Bad Fucking
gedemütigt und beschmutzt. Aber es nützte alles nichts. Wenn sie nicht bis zum Ende ihrer Tage hier stehen bleiben wollte, musste sie etwas unternehmen. Sie senkte den Kopf, und was sich ihr darbot, war ein Zerrbild des Grauens. Die stinkende Hundescheiße hatte sich bereits zwischen ihren Zehen verteilt, wobei ihre rot gefärbten Zehennägel dem Ganzen eine besonders aparte Note verliehen. Camilla versuchte, an etwas anderes zu denken, was ihr natürlich nicht gelang. Sie brach in Panik aus, weil sie sich vorstellte, wie winzige Partikel der Scheiße in ihren Körper eindrangen. Gab es da nicht diese winzigen Würmer, die sich durch die Haut bohrten und sich in der Leber einnisteten, wo sie die Menschen von innen langsam auffraßen? ›Ich muss sofort ins Krankenhaus‹, dachte sie und überlegte, ob sie die Rettung anrufen sollte. ›Bitte kommen Sie sofort, es ist ein Notfall, ich stehe hier in einem Haufen Hundescheiße und muss sterben, wenn ich nicht behandelt werde.‹
Eine Frau mit einem kleinen Kind ging vorbei. Das Kind blieb stehen und deutete mit dem Finger auf Camillas Füße. »Schau, Mammi«, sagte das Mädchen artig, »die Frau ist in ein Gacki gestiegen, weil sie nicht aufgepasst hat. Man muss immer schauen, dass man in kein Gacki steigt, gell, Mammi.«
»Ja, ja, Kathrinchen, ist schon recht.« Die junge Mutter war peinlich berührt und zog ihr Kind mit sich. Das kleine Mädchen blickte sich noch einmal um und hob bedauernd die Schultern.
Camilla versuchte sich zu beruhigen. Vor Jahren hatte sie einmal einen Kurs in Autogenem Training gemacht. Sie schloss die Augen und murmelte: »Ich bin vollkommen ruhig. Beide Arme sind ganz schwer. Die verdammte Tasche ist schwer. Nein, das gehört nicht hierher. Ich bin vollkommen ruhig. Beide Arme sind ganz warm. Ich bin vollkommen ruhig. Mein Herz schlägt ruhig und gleichmäßig. Ich bin vollkommen ruhig. Arme und Beine sind entspannt und angenehm warm.« Beim Bild von den warmen Beinen war es allerdings schlagartig vorbei mit der Ruhe.
›O. K., Camilla, unternimm etwas und sei kein Seicherl!‹ Camilla überlegte, wie sie sich aus ihrer beschissenen Lage befreien könnte. ›Als Erstes muss ich den rechten Schuh wegwerfen und den linken gleich dazu. Nein, das ist die falsche Reihenfolge. Ich muss zuerst ein Plastiksackerl aus dem Kofferraum holen, über den rechten Fuß stülpen, dann mit dem linken Fuß in die Wohnung hüpfen und dort unter der Dusche alles abwaschen.‹ Diese Vorstellung war zwar grauenhaft, aber zum Glück gab es dutzende Desinfektionsmittel auf dem Markt, mit denen sie die Duschwanne reinigen konnte. Und ihren rechten Fuß würde sie in den nächsten Wochen täglich mehrere Stunden lang in einen Kübel mit einer speziellen Lauge stecken. Es gab also doch noch einen Hoffnungsschimmer am Horizont.
Eine halbe Stunde später hatte Camilla die Dusche und sich selbst so weit gereinigt, dass sie zumindest ansatzweise wieder das Gefühl hatte, ein Mensch zu sein.Sie zog eine leichte Sommerhose, dicke Socken und Tennisschuhe an, ehe sie dem Pathologen Dr. Gotthardt eine SMS schickte.
Brauche für Experiment SOFORT 150 mg Strychnin. Bitte mit Boten SOFORT an meine Privatadresse liefern. Details NACH Deinem Vortrag
… Die drei Punkte würden Dr. Gotthardt schon Beine machen.
Es war bereits halb neun, als Camilla Glyck in das nächstgelegene Geschäft lief und ein Paar Knacker kaufte. Und zwar die billigsten, die es gab. Während sie an der Kassa stand, meldete das Handy den Eingang einer Kurznachricht. Camilla hoffte inständig, dass von Dr. Gotthardt keine Absage kam.
Strychi unterwegs. Bitte VORSICHT! ! ! Freue mich auf NACH dem Vortrag
…
›Oh, Mann‹, dachte Camilla, ›gab es in der Pathologie kein Frischfleisch für den alten Herrn?‹
Zehn Minuten später erhielt Camilla von einem Fahrradboten eine kleine Mon-Chérie-Schachtel, in der sich das Strychnin befand. Dr. Gotthardt war immer schon ein Scherzkeks gewesen.
Sie präparierte die beiden Knacker und ging auf den Balkon. Sie tat so, als würde sie Turnübungen machen, und ließ dabei die beiden Würste unauffällig in den Hof fallen. ›Perfekt, die sind nicht zu übersehen, und sobald der verdammte Köter das nächste Mal herauskommt, frisst er die Knacker, und zehn Minuten später ist der blöde Hund tot.‹
Es war kurz nach zehn, als in der Rezeption des Hotels
Zum Hohen Hirn
das Telefon läutete. Philipp Hintersteiner war von der morgendlichen Suchaktion nach Sandra
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