Baccara Exklusiv Band 23
ihr, und Cathy sprang vom Altar zurück. Es schien, als wäre tatsächlich Lupes Geist zurückgekehrt.
Dann schwankte der Erdboden wieder, und in panischer Angst rief sie nach Pita.
" Momentito! Ich komme gleich!"
Als sie Pitas warme, liebevolle Stimme hörte, fühlte sie sich sofort wieder sicher und geborgen.
Die kleine, füllige Frau kam aus der Küche und wischte sich die Hände an ihrer weißen Schürze ab. "Hast du die kleinen Erdbeben gespürt?"
"Oh …"
Erdbeben waren es also gewesen. Natürlich, hier in der Region gab es ständig leichte Erderschütterungen, und normalerweise brauchte man ihnen keine größere Bedeutung beizumessen.
Trotzdem war Cathy noch so durcheinander, dass sie eine Weile kein Wort herausbrachte.
Als sie sich wieder gefasst hatte, meinte sie: "Pita, ich habe den Eindruck, dass dein Altar von Jahr zu Jahr größer wird."
"Genau wie ich selbst", erwiderte Pita grinsend und verwies auf ihren beachtlichen Leibesumfang. "Ich muss ihn aufstellen." Sie ging zum Altar und nahm das Bild ihrer Mutter in die Hand. "Du weißt doch, dass sie immer noch von allen verehrt wird."
"Ja, ich weiß."
"Sie pilgern zum Altar, um sie um Hilfe zu bitten."
"Ich möchte eigentlich nicht …"
"Sie ist jetzt schon so lange tot, aber die Leute glauben immer noch mehr an ihre Kräfte als an meine", erklärte Pita ein wenig eifersüchtig.
"Sei doch nicht traurig", tröstete Cathy. "Du bist auf deine eigene Art etwas ganz Besonderes."
"Sie hatte so viel Talent und Stil – sie hat nie verstanden, warum ich nicht ebenso begabt war."
"Meine berühmte Mutter versteht mich auch nicht."
"Lupe hat sich so viel Mühe gegeben, mir alles beizubringen, aber die Zaubersprüche sind so kompliziert." Ihre Augen begannen zu leuchten. "Außerdem kann ich mich nie beherrschen und muss immer noch andere Zutaten in die Tränke und Pulver mischen – nur um zu sehen, was passiert."
"Deshalb bist du auch so eine hervorragende Köchin! Du bist ungeheuer einfallsreich!"
"Aber bei Zaubersprüchen wirkt das leider ein wenig anders als bei Kochrezepten", murmelte Pita.
"Das kann man nie wissen. Vielleicht wirst du ja einmal den größten Zauber bewirken, der je ausgesprochen wurde. Vielleicht ist er so mächtig, dass Lupe in ihrem Grab grün vor Neid wird."
"Schön wär's!" Pitas Stimme klang traurig, und Cathy spürte, dass sie in diesem Moment über all ihre Misserfolge nachdachte. "Ich muss mir einfach mehr Mühe geben. Aber bis jetzt hat es jedes Mal ein Chaos bewirkt, wenn ich etwas Neues ausprobiert habe."
"Oh, Pita, ich wünschte …" Cathy hielt inne, sie war bedrückt und unsicher. Was sollte das alles? Sie glaubte nicht an Hexerei, doch sie liebte Pita zu sehr, um ihr das zu sagen und sie damit zu verletzen.
"Was hast du auf dem Herzen, meine Flaquita?"
Cathy schmiegte sich in Pitas Arme. "Du wirst mir so sehr fehlen!"
"Du hast doch deinen Mann. Ein ganz neues Leben liegt vor dir."
Maurice' Schlösser waren so weit weg, und sie erschienen ihr ebenso kalt wie Armis Paläste. Zudem hatte Cathy das Gefühl, dass Maurice es nicht gern sah, wenn sie ab und zu in dieses Dorf zurückkam und ihre geliebte Pita besuchte. Pita war der einzige Mensch, der ihr je aufrichtige Liebe entgegengebracht hatte, deswegen hatte Cathy ihr auch Sadies Erziehung anvertraut. Sie war hierher gezogen, in dieses einfache, ärmliche Dorf, weil Sadie eine unbeschwerte, glückliche Kindheit haben sollte, etwas, das ihr selbst nicht vergönnt gewesen war.
Ohne dass sie es verhindern konnte, stiegen ihr bei Pitas Worten Tränen in die Augen. Dann brach die Wahrheit aus ihr heraus, und sie vertraute sich dem einzigen Menschen an, mit dem sie reden konnte.
"Oh, Pita, es ist so schrecklich. Ich schaffe es nicht, mit Sadie über Maurice zu sprechen. Ich möchte gerne so verliebt sein wie in … Ich möchte so gerne in Maurice verliebt sein."
"Ganz ruhig, meine kleine Flaquita. Du hast mir doch erzählt, du würdest ihn lieben …"
"Ich habe es dir gesagt, damit ich es selbst glaube!"
"Aber die Zeitungen schreiben doch …"
"Die Zeitungen schreiben nur das, was meine Mutter und Armi ihnen diktieren. Es ist ja auch nicht so, dass Maurice nicht der Richtige für mich wäre. Ich weiß, er ist es!"
"Wo liegt dann dein Problem?"
"Ich möchte ihn ebenso leidenschaftlich lieben können, wie ich Rafe geliebt habe."
Pita ließ den Blick zu einem unbeholfen aufgeschichteten Kistenstapel gleiten, der mit weißen Satinresten bedeckt
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