Baccara Collection 186
Aufmerksamkeit. „Du bist doch eine Frau, oder?” fragte er provozierend.
Ach, es war herrlich, Nell zu ärgern. Bei ihr hatte es schon immer mehr Spaß gemacht als bei seiner eigenen Schwester.
Nell war nicht so kühl und berechnend wie Caitlin. Auch wenn sie Polizistin war, konnte sie manchmal ziemlich aufbrausend sein. Doch sie wusste genau, wie weit sie gehen durfte. Und ihre Schlagfertigkeit war stadtbekannt.
„Schon möglich, Sheriff. Aber in erster Linie vertrete ich das Gesetz”, entgegnete sie eisig.
Doug starrte sie fasziniert an. „Ich habe das Gefühl, die nächste Eiszeit ist angebrochen”, sagte er fröstelnd.
Mac schmunzelte. „Los, Nell, lass uns fahren. Mit Ted Kilbourne könnte ich es jederzeit alleine aufnehmen. Aber ich weiß nicht, wie ich mich gegenüber seiner Frau und den Kindern verhalten soll.”
Draußen atmete Mac tief durch. Es war ein herrlicher sonniger Oktobernachmittag. Nur der herbe Duft der Ringelblumen, die in großen Holzkübeln neben der Polizeistation in allen Farben blühten, erinnerte daran, dass der Sommer seinem Ende entgegenging. Mac zog seine Sonnenbrille aus der Jackentasche und setzte sie auf.
„Jetzt siehst du aus wie Brad Pitt”, neckte Nell ihn. Sie wusste, dass er es nicht ausstehen konnte, wenn ihn jemand mit einem Filmstar verglich. Doch sie wollte ihm seine unverschämte Bemerkung von vorhin unbedingt heimzahlen. Mac war der Ansicht, dass sein ansprechendes Äußeres nicht sein Verdienst war. Er nahm es einfach hin, legte aber keinen großen Wert darauf. Immerhin hatte es seine Exverlobte nicht daran gehindert, ihn zu verlassen.
„Habe ich einen wunden Punkt getroffen, Sheriff?” fragte sie selbstzufrieden.
„Blödsinn”, entgegnete Mac, während er die Fahrertür öffnete. Einerseits brachte ihm sein Aussehen einige Vorteile. Die Frauen flogen geradezu auf ihn. Er brauchte sich nur eine auszusuchen. Andererseits konnte er noch so attraktiv sein, für eine dauerhafte Beziehung musste mehr dahinter stehen. Aber wollte er sich überhaupt binden? Nachdem der erste Versuch so kläglich gescheitert war, mochte er sich nicht noch einmal zum Gespött der Leute machen.
Nell ließ sich auf den Beifahrersitz gleiten, während Mac seinen Sitz zurechtrückte. „Entschuldige.” Er hielt plötzlich inne. „Ich habe dich nicht einmal gefragt, ob du fahren möchtest.”
„O Sheriff, du würdest mir tatsächlich zutrauen, so ein kompliziertes Gefährt zu bedienen? Ich fühle mich geehrt. Aber wie soll ich mir denn beim Fahren die Nase pudern? Möchtest du riskieren, dass wir mit dem nächsten Baum Bekanntschaft machen?”
Mac lachte. Nell schaffte es fast immer, ihn aufzuheitern.
„Um zu sehen, wie du dir die Nase puderst, wäre das beinahe einen Versuch wert.” Er warf einen Blick auf das hübsche Gesicht seines Hilfssheriffs. Ob sie überhaupt eine Puderdose besaß? Nell hatte sich schon immer mehr wie ein Junge benommen. Deshalb kam man auch so gut mit ihr aus. Auch wenn Mac stets versuchte, ein guter Vorgesetzter zu sein, der seine Leute durch Leistung überzeugte und nicht durch Druck, konnte es passieren, dass er manchmal ein wenig schroff reagierte. Doch bei Nell lief er niemals Gefahr, dass sie seine Worte auf die Goldwaage legte. Sie war ein prima Kumpel.
„Stimmt etwas nicht?” Sein abschätzender Blick machte sie langsam nervös.
Mac hatte plötzlich das Gefühl, seine Freundin aus Kindertagen zum ersten Mal zu sehen. Ihr ebenmäßiges Gesicht war von Natur aus leicht getönt. Make-up wäre hier die reinste Verschwendung. Das dunkle, kurz geschnittene Haar gab ihr einen übermütigen Ausdruck, und die großen, braunen Augen mit den langen, goldenen Wimpern sprühten vor Lebensfreude.
Nell war groß - beinahe einen Meter achtzig - und schlank. Eine Amazone, die kein Geheimnis daraus machte, dass sie so leicht niemanden an sich heranließ.
Als Nell sich nach hinten streckte, um den Sicherheitsgurt herauszuziehen, spannte sich das graue Uniformhemd über ihrem Busen. Ein ausgesprochen weiblicher Anblick. Es dauerte nur Sekunden, bis sie sich wieder in ihrer Ausgangsposition befand, doch Mac war sich der Intimität des Augenblicks voll bewusst.
Komm zu dir, Mac . Er fing an zu schwitzen. Die Frau neben dir ist Nell. Die gute, alte Nell.
Es war kaum zu glauben. Nells Anblick hatte ihn in einen Zustand höchster Erregung versetzt. Er startete den Wagen und gab Gas, als wäre der Teufel persönlich hinter ihm her.
„Mac …”
Er
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