Baccara Exklusiv Band 23
Calderon-Geld für sie wie ein goldener Käfig war, es hatte sie verletzlich gemacht und isoliert. Der Reichtum hatte ihr jegliches Selbstbewusstsein geraubt, sie verunsichert und gegenüber Männern misstrauisch gemacht. Geld, Macht und Ansehen standen bei ihrer Familie an erster Stelle. Sie, Cathy, sollte mit einem Mann verheiratet werden, der ebenso vermögend war wie ihr Stiefvater, um wirtschaftlichen Zuwachs für das Familienunternehmen zu garantieren.
Ihr leiblicher Vater, der Mann, den ihre Mutter aus Liebe geheiratet hatte, zog sich nach der Scheidung auf sein Land in den Louisiana Bayous zurück, um zu jagen und Fallen zu stellen, während seine Exfrau ein glamouröses Leben an der Seite von Armi Calderon führte.
"Mein Vater starb an gebrochenem Herzen, doch das kümmerte Mutter nie. Nicht, weil sie boshaft ist, sondern weil sie gar nicht begreift, was sie ihm angetan hat. Sie interessiert sich nur für ihre schönen Häuser, ihre illustren Freunde und ihre großartigen Partys. Alle halten sie für reizend und nett, aber das ist nur Schein. Im Grunde ist sie mindestens ebenso ehrgeizig und gewissenlos wie Armi."
"Nun verstehe ich langsam, warum du über die Mauer geklettert bist."
"Es ging mir nicht um Jeff. Ich brauchte nur jemanden, der mich in den Park begleitet, jemanden, der zu viel Angst vor Armi hat, um ihm zu erzählen, dass ich entwischt bin."
"Wo wolltest du denn hin?"
"Irgendwohin – nur weg von der ganzen Sippschaft. Ich brauchte einfach Luft, Freiheit. Ich wollte in ein Café gehen, vielleicht mit ein paar vernünftigen Leuten reden, irgendwo sein, wo ich nicht ständig beobachtet werde. Ich weiß, das klingt komisch."
Als sie seinen Handrücken berührte, spannte er seinen Unterarm an. Die Wärme ihrer Finger fühlte sich gut an. Zu gut.
Rafe schloss die Augen, atmete tief ein und schaffte es, sich einzureden, er sei Herr der Lage.
"Ich habe Glück gehabt, dass ich ausgerechnet dir über den Weg gelaufen bin", meinte sie leise und schaute ihn verführerisch an.
Rafe bekam kein Wort heraus.
"Aber ich möchte nicht nur über mich reden, erzähl mir von dir."
"Da gibt es nicht viel zu erzählen."
"Bitte …" Ihre Stimme erstarb.
Vergeblich versuchte Rafe, den Blick von ihr zu wenden, doch ihre Nähe, der Duft ihres Parfums und die Wärme ihres aufregenden Körpers machten ihn willenlos. Sie rief die verschiedensten Gefühle in ihm wach, Gefühle, die er normalerweise mit Leichtigkeit zügeln konnte – das Bedürfnis nach Zärtlichkeit und das nach der Freundschaft und Zuneigung einer Frau.
"Erzähl schon", bat sie.
Beunruhigt stellte er fest, wie sehr er ihr bereits so sehr vertraute, dass auch die letzte Barriere fiel und er sich öffnete. Er erzählte Cathy, dass er das Ergebnis einer kurzen Affäre eines reichen Mannes mit einem Showgirl aus Las Vegas war. Seine allein erziehende Mutter hatte ihm immer vorgeworfen, er hätte ihre Karriere ruiniert. Ihren Kummer versuchte sie mit Alkohol und zahlreichen Männern zu bekämpfen, ihr Kind hatte sie meist sich selbst überlassen. Dann hatte er Mike kennen gelernt, der ein ähnliches Schicksal teilte. Gemeinsam spielten sie Football und gingen durch dick und dünn. Später konnten beide die Houston University besuchen, weil sie Stipendien von Footballclubs bekamen.
Es war vielleicht töricht, so viel von sich preiszugeben, aber ihre Anwesenheit beruhigte ihn irgendwie.
"Was hat dir am meisten Spaß gemacht?", hakte sie behutsam nach.
"Theaterspielen", antwortete er.
"Weil du das gut konntest?"
"Nein, weil ich faul war. Ich konnte immer schon gut andere Leute nachahmen, ihre Gesten, ihre Art zu sprechen. Ich wollte eigentlich Schauspieler werden. Ich bin sogar nach Hollywood gegangen und habe da ein paar winzige Rollen gespielt. Ich schätze, den Ehrgeiz, unbedingt ein Star werden zu wollen, habe ich von meiner Mutter geerbt."
"Hast du deine Fähigkeiten seitdem je wieder eingesetzt?"
Rafe grinste. "Das tue ich ständig."
"Wenn ich vom College komme, möchte ich Fotografin werden."
Weil sie unbedingt wissen wollte, wie er und Mike nach dem College auf die schiefe Bahn geraten waren, tischte er ihr die Lebensgeschichte eines entfernten Bekannten auf, der nach dem Examen keinen Job fand und mittlerweile im Gefängnis saß. Aus Erfahrung wusste Rafe, dass es einfacher war, die wahre Geschichte eines anderen Menschen zu erzählen, als eine zu erfinden, denn so war es leichter, sich an alle Einzelheiten zu erinnern, wenn es
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