Bad Fucking
lauter Idioten umgeben?«
Gerade, als sie in die Dusche steigen wollte, klingelte ihr Handy. Camilla zögerte, hob dann aber doch ab.
»Glyck«, sagte sie und wusste bereits, was kommen würde.
»Auf«, antwortete Dr. Klopf und lachte. Dr. Klopf war der Einzige, der den Spruch
Glyck auf
lustig fand. Camilla war vom Anruf Dr. Klopfs überrascht, da sie ihren Chef in spätestens zwei Stunden im Büro treffen würde. »Camilla, ich hoffe, ich habe Sie nicht geweckt.«
»Nein, nein, ist schon in Ordnung. Was gibt es denn?«
Camilla betrachtete sich im Spiegel, und während sie ihrem Chef zuhörte, tastete sie mit der freien Hand ihre Schamlippen ab. Sie waren weder zu groß noch zu klein, aber dass ihr gerade jetzt Dr. Gotthardt einfiel, ärgerte sie.
»Hören Sie, ich habe da ein kleines Problem. Es geht um die Sperr. Ich habe vor einer Stunde einen Hinweis bekommen, der ein bisschen, wie soll ich sagen, delikat ist. Ich möchte am Telefon nicht ins Detail gehen, aber wenn Sie Ihren Aktenordner öffnen, werden Sie alle notwendigen Informationen finden. Allerdings müssten Sie gleich jetzt nachsehen, weil ich wissen möchte, ob ich auf Sie zählen kann. Sind Sie in der Nähe eines Computers?«
»Ja, natürlich«, antwortete Camilla. »Ich bin ja noch zu Hause. Wollen Sie warten oder soll ich zurückrufen?«
»Schauen Sie sich die Sache in Ruhe an, aber rufen Sie mich bitte so schnell wie möglich zurück. Ich zähle auf Sie. Auf Wiederhören.«
Seit mittlerweile vier Jahren war Dr. Christian Klopf Chef des Bundeskriminalamtes und hielt sich auf diesemSchleudersitz wahrscheinlich nur deshalb so lange, weil er ein eingefleischter Verschwörungstheoretiker war. Kein Wunder also, dass er hinter jeder noch so unbedeutenden Personalentscheidung einen Schachzug seiner Feinde vermutete und in den Umstrukturierungsplänen der Innenministerin in erster Linie einen Angriff auf seine Person sah. Während seines Studiums soll Dr. Klopf Mitglied einer stalinistischen Studentengruppe gewesen sein und sich intensiv mit Stalins Sicherheitsapparat beschäftigt haben. Interessanterweise waren später aus den Archiven der Staatspolizei ausgerechnet jene Akten verschwunden, die Informationen über Dr. Klopfs damalige Tätigkeit enthalten haben sollen. Seit Jahren waren auch Gerüchte im Umlauf, wonach Dr. Klopf bereits als Chef der
Abteilung I für Kriminalstrategie, Öffentlichkeitsarbeit und zentrale Administration
an wichtigen Positionen innerhalb des Apparats Leute sitzen hatte, die ihn exklusiv mit relevanten Informationen versorgten. Auf diese Weise soll er sich auch bei der Besetzung des Chefpostens den entscheidenden Wissensvorsprung verschafft haben. Als Mitarbeiterin der
Abteilung 4 für Kriminalanalyse
kam Camilla Glyck mit Dr. Klopf ganz gut zurecht, obwohl sie nicht einmal zu seinem engsten Mitarbeiterkreis zählte. Möglicherweise lag das aber auch daran, dass sich Camilla weitgehend aus den nervenaufreibenden internen Querelen heraushielt.
Dass ihr Dr. Klopf am Telefon nichts Näheres verraten wollte, hing mit seiner fixen Überzeugung zusammen, dass sein Telefon im Auftrag der Innenministerin abgehört wurde. Aus diesem Grund schickte er die streng geheimen Informationen an Camilla über den FTP-Server des Bundeskriminalamts, der von einem seiner Vertrauensleute betreut wurde.
Camilla wusch sich die Hände und klappte erneut ihren Laptop auf. Sie gab auf der Seite des BKA ihren zwölfstelligen Zahlencode und die beiden Passwörter ein und hatte nach wenigen Sekunden Zugriff auf ihr Postfach. Darin lag lediglich ein Dokument. Es war ein Dossier, in dem sie von Dr. Klopf darüber informiert wurde, dass Maria Sperrs Verschwinden offenbar nicht nur mit ihrem Chauffeur Nicolae Petrescu, sondern möglicherweise auch mit ihrem Konkurrenten, dem Bauunternehmer Alois Besamer, zusammenhing. Außerdem, so war weiter zu lesen, würden einige Spuren in einen Ort namens Bad Fucking führen, wo Sperr angeblich von ihrer eigenen Baufirma ein Asylantenheim errichten lassen wollte.
Abgesehen davon, dass Camilla den Namen Bad Fucking noch nie gehört hatte, fragte sie sich, weshalb Dr. Klopf ausgerechnet ihr diese Informationen zukommen ließ. Drei Zeilen später bekam sie die Antwort.
Ich möchte Sie daher dringend bitten, umgehend nach Bad Fucking zu fahren und dort einige Informationen einzuholen. Es ist mir äußerst wichtig, dass diese heikle Angelegenheit vertraulich behandelt wird. Wenn in der Öffentlichkeit bekannt wird,
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