BACCARA EXKLUSIV Band 67: DEIN SINNLICHSTES VERSPRECHEN / MIT DIR EIN LEBEN LANG / JEDEN TAG EIN BISSCHEN MEHR / (German Edition)
zurückgelassen?
Die ersten wertvollen Monate im Leben seiner Tochter hatte er bereits verschenkt, und die Suche nach ihr hatte ihn vieler unwiederbringlicher Erlebnisse beraubt. Warum fühlte er sich jetzt schuldig, weil er das nachholen wollte? Nicht er, sondern Shannon hatte Kirby in diese Situation gebracht.
Carl hatte genug mit seinen eigenen Problemen zu tun, und nichts und niemand würde ihn davon abhalten, sein Kind zu sich zu holen. Er war Jodies Vater, und er würde sich nicht aus der Verantwortung stehlen. Er wollte für sie da sein, sie behüten und lieben und sie niemals der Leere aussetzen, die er als kleiner Junge empfunden hatte, mit Eltern, denen er nur eine Last gewesen war.
Nach der monatelangen zermürbenden Suche hatte er das Baby nun zum ersten Mal in den Armen gehalten. Es war so klein und leicht, duftete so süß und war einfach vollkommen.
Dem Impuls, Jodie noch einmal in den Arm zu nehmen, folgend, ging er Kirby nach. Sie stand im dunklen Kinderzimmer mit dem Rücken zur Tür, und ihre Finger umkrallten das Gitter des Bettchens. Im fahlen Mondlicht, das durch die rosa Vorhänge fiel, konnte er ihr Gesicht nicht erkennen, doch ihre ganze Haltung drückte Kummer und Verzweiflung aus. Carl hätte ihr gern etwas Tröstendes gesagt, aber Lippenbekenntnisse konnten die Tatsachen nicht aus der Welt schaffen. Sobald am Montag die Kanzleien wieder öffneten und die Gerichte ihre Arbeit wieder aufnahmen, würde er den Beschluss erwirken, der das Baby ihm zusprechen und Kirby abnehmen würde. Das waren die Fakten, und einen wirklichen Trost gab es nicht. Einer musste verletzt werden, und bis zu diesem Augenblick hatte Carl nur darauf geachtet, dass er nicht derjenige war.
Er näherte sich dem Gitterbettchen und legte, um sie wie in stiller Anteilnahme zu drücken, seine Hand auf Kirbys. Sie ließ es geschehen. Ihre Haut fühlte sich angenehm weich an, und zum ersten Mal wurde Carl bewusst, dass es unendlich lang her war, dass er einen anderen Menschen berührt hatte.
Seit Shannon ihn verlassen hatte, hatte er sich nur auf zwei Dinge konzentriert: auf seine Firma und auf die Suche nach seiner Tochter. Wie ein Einsiedler hatte er in seiner selbst gewählten Isolation verharrt, die ihn vor neuen Enttäuschungen bewahren sollte. Nicht, dass er eine Menge guter Bekannter und eine Handvoll verlässlicher Freunde hätte entbehren müssen; bis vor ein paar Monaten war er auch überzeugt gewesen, dass er eines Tages die Frau finden würde, mit der er sein Leben teilen könnte.
Nun aber hatte er begonnen, daran zu zweifeln. Vielleicht war er einfach unfähig zu lieben, denn er war von frühester Jugend an gezwungen worden, unabhängig zu sein und sich nur auf sich selbst zu verlassen. Der Versuch, mit Shannon eine andere Person in sein Leben zu integrieren, war gescheitert, und er fragte sich, wie groß der Anteil seiner Verantwortung dabei war.
Er sah seine Tochter in ihrem Bettchen und empfand diesen Augenblick beinahe als perfekt. Ein Mann, eine Frau, ein Kind. Nur dass die Frau nicht die Mutter war. Hätte ihn das nicht traurig oder doch wenigstens ein bisschen wehmütig machen sollen?
„Vor sechs Monaten hätte ich sie Ihnen, ohne zu zögern, überlassen“, sagte Kirby und zog ihre Hand fort, als hätte sie erst in diesem Augenblick bemerkt, dass er sie berührte. „Ich war nicht wild auf die Verantwortung. Meine Pläne und meine Träume bezogen sich nicht auf ein neugeborenes Baby.“
„Es tut mir leid, dass Sie so viele Opfer bringen mussten, aber davon sind Sie ja nun befreit. Sie können zu Ihren Vorhaben und Hoffnungen zurückkehren.“
„Und was wäre, wenn sie mir nichts mehr bedeuteten?“
„Das kann ich mir nicht vorstellen.“
Kirby erinnerte sich an die kurzen Momente, in denen ihr die Bürde der ungewollten Mutterschaft beinahe zu schwer erschienen war. Ja, sie hatte sich sogar zuweilen gefragt, wo sie jetzt wäre, wenn sie ihre Karriere vorangetrieben hätte, anstatt sich dem Baby zu widmen. Aber war das denn so verwerflich? Kam nicht jede Mutter einmal an den Punkt, an dem sie sich fragte, was hätte werden können, wenn …?
Die Wahrheit aber war, dass ihre Leidenschaft für das Singen schon lange vor Jodies Auftauchen einer gewissen Ernüchterung gewichen war. Im Umgang mit dem Management des Showbusiness hatte Kirby viel an Idealismus eingebüßt und sich in stillen Stunden oft die Frage nach dem Sinn gestellt.
„Sie wissen gar nichts von mir“, sagte sie
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