehemann war. Heute
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