Bad Monkeys
»Damit können Sie mit dem Rest des Überwachungsteams Kontakt aufnehmen. Wenn es so aussieht, als wollte er die Wohnung verlassen, teilen Sie es den anderen mit. Ansonsten behalten Sie ihn einfach im Auge.« Sie ging zum Bett. »Wecken Sie mich vor Sonnenaufgang – oder früher, falls etwas passiert. Und, Jane –«
»Ja, ich weiß. Aufpassen.«
Annie schlief nicht sofort ein. Ich hörte sie beten, und dann redete sie eine Zeitlang mit William. Vielleicht eine halbe Stunde nachdem sie endlich verstummt war, gingen die Lichter in Arlos Wohnung aus. Und dann stand ich allein im Dunkeln und konnte nur noch Däumchen drehen.
Ich war müde. Ich weiß, dass das ziemlich komisch klingt, wo ich doch den ganzen Tag verschlafen hatte, aber das Blöde am Traumunterricht ist, dass man sich dabei nicht ausruht. Außerdem hatte ich seit dem Frühstück nichts mehr gegessen, und von der Lauferei taten mir die Füße weh. Ich beschloss, mich für eine Weile zu setzen, bloß gab es im Zimmer keine Stühle, also hockte ich mich schließlich auf den Fußboden, mit dem Rücken an der Wand unter dem Fenster. Anfangs reckte ich noch gewissenhaft alle paar Minuten den Kopf über die Fensterbank und warf einen Blick hinüber zu Arlos Wohnung, aber schon bald war ich eingenickt.
Ich schreckte im grauen Morgenlicht hoch. Während ich geschlafen hatte, war Nebel von der Bay hereingezogen; durch den Dunst konnte ich erkennen, dass Arlos Fenster nach wie vor dunkel waren, aber ob das bedeutete, dass er noch im Bett lag oder schon aus dem Haus gegangen war, wussten die Götter.
Was haben Sie da getan?
Ein paar Dutzend Mal »O Scheiße!« gesagt. Dann versuchte ich es zur Abwechslung damit, dass ich mich dämliches Miststück nannte. Ich hatte durchaus noch weitere passende Ausrufe auf Lager, aber bevor sie zum Einsatz kommen konnten, kam jemand aus der Tür des Hauses, in dem Arlo wohnte. In dem Nebel konnte ich lediglich eine verschwommene Gestalt ausmachen, aber die Person hatte eine Art Koffer in der Hand.
Ich versuchte, das Überwachungsteam zu erreichen, aber die einzige Antwort, die ich erhielt, war atmosphärisches Rauschen. Die Gestalt mit dem Koffer bog in eine Gasse neben dem Modelleisenbahngeschäft. Ich versuchte noch einmal mein Glück mit dem Headset, schnappte mir dann meine Pistole und rannte nach unten.
Als ich die Gasse erreichte, war die Gestalt nirgendwo mehr zu sehen. Das Headset rauschte weiter vor sich hin. Ich wollte mich auf die Suche nach einem Münztelefon machen, aber dann erregte etwas anderes meine Aufmerksamkeit, etwas, das in der schmuddeligen Gasse völlig fehl am Platz wirkte: eine Porzellanpuppe mit einer knallgelben Haube auf dem Kopf. Sie steckte in einem Müllcontainer, und ihr Arm ragte über den Rand, als wollte sie jemand die Hand geben.
Ohne nachzudenken, wollte ich danach greifen, und erst im allerletzten Augenblick wurde mir bewusst, wie idiotisch das war. Ich rückte ein Stück ab, hob einen Stein auf, holte damit aus, erkannte, dass auch das ziemlich dämlich gewesen wäre, und blieb einfach ratlos stehen.
»Was treiben Sie da?«
True hatte sich mir, im Nebel unhörbar, von hinten genähert. Um ein Haar hätte ich ihm den Schädel eingeschlagen.
»Was treiben Sie da?«, wiederholte er.
Ich sah den Stein in meiner Hand an, so à la: »Wie kommt denn der da hin?«, und warf ihn dann so nonchalant wie möglich weg. »Ich hab gemeint, ich hätte Arlo hier langgehen sehen. Ich hab versucht, es zu melden, aber das Headset ist irgendwie kaputt.«
»Es ist nicht kaputt. Das Überwachungsteam hatte irgendwann genug von Ihrer Schnarcherei und hat den Empfänger ausgestellt.«
Upps . »Warum haben die mich nicht einfach geweckt?«
»Sie haben es versucht. Die Lautstärke lässt sich nur bis zu einem bestimmten Punkt aufdrehen.«
»Oh … Tja, also, die Sache tut mir jetzt leid, aber Arlo –«
»Dexter liegt noch im Bett.«
»Woher wissen Sie das?«
»Was meinen Sie wohl?«
»Sie haben Wanzen in seiner Wohnung platziert?«
»Natürlich.«
»Wenn Sie schon an ihm dran sind, wozu soll ich ihn dann noch überwachen?«
»Sind Sie sicher, dass Sie in dieser Richtung weiterfragen möchten?«
»Wenn Sie es so formulieren, nein.«
»Gut. Jetzt gehen Sie wieder rauf, und versuchen Sie, so lange nicht wieder einzuschlafen, bis man Sie dazu auffordert.«
Er wandte sich ab.
»True?«
Ich meinte, ihn seufzen zu hören. »Ja?«
»Annie«, sagte ich. »Was ist mit ihr los?«
»Das meiste haben
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