Bad Fucking

das Aufdecken dieser
Karten
und ihr Anlegen in Kreis- oder Rechteckkombinationen erhielt man von den Göttern Antworten auf wichtige Fragen. Sunny beschäftigte sich schon lange mit diesen aus Knochen hergestellten
Karten
, die, Dominosteinen ähnlich, unterschiedlich viele
Augen
aufwiesen. Aus der Art und Weise, wie die
Gupais
neben- oder untereinander zu liegen kamen, konnte man die Botschaften der Götter ablesen. Die Kombination
Drei oben
und
Vier unten
kündigte beispielsweise
ein ganzes Jahr voll Unruhe und Nervosität
an.
    Sunny hatte sich ein reich besticktes Priestergewand aus Seide angezogen und vor dem Altar Aufstellung genommen. Sie zündete den Weihrauch an und murmelte ein paar Worte auf Chinesisch.
Gutes wird mit Gutem vergolten, Böses mit Bösem. Nichts wird vergessen, die Zeit der Vergeltung wird kommen
.
    Obwohl Sven die Götterbefragung angeregt hatte und Adalbert die Idee gut fand, kamen sich beide jetzt reichlich deplatziert vor. Da saßen sie mitten in Wien im Extrazimmer eines Chinarestaurants und sahen ihrer Freundin Sunny bei einem Ritual zu, durch das sie angeblich eine Antwort auf die Frage erhalten würden, ob sie Milena Jesenská nun helfen sollten oder nicht. Für Adalbert stand allerdings bereits jetzt fest, dass er Milena nicht wegschicken würde, wie immer die Götterbefragung auch ausgehen mochte. Er hatte sich nämlich längst in sie verliebt.
    Während Sunny den Weihrauchkessel schwenkte und sich im Raum ein angenehmer Duft verbreitete, kamen Sven Zweifel, ob es richtig gewesen war, Milena alleine im Atelier zurückzulassen. »Du, ich habe irgendwie ein komisches Gefühl«, flüsterte er Adalbert zu. »Womöglich steckt diese Braut mit irgendwelchen Ganoven unter einer Decke und die räumen seelenruhig unser Atelier aus, während wir hier sitzen und Sunny bei ihrer Götterbefragung zusehen.«
    »Was sollten sie denn schon mitnehmen? Mit unseren Stoffen könnten sie ja gar nichts anfangen.«
    »Und was ist mit dem Laptop? Und à propos Stoff: Wo hast du eigentlich den Stoff hingetan?«
    »Das Kolumbianische Gold?«, fragte Adalbert überrascht. »Das habe ich doch heute dir gegeben, nachdem wir uns am Nachmittag die Joints gedreht haben. Und das Haschisch habe ich, wie immer, hinter den Bildbänden über afrikanische Stoffe verstaut.«
    Sunny, die gerade die
Knochenkarten
mischte, drehte sich um. »Würdet ihr bitte ruhig sein. Wenn ihr dauernd redet, kann ich nicht verstehen, was mir die Götter sagen wollen.« Sie wandte sich wieder ihren
Gupais
zu, die sie in einer bestimmten Kombination auflegte, und blies vorsichtig in den Weihrauchkessel. Sie beobachtete aufmerksam den Rauch und hielt anschließend zwei Steine in die Höhe. Nach einer längeren Pause sagte sie mit feierlicher Miene: »Ich habe von den Göttern zwei Botschaften erhalten. Durch den Weihrauch ließen sie mir ausrichten:
Wer schon bei Kleinigkeiten Ungeduld verspürt, wird bei größeren Unternehmungen Fehler begehen
. Und die beiden
Gupais
zeigen mir die Kombination
yinian siji
, was so viel heißt wie:
Eine Frau sucht einen Geliebten in der falschen Jahreszeit
.«
    Sunny verbeugte sich mehrmals vor dem Altar und blieb noch kurz mit geschlossenen Augen stehen. Dann zog sie sich ihr Priestergewand aus und setzte sich zu Sven und Adalbert an den Tisch.
    »Also«, fragte Adalbert ungeduldig, »was bedeuten diese Botschaften im Detail und wie lauteten überhaupt deine Fragen?«
    »Nur mit der Ruhe.« Sunny nahm einen Schluck grünen Tee. »Also, ich habe zwei Fragen gestellt. Die erste lautete:
Ist es klug, einem Menschen zu helfen, der etwas Böses getan hat
? Und die zweite:
Droht uns von jener Person, die heute Nachmittag in unser Atelier gekommen ist, Gefahr
?«
    Adalbert erhob sofort Einspruch. »Moment mal, wer sagt denn überhaupt, dass Milena etwas Böses getan hat?«
    Sunny holte vom Altar die beiden
Knochenkarten
, durch die sie die letzte Botschaft erhalten hatte, und legte sie auf den Tisch. »Das ist doch ganz klar: Der Weihrauch gab die Antwort auf die Frage, ob es klug sei, Milena zu helfen, und die Götter sagten eindeutig
nein
. Und die
Knochenkarten
antworteten auf die Frage, ob uns von Milena Gefahr drohe, mit
ja
. Hier an den Knochen sieht man, dass uns die Götter mitgeteilt haben, dass Milena zum falschen Zeitpunkt einen Geliebten sucht. Wenn ihr mich fragt, sollten wir Milena noch heute wegschicken.«
    Adalbert betrachtete nachdenklich die beiden
Gupais
. Die Knochen hatte Sunny vor einigen