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Bärenmädchen (German Edition)

Bärenmädchen (German Edition)

Titel: Bärenmädchen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luca Berlin
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angekommen sind, weiß man erst richtig zu schätzen, was für tolle Arbeit die beiden wieder einmal geleistet haben.“
    Anne schnaubte verächtlich. Das war jetzt eindeutig zu dick aufgetragen. Dann folgte sie Abners Blick zu einer Person auf der anderen Seite des Publikums. Bei seinem Anblick begann ihr Magen wieder zu rumoren. Der Mann war plump. Den Kopf verunstaltete eine Igelfrisur. Die Gesichtszüge waren die eines Schlägertyps und er hatte sich in einen viel zu engen Anzug gezwängt: Es war natürlich Rockenbach. Der Mann, der aus ihr eine Stute machen sollte.
    Der fühlte sich, angesichts der allgemeinen Aufmerksamkeit, sichtlich unwohl. Er lächelte gequält. Der Tollpatsch. Ja, das war nicht seine Welt. Die Nähe von Staatspräsidenten, Schlossherren und Starschauspielern liegt ihm nicht, dachte sie höhnisch
    „Unseren Lehrkörper bereichert ab sofort auch Herr Rockenbach“, erzählte Abner. „Viele kennen ihn ja als rechte Hand von Adrian Götz, unserem Sicherheitschef. Nun wird Herr Rockenbach erstmals die Spezialausbildung bei uns durchführen. Er ist der neue Animilisateur des Schlosses und ich verspreche sicherlich nicht zu viel, wenn ich sage, dass er ein absoluter Könner seines Faches ist. In zwei bis drei Wochen werden wir perfekt ausgebildete Stuten zur Verfügung haben. Ich freue mich sehr, weiß ich doch, mit welcher Strenge und Härte er selbst schwierige Betas zu zähmen und dressieren weiß.“
    Anne schluckte. Das war auf sie gemünzt. Hatte Abner etwa auch gerade zu ihr herüber geschaut. Direkt nach oben auf das Fenster, durch das sie schaute. Aber das konnte nicht sein. Sie war nicht zu erkennen, dafür war es hier oben viel zu dunkel und woher sollte er wissen, wo sie gerade war.
    Ängstlich duckte sie sich trotzdem tief in ihre Kissen und Decken hinein und war froh, als der Schlossherr das Thema wechselte. Jetzt ging es um die Organisation Magnus. Abner berichtete, mit welcher Geschwindigkeit sie in den letzten Jahren gewachsen war. Er beschrieb die neuen hochmodernen Ausbildungszentren in China, Japan und Saudi-Arabien. Derzeit wäre der Zuwachs an Betas so groß, dass man praktisch kaum mit ihrer Ausbildung nachkomme. Gleichzeitig stiege die Nachfrage, so dass auch die Preise in die Höhe schnellen würden. Für eine einzige Beta – man stelle sich das vor – sei kürzlich eine Rekordsumme von 23 Millionen Euro gezahlt worden.
    Anne schwirrte der Kopf. Nicht von der Zahl, sondern davon, dass sie als Betas anscheinend wie eine Ware gehandelt wurden. Das hatte Abner im Zukunftsgespräch nicht erwähnt. Andererseits: Wurden nicht auch Profi-Fußballspieler ganz selbstverständlich verkauft und gekauft? Wie viel ihr eigener Alabaster-Körper wohl wert sein mochte? Sie wackelte herausfordernd mit ihren Brüsten und ließ ihre Augenlider verführerisch klimpern. Seltsam, dass ihr dieser Gedanke so wenig ausmachte. Ganz im Gegenteil, er machte sie heiß. Für die beiden männlichen Betas da unten in den Lendenschürzen – der Anblick ihrer muskulösen Hinterteile brachte sie langsam um den Verstand – würde sie auch Unsummen bieten. Für die würde sie glatt ihr Girokonto bis zum Anschlag überziehen.
    Der Schlossherr lief unterdessen als Redner zur Höchstform auf. „Unsere Organisation ist weltumspannend. Sie wächst und gedeiht. Sie hat unglaubliches Potential. Sie ist einfach…“
    Er machte eine Pause und blickte in die Runde. Es war, als ob er jedem einzelnen ins Gesicht sehen würde. Dann erklärte er: „Unsere Organisation ist einfach großartig.“
    Ein Beifallssturm brandete auf. So laut wie nie zuvor. Anne sah, dass diesmal auch alle Betas begeistert einstimmten. Beatrice - in einem rosaroten Ballerinakleid - riss jubelnd ihren kleinen Mund auf und klatschte so heftig, dass man fast Angst um ihre Hände bekam. Miriams Bravo-Rufe hörte sie trotz der Entfernung deutlich bis zu sich herauf.
    „Aber…“, begann Abner nun wieder. Schwer hing das Wort in der Luft und es schien alle Begeisterung in sich aufzusaugen.
    „Aber die Rede ist immer öfter von Spaltung oder von einem radikalen Kurswechsel. Nichts von alledem darf eintreten.“
    Jetzt klang seine Stimme beschwörend. Alle Leichtigkeit war fort und Anne hörte voller Spannung zu. „Wir alle kennen die Gerüchte. Anfangs habe ich sie nicht ernst genommen. Das Ganze als harmlose Kinderkrankheit unserer jungen Organisation abgetan. Außerdem konnte ich mir nicht vorstellen, dass es Leute geben sollte, die noch

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