Back to Blood
ist. Niemand kennt seine Telefonnummer oder E-Mail-Adresse. Wenn ich runtergehe und klingele oder klopfe, reagiert er nicht. Ich habe ihm einen Brief geschrieben. Keine Antwort. Also habe ich bei Ihnen im Amt angerufen, und was passiert? Bupkis! Es geht ja nicht nur um mich und Edith. Alle auf seinem Stock müssen den Gestank einatmen. Das ist wie Giftgas oder Atomstrahlung. Gott sei Dank kriegen die Leute hier ja keine Kinder mehr. Wie die auf die Welt kommen würden. Mit nur einem Arm oder ohne Nase oder mit einer Zunge, die nicht mal bis zu den Zähnen reicht, oder mit Därmen, die hier oben in der Brust sitzen und wo alles aus den Ohren rauskommt, und reden würden sie aus ihrem Bauchnabel, und das Gehirn wär da, wo sie draufsitzen. Schließen Sie die Augen und stellen Sie es sich vor. Warum versuchen Sie es nicht mal. Reden Sie mit ihm!«
John Smith und Nestor schauten sich an … perplex. Dann rang John Smith sich ein Lächeln ab und sagte, »Ich weiß ja nicht mal, wie er heißt.«
»Er heißt Nikolai«, sagte Lil. »Der Nachname fängt mit K an, danach kommen nur noch w und k und sch, hört sich an, als wenn Autos zusammenkrachen.«
John Smith und Nestor schauten sich an. Sie brauchten es gar nicht laut auszusprechen. Nikolai? Nicht Igor?
»Tun Sie uns einen Gefallen«, sagte John Smith. »Zeigen Sie uns das Apartment, nicht, dass wir noch das falsche erwischen.«
» Hahhh — einen Führer brauchen Sie da nicht!«, sagte Edith. »Sie haben doch eine Nase, oder?«
»Edith hat recht«, sagte Lil. »Aber ich gehe trotzdem mit runter. Wo wir so lange drauf gewartet haben, dass endlich einer von der Umwelt kommt.«
Also stiegen sie alle vier in den Aufzug einschließlich Edith mit ihrem Klick-klacker-klacker-klick -Alu-Gehgestell, und Lil führte sie ein Stockwerk tiefer über die Galerie zu »Nikolais« Apartment. Neben der Tür stand die sechzig Zentimeter hohe Eisenstatue eines großen Mannes, der den rechten Arm mit der Handfläche nach unten zum Gruß ausstreckte.
John Smith beugte sich zu Nestor vor und sagte, »Das ist der Große Vorsitzende Mao, nur dass Mao höchstens eins sechzig groß war. Der hier sieht aus wie eins neunzig. Igor ist … verrückt.«
::::::Woher weiß er nur solche Sachen?::::::
Der Geruch war — nun ja, er war streng … aber nicht unangenehm, wenn man Nestor fragte. Es roch nach Terpentin. Er hatte den Geruch von Terpentin immer gemocht … aber wenn man direkt neben jemandem wohnte, dessen Terpentindämpfe man Tag und Nacht einatmen musste, dann drehte es einem vielleicht doch ziemlich schnell den Magen um.
John Smith ging in der einen Richtung an sechs oder sieben Türen vorbei … in der anderen Richtung an sechs oder sieben Türen … und kehrte dann zurück zu Nikolais Apartment.
»Stimmt, der Geruch ist überall ziemlich streng«, sagte er und schaute Lil an. »Wir müssen erst in seine Wohnung und herausfinden, was die Ursache dafür ist, bevor wir irgendwas unternehmen. Wie kommen wir da rein? Irgendeine Idee?«
»Der Manager hat einen Schlüssel für jedes Apartment.«
»Wo ist der Manager?«
»Hahhhh!«, sagte Edith. »Der ist nie da!«
»Und wo ist er?«, fragte John Smith.
» Hahhhh! Wer weiß? Phyllis macht alles, sie ist praktisch seine Vertretung. Sie sagt, sie macht’s gern. Ich nenne sie immer Phyllis-die-Gute.«
»Wer ist Phyllis?«
»Eine Mieterin«, sagte Lil.
»Eine Mieterin vertritt den Manager?«
»Ein Manager ist hier so was wie ein Hausverwalter in New York«, sagte Lil. »Ein Hausmeister mit Titel, das ist der Manager hier.«
Zum ersten Mal meldete sich Nestor zu Wort. »Sind Sie aus New York?«
Edith, nicht Lil, beantwortete seine Frage. » Hahhh! Hier ist jeder aus New York oder aus Long Island — die ganze Stadt ist hier runtergezogen. Wer, glauben Sie, lebt in solchen Anlagen wie der hier, etwa Leute aus Florida? «
»Dann hat also Phyllis einen Schlüssel?«
»Wenn einer den Schlüssel hat, dann Phyllis«, sagte Lil. »Soll ich sie anrufen?« Sie zückte ihr Handy.
»Unbedingt!«, sagte John Smith.
»Noch was — sie glaubt nicht, also Phyllis, dass Nikolai überhaupt schon fünfundfünfzig ist«, sagte Edith. »Er musste deshalb schon ein paarmal in die Verwaltung. Phyllis weiß, wie er aussieht. Er hat einen großen Schnurrbart, so breit das Ding, aber ich habe ihn schon lange nicht mehr gesehen. Fünfundfünfzig, keine Haustiere, keine Kinder, das sind die Bedingungen, wenn man hier wohnen will.« Lil hatte sich
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