BACCARA EXKLUSIV Band 67: DEIN SINNLICHSTES VERSPRECHEN / MIT DIR EIN LEBEN LANG / JEDEN TAG EIN BISSCHEN MEHR / (German Edition)
einfach“, sagte Kirby giftig. „Sie ist nicht aus Porzellan.“
Zu spät erinnerte sie sich, wie nervös sie gewesen war, als man ihr das kleine Bündel zum ersten Mal in den Arm gelegt hatte. Diese Nervosität, gepaart mit einem unbeschreiblich feierlichen und gleichzeitig elektrisierenden Gefühl hatte nun von Carl Tannon Besitz ergriffen. Vielleicht war sie doch ein bisschen zu schnippisch gewesen.
„Sie brauchen nicht nervös zu sein“, erklärte sie etwas milder. „Legen Sie einfach ihren Kopf in die Armbeuge und halten Sie den Arm ein bisschen höher. So ist es gut.“
Er sah sie an, als erwarte er ein weiteres Lob von ihr, und Kirby sah die dunklen Ringe um seine Augen und den müden, aber zufriedenen Blick. Er sah aus wie ein kleiner Junge, der sich eine ganze Nacht um die Ohren geschlagen hat, um den Weihnachtsmann zu sehen.
Kirby fühlte sich nicht wohl dabei, so von ihm betrachtet zu werden, und stand auf.
„Wie viel wiegt sie?“, fragte Carl und begann, das Baby sachte zu schaukeln.
„Achtzehn Pfund“, sagte Kirby und ging zum Fenster. Draußen war alles so wie immer. Die Grillen zirpten, und die Blätter der Bäume und Sträucher bewegten sich beinahe unmerklich im Wind. Die Nacht war so friedlich, und die Natur zeigte sich unerbittlich in ihrer Gleichmütigkeit gegenüber dem Kampf, der in Kirbys Innerem tobte.
Dieser Mann wollte ihr das Kind nehmen. Gut, er war der Vater, und vielleicht empfand er sogar etwas für die Kleine. Aber gab ihm das das Recht, das Glück zu zerstören, das Jodie in ihr Leben gebracht hatte? Nein, sie liebte das Baby über alles, und Shannon hatte den Vater sicher nicht ohne Grund verlassen. Ihr, Kirby, hatte sie ihre Tochter anvertraut und sie zu ihrem Vormund bestimmt, während sie den Namen des Vaters nicht einmal dem Jugendamt genannt hatte.
Warum hatte sie ihm überhaupt gestattet, ihre Wohnung wieder zu betreten? Warum hatte sie ihm das Kind in die Arme gelegt? Er war der Typ, der die ganze Hand wollte, sobald man ihm nur den kleinen Finger reichte.
„Es ist spät“, sagte sie unter Tränen. „Bitte gehen Sie jetzt.“
„Nur noch einen ganz kleinen Augenblick.“ Er hatte Jodies Händchen genommen und betrachtete zärtlich die winzigen Finger. Dann strich er mit dem Kinn an der kleinen Faust entlang und berührte sie schließlich mit den Lippen, ganz behutsam und feierlich.
Die Liebe eines Vaters … wie sehr hatte sich Kirby früher selbst danach gesehnt. Ihr eigener Vater hatte sie nie so zärtlich in den Arm genommen, und Aufmerksamkeit war ihr erst zuteil geworden, als ihr Großvater Kirby sein bescheidenes Vermögen hinterlassen hatte. Um an das Geld zu kommen, hätte ihr Vater beinahe die Tür eingetreten, hinter der sie sich versteckt hatte. Geld … das war alles, was er je von ihr gewollt hatte.
Das Baby bewegte sich und fing an zu weinen.
„Habe ich etwas falsch gemacht? Tue ich ihr vielleicht weh?“, fragte Carl erschrocken.
„Nein, aber sie sollte jetzt in ihrem Bettchen liegen. Auf die Dauer ist es zu unbequem auf Ihrem Schoß.“
Ohne zu protestieren, legte Carl ihr Jodie in den Arm, und sie tätschelte ihr beruhigend den Rücken. Die Erinnerung an die Vaterliebe, die sie als Kind so schmerzlich vermisst hatte, verunsicherte sie. Hatte sie denn überhaupt das Recht, der Kleinen die Liebe ihres Vaters vorzuenthalten?
„Warum gerade jetzt? Warum konnten Sie nicht früher kommen?“, fragte sie mit tonloser Stimme. „Vor einem halben Jahr hätte es mir nicht so wehgetan.“
Carl Tannon sah Kirby nach, wie sie sich umdrehte und aus dem Zimmer ging, ohne eine Antwort abzuwarten. Wäre er nicht so müde gewesen, seine Reaktion auf diese Frau hätte ihn überrascht und nachdenklich gemacht. Er ertappte sich dabei dass er ihren Gang beobachtete, die Art, wie sie sich in den Hüften wiegte. Und er entdeckte zu seinem Erstaunen, dass er plötzlich Gewissensbisse hatte, das Bewusstsein eines Unrechts, das ihr durch ihn zugefügt wurde.
Diese ganze unwürdige Situation war allein durch Shannons Schuld entstanden. Trauer hätte er empfinden sollen, doch eigentlich hatte er nur mit Enttäuschung und Verbitterung zu kämpfen, wenn er an die Frau dachte, die ihn aus einer Laune heraus geheiratet und schon bald darauf verlassen hatte. Doch warum wollte sie das Kind, das sie von ihm erwartete, nicht in seine Obhut geben? Warum musste sie überhaupt sterben? Und warum hatte sie ihn auf dieser Welt mit der Bürde eines Schuldgefühls
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