Baccara Exklusiv Band 04

versteht, wie man Träume Wirklichkeit werden lässt."
    Es wäre Karen nie in den Sinn gekommen, jetzt verschämt zu tun. Schon viel zu lange hatte sie ihre Gefühle für sich behalten – bis es fast zu spät gewesen war. "Ich könnte es schaffen", erwiderte sie und nickte eifrig. "Ich könnte diese Frau sein."
    Mike lachte befreit und zog sie in seine Arme. "Du bist die einzige Frau, die für diese Position überhaupt in Betracht kommt." Und damit presste er seine Lippen auf ihren Mund.
    Noch nie war es für sie so selbstverständlich gewesen, dass er sie küsste. Es war ein neues und herrliches Gefühl. Körperlich waren sie schon miteinander verschmolzen gewesen, doch erst jetzt gehörten sie ganz und vollkommen zusammen. Untrennbar.
    Sehnsüchtig glitt er mit der Hand unter ihr T-Shirt, um ihre Brüste zu liebkosen, und es fiel ihr schwer, ihn daran zu erinnern, wo sie waren. "Mike, bitte … wenn uns nun jemand sieht …"
    Widerstrebend zog er seine Hand zurück. "Ach, und noch etwas Karen … du hast doch verstanden, dass ich dich heiraten will, oder?"
    "Ausdrücklich erwähnt hast du es nicht."
    "Gut, dann betrachte es hiermit als erwähnt. Ist das okay?"
    "Das soll ein Heiratsantrag sein, Mike Shaner?"
    Er stöhnte leise. "Karen Kessler, willst du mich heiraten?"
    "Unter einer Bedingung", antwortete sie und wedelte mit dem Umschlag. "Du änderst diese Besitzurkunde dahingehend ab, dass ebenso dein Name darauf steht. Auf diese Weise wird keiner von uns in Versuchung kommen, von der Ranch wegzulaufen."
    "Und es kann sie auch keiner von uns verkaufen. Ein sehr unflexibles Arrangement."
    "Macht dir das Sorgen? Wenn es dich stört, können wir natürlich …"
    "Nein, du Dummkopf, es stört mich nicht. Und ich werde meine Meinung auch nicht mehr ändern. Die Ranch wird uns beiden gehören, komme, was da wolle."
    Sie besiegelten die Abmachung mit einem leidenschaftlichen Kuss.
     
    "Ich kann mir gar nicht mehr vorstellen, wie ich jemals in dieses Kleid gepasst habe", meinte Flo, während sie über das prächtige Satinkleid strich, das Karen trug. Es war dasselbe Kleid, in dem auch Karens Mutter und Großmutter geheiratet hatten.
    Mit dem bodenlangen Rock und den langen Ärmeln, dem hohen Halsausschnitt und der schweren Schleppe war es viel zu warm für eine Hochzeit im Juli, doch Karen wäre nicht im Traum eingefallen, etwas anderes zu tragen. Sie fühlte sich darin wie eine Prinzessin und des umwerfenden Mannes neben ihr würdig. Mike trug einen dunkelgrauen Anzug und hatte ihr leicht, aber dennoch besitzergreifend eine Hand um die Taille gelegt.
    Die Trauungszeremonie hatte nur wenige Minuten gedauert. Jetzt war es Zeit für den Hochzeitsempfang, und bei der Masse von Menschen um sie herum war Karen überzeugt, alle Einheimischen im Umkreis von fünfzig Meilen wären gekommen, um auf das Wohl und den Erfolg ihrer beiden mutigen Straußenfarmer das Glas zu erheben.
    Auf einer der leeren Weiden der Red Canyon Ranch war ein riesiges Zelt errichtet worden. Es sollte sie alle vor der Sonne schützen, doch es war trotzdem glühend heiß. Schweißperlen liefen Karen den Rücken hinunter, und sie war sicher, dass ihr Gesicht wie ein Spiegel glänzte, trotz des vielen Puders, den sie aufgetragen hatte.
    "Hey, wo ist eigentlich dein Dad geblieben?" fragte Mike sie plötzlich.
    "Wahrscheinlich ist er in der Scheune und besucht sein Küken. Er wartet schon sehnsüchtig darauf, bis es groß genug ist, damit er es nach Hause mitnehmen kann."
    "Er ist nicht der Einzige in der Scheune. Ich glaube, die meisten Gäste sind mehr daran interessiert, unsere Strauße zu begutachten, als von unserem Hochzeitskuchen zu probieren." Mike zog Karen an sich und küsste sie auf die Wange. "Sie sind eine ziemlich gewiefte Geschäftsfrau, Mrs. Shaner. Da organisieren Sie einen Hochzeitsempfang und präsentieren dabei gleichzeitig Ihre Vögel. Das nennt man zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen."
    "Genau. Auf diese Weise werde ich nach allen Seiten Eier-Anteile und Küken-Aktien verkaufen", gab Karen keck zurück.
    "Aber erst nach den Flitterwochen", erinnerte Mike sie.
    Plötzlich weiteten sich seine Augen vor Verblüffung. Dann wies er wortlos zum Zelteingang. Eine einzelne Straußenhenne kam gerade hereingetrippelt, so ruhig und gelassen, als gehörte ihr alles, und beäugte nun wie beiläufig den Hochzeitskuchen.
    Bevor Karen überhaupt reagieren konnte, stürmte Jimmy hinter der Henne herein. "Karen! Mike! Jemand hat das Tor zur