BACCARA EXKLUSIV Band 45
keine Sorgen“, rief sie. „Ob du es glaubst oder nicht, die Menschen sind früher auch ohne Handys und anderen Schnickschnack sicher von einem Ort zum nächsten gekommen.“
Er stand neben seinem Auto, das den Eindruck vermittelte, einige Tausend Kilometer länger gefahren zu sein, als es eigentlich verkraften konnte. „Ja, sicher.“ Er schien noch mehr sagen zu wollen, kletterte aber hinter das Steuer, schloss die Tür und ließ das Fenster herunter. „Bleib beim Schreiben, Sarah. Nach den wenigen Seiten zu urteilen, die ich gelesen habe, bist du darin sehr gut. Und übrigens, dein linker Hinterreifen ist ziemlich abgefahren. Du musst die Achsen auswuchten lassen.“
Sarah schloss die Augen und bemühte sich, ruhig zu bleiben. „Würdest du mir bitte ein wenig Verstand zubilligen? Ich werde mich zu gegebener Zeit schon um alles kümmern! Ich meine …“
Er grinste. Dieser selbstgerechte, aufdringliche, wundervolle, großzügige Mann grinste sie frech an! „Ach, zum Kuckuck!“, murmelte sie und stieg in ihren Wagen. Sie warf ihre Handtasche auf den Beifahrersitz und damit auf ihre Sonnenbrille, einen Schokoriegel und einen Umschlag, an den sie sich gar nicht erinnern konnte. Wahrscheinlich eine alte Einkaufsliste.
Sie hätte ihren Vater anrufen sollen, um ihn wissen zu lassen, dass sie auf dem Weg war. Wenn er wirklich krank war, musste sie es wissen. In dem Fall würde sie bei ihm bleiben, bis sie eine Krankenschwester für ihn gefunden hatte. Es würde ein Vermögen kosten, und sie wusste nicht, ob er noch versichert war oder nicht.
Sie würde eben mit der Situation fertig werden müssen, die sie vorfand. Wenn das Ganze nur ein Bluff war, würde sie vielleicht nicht einmal bis zu seinem Geburtstag bleiben. Es hing davon ab, wie sehr ihr Vater sich danebenbenahm.
In jedem Fall war es besser, ihn so bald wie möglich zu sehen, denn umso schneller würde sie die Wahrheit herausfinden und wieder nach Snowden zurückkehren können. Immer die pflichtbewusste Tochter, dachte sie kläglich.
„Immer der Fußabtreter“, verbesserte sie sich und bremste, um einem selbstmörderischen Eichhörnchen auszuweichen.
Als Randall sie beim Frühstück nach dem Manuskript und den Zeichnungen auf ihrem Schreibtisch gefragt hatte, hatte sie ihm nur gesagt, dass das Schreiben ein Hobby von ihr sei. Er hatte sie nicht weiter bedrängt, und ihre Unterhaltung war wieder zum Stillstand gekommen. Sie hatten es beide kaum erwarten können, endlich aufzubrechen. Außerdem hatte Sarah Randall kaum ansehen können, ohne ständig an die Ereignisse in der Nacht zu denken.
Und sie war sich sicher, dass er das genau wusste.
Sarah sah in den Rückspiegel und fluchte leise. Wenn er auch nur für eine Minute glaubte, dass sie es sich gefallen lassen würde, den ganzen Weg bis nach Maryland von ihm verfolgt zu werden, sollte er sich noch wundern. Sie war vielleicht ein Volltrottel, was alles Technische anging, aber sie war eine verdammt gute Autofahrerin.
Sie versuchte, ihn schon auf der Umgehungsstraße nach Norfolk abzuhängen, schaffte es aber nicht. Sobald sie auf der Eastern Shore war, nahm sie mehrere Umwege und fuhr dann urplötzlich von der Autobahn ab und nahm die Landstraße. Als sie in der Nähe von Salisbury anhielt, um zu Mittag zu essen, war Randall nirgends zu sehen, was sie eigentlich freuen sollte. Doch stattdessen war Sarah plötzlich deprimiert.
Was hast du denn erwartet? Es ist vorbei, okay?
Überhaupt nicht okay. Was auch immer zwischen ihnen geschehen war, es war jetzt zu Ende, aber das bedeutete nicht, dass es ihr auch gefallen musste.
Ihr Krabbensandwich schmeckte plötzlich wie Pappe. Sarah trank ihren Eistee und legte etwas Trinkgeld auf den Tisch. Dann schaute sie aus dem Fenster. Vielleicht stand doch irgendwo ein verrosteter, etwas verbeulter dunkelgrüner Wagen zwischen den anderen Autos auf dem Parkplatz.
Herzen brechen nicht wirklich, sagte sie sich, es kommt einem nur so vor. Außerdem hatte sie sich das selbst zu verdanken. Was verliebte sie sich auch in einen Fremden? Einen Mann, den sie gerade eine Woche kannte. Wenn man die zwanzig Jahre nicht mitrechnete, seit sie sich das erste Mal begegnet waren, aber die zählten natürlich nicht wirklich.
In ihrem Wagen warf sie die Handtasche auf den Sitz neben sich. Der Umschlag rutschte herunter, und Sarah bückte sich, um ihn aufzuheben. Etwas Kleines, Schweres befand sich darin. Neugierig betastete sie den Umschlag. Ein Schlüssel?
Jetzt war sie
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