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Ballade der Leidenschaft

Ballade der Leidenschaft

Titel: Ballade der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carol Townend
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Ächzend hob Eudo seinen Sattel mit der hohen Lehne vom Rücken seines mageren Grauschimmels und ließ ihn zu Boden fallen.
    Sie hatten eine kleine Lichtung zwischen Haselnusssträuchern gewählt, nicht weit von der Straße entfernt. Nun begannen sie ihr Lager aufzuschlagen. Wie Ben versprochen hatte, floss ein Bach vorbei, und es gab genug Brennholz.
    Aus den Zweigen der Haselnussbüsche bauten sie ein Gerüst für ein provisorisches Nachtquartier. Ben trug stets einige zusammengenähte Tierhäute bei sich, die er als Zeltplanen nutzen konnte.
    „Muss ein Vermögen wert sein“, fuhr der Ritter fort und warf noch einen Blick auf Piper. „Ein Geschenk, nicht wahr?“
    Ben warf ihm einen scharfen Blick zu. „In der Tat, er ist außergewöhnlich“, bestätigte er. Glaubt Sir Eudo, ich hätte den Hengst gestohlen? „Herzog Hoël suchte ihn für mich aus, als mein früheres Pferd zu alt für weite Reisen wurde.“
    Leise pfiff Euro vor sich hin. „Dann müsst Ihr verdammt schöne Lieder singen, um einen solchen Lohn zu verdienen.“
    Unter dem Vorwand, Pipers Sattelgurt zu öffnen, kehrte Ben seinem Reisegefährten den Rücken – teils wollte er seine Miene verbergen, teils die Straße im Auge behalten. „Ich habe viele Talente“, antwortete er, um einen beiläufigen Konversationston bemüht. „Letztes Jahr beauftragte mich der Herzog, die Weihnachtsfeierlichkeiten an seinem Hof zu gestalten. Also trommelte ich Akrobaten, Tänzer und Jongleure zusammen – alle nur erdenklichen Unterhaltungskünstler. Vom Heiligen Abend bis lange nach dem Dreikönigsfest war ich von morgens bis abends beschäftigt.“
    Die leere Straße stimmte ihn unbehaglich. Ein seltsames Gefühl sagte ihm, dass auch die anderen Reisenden Josselin ansteuerten. Wo zum Henker blieben sie dann? Da sein eigener kleiner Trupp nur langsam vorangekommen war, müssten sie ihn überholt haben. Es sei denn, sie verstecken sich. Wenn ja – aus welchem Grund? Natürlich könnten sie eine andere Route gewählt haben. Aber Ben zweifelte daran …
    Während der Abenddämmerung saßen die vier auf der Lichtung, rings um das lodernde Feuer. Den dunklen Kopf über die Laute geneigt, spielte Ben eine leise Melodie. Auf der anderen Seite der Flammen nagten Eudo und sein Knappe die Gräten einiger Forellen ab, die Gien gefangen hatte. In der windstillen Luft lag das Versprechen einer milden Nacht.
    Gesättigt von köstlichen Fischen – Rozenn hatte sie in Blättern gebacken –, von Brot, weißem Frischkäse und Aprikosen, die sie auf dem Markt in Hennebont erstanden hatten, spürte sie, wie sich ihre Stimmung besserte. Nun fühlte sie sich angenehm entspannt. Das hatte sie nicht erwartet. Vor einer Woche hätte sie es sogar nicht für möglich gehalten. Aber hier saß sie. Meilenweit von der Zivilisation entfernt, würde sie die Nacht mit Ben und zwei Fremden im Wald verbringen und empfand tiefe Zufriedenheit.
    Die Arme um ihre angezogenen Knie geschlungen, legte sie den Kopf in den Nacken und schaute zum Himmel hinauf. Durch die Äste und Blätter hindurch, die sich vor dem Nachthimmel als schwarze Ornamente zeigten, betrachtete sie die Sterne. Das wäre ein schönes Muster für eine bestickte Decke, dachte sie, die dunklen Zickzacklinien der Zweige auf mitternachtsblauem Stoff. Und dazwischen lugen weiße Sterne wie Blumen hervor …
    „Es sieht nicht so aus, als würde es regnen“, meinte sie.
    Im blank polierten Holz der Laute mit dem Löwenkopf spiegelte sich der zuckende Flammenschein. „Nein, heute Nacht nicht“, stimmte Ben zu.
    Rozenn erhob sich und ging zum Zelt, um es zu begutachten. Offenbar nur für sie hatte Ben es am Rand der Lichtung errichtet. Dafür hatte er biegsame junge Zweige von Haselnusssträuchern zusammengebunden und an diesem Gestell einige Tierhäute befestigt. Mit Stricken und Pflöcken hatte er die Konstruktion schließlich festgemacht.
    Versuchsweise kroch sie in das Zelt und stemmte sich gegen die provisorischen Planen. Obwohl Ben sein „Bauwerk“ in aller Eile zusammengefügt hatte, erschien es ihr sehr stabil. Sogar einem Regenguss würde es trotzen. Auch den Wölfen? Nein, an Wölfe wollte sie jetzt nicht denken, sonst würde sie kein Auge zutun.
    Als sie wieder hinauskroch, waren Eudo und Gien verschwunden. Ben hob den Kopf. Ganz leicht glitten seine Finger über die Saiten der Laute. „Ist Madame mit ihrer Schlafstätte zufrieden?“
    „Ja, danke.“ Wollte er das Zelt mit ihr teilen oder wie die

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