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Ballade der Liebe

Ballade der Liebe

Titel: Ballade der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: DIANE GASTON
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beinahe unmerklich, doch Flynn hatte das Gefühl, als entferne sie sich meilenweit von ihm. „Ach so.“
    „Lord Tannertons Angebot ist so großzügig, dass Greythorne es nicht überbieten wird“, fuhr er fort. „Wir lassen nicht zu, dass der Mann Sie in die Finger kriegt, Rose.“
    Sie nickte nur.
    Er drehte sie zu sich.„Greythorne wird Sie nicht wieder belästigen.“
    Rose blickte ihm tief in die Augen. „Was wissen Sie von ihm?“
    Flynn zögerte, denn er wollte sie nicht mit Einzelheiten über Greythornes Perversionen in Aufregung versetzen. „Er ist zwar ein angesehener und wohlhabender Aristokrat“, erklärte er, „der in den besten Häusern verkehrt, aber er ist ein grausamer Mensch.“
    Sie schien diese knappe Information abzuwägen, schien etwas sagen zu wollen, doch dann schwieg sie.
    Ihre Lider flatterten, als sie den Blick hob. Der Wind spielte mit der widerspenstigen Haarlocke, die sich wieder gelöst hatte. Flynns Herzklopfen dröhnte ihm in den Ohren und übertönte den Straßenlärm, das Hufeklappern, das Rattern der Räder.
    Er neigte sich ihr zu, wusste, dass er etwas Verbotenes tat, und konnte nicht widerstehen. Mit sanften Fingern hob er ihr Kinn, und Rose stellte sich auf die Zehenspitzen. Er wusste bereits, wie weich ihre Lippen waren, wie warm, wie süß sie schmeckten. Er legte seinen Mund auf den ihren, und es war um ihn geschehen. Zärtlich umfing er ihr Gesicht mit den Händen, fürchtete, sie würde sich ihm entziehen, bevor er sich an ihrem Mund gesättigt hätte. Dieser Kuss war nicht keusch, nicht unschuldig, obgleich nur ihre Lippen sich berührten.
    Endlich löste er sich von ihr, wie jemand, der zögert, aus einem schönen Traum zu erwachen.
    „Flynn“, wisperte sie atemlos.
    Was sollte er nur tun mit dieser Leidenschaft? Er hatte weder die Kraft noch den Wunsch, dagegen anzukämpfen. Auch wenn er Verrat übte an seinem Dienstherrn, der an ihn glaubte, der ihm blind vertraute, so übte Rose doch eine größere Macht auf ihn aus, erweckte ihn wieder zum Leben, brachte ihm seine Unbeschwertheit zurück. Mit Rose fühlte er sich in die Kindheit zurückversetzt, als er in Irland über grüne Wiesen rannte und Purzelbäume schlug. In ihm erwachte ein unbändiger Freiheitsdrang.
    Aber das alles durfte er nicht zulassen. Es war seine Pflicht, Tanners treuer Gehilfe zu sein und sachliche Verhandlungen zu führen. Bereits jetzt quälte es ihn, zusehen zu müssen, wenn Tanner mit ihr redete. Wenn er erst das Bett mit ihr teilte, würden diese Qualen zur unerträglichen Folter werden.
    „Morgen spreche ich mit Ihrem Vater“, stieß Flynn zähneknirschend hervor, „und unterbreite ihm Tannertons Angebot.“
    Am nächsten Tag wartete Rose auf Flynns Besuch, im Wissen, dass er sie nicht zur Gesangsstunde begleiten würde. Nein, er würde sich mit ihrem Vater zurückziehen und ihr Schicksal besiegeln. Als er klopfte, durchrieselte sie das nunmehr vertraute erwartungsvolle Prickeln, ihn zu sehen, seinen Blick wie eine zärtliche Liebkosung auf sich zu spüren. Gleichzeitig erfüllte sie bittere Wehmut.
    O’Keefe bat ihn einzutreten. Flynns Gesicht wirkte so grau und abgezehrt, dass Rose um seine Gesundheit fürchtete.
    „Lord Tannerton wartet, um Sie ins Theater zu begleiten“, eröffnete er ihr, und Rose hoffte, ihrem Vater und Letty würde sein dunkler Unterton nicht auffallen.
    Nach einem quälenden Blickwechsel mit Flynn verließ Rose die Wohnung.
    Auf der Straße ging Lord Tannerton lächelnd auf sie zu. „Guten Tag, Miss O’Keefe. Freuen Sie sich auf die Gesangsstunde? Ich dachte, eine sportliche Fahrt im offenen Wagen könnte Ihnen Spaß machen.“ Er wies auf das wartende Gefährt, ein Phaeton auf sehr hohen Rädern, gezogen von zwei glänzend gestriegelten Rappen, die ein livrierter Diener an den Zügeln hielt.
    Rose war unschlüssig. „Wie soll ich denn da hinaufkommen?“
    Tanner schmunzelte. „Ich helfe Ihnen.“
    Er kletterte auf den hohen Sitz, hielt ihr die Hand entgegen und zog Rose schwungvoll hoch, als sei sie leicht wie eine Feder. Sobald sie auf der schmalen Bank saß, nahm er die Zügel hoch. Der Lakai lief nach hinten und sprang auf den schmalen Tritt.
    Fragend warf Tanner ihr einen Blick zu. „Es stört Sie hoffentlich nicht, mit einem Zweiergespann zu fahren. Mir persönlich wäre ein Vierergespann lieber, aber vielleicht wäre eine rasante Fahrt durch die belebten Straßen zu aufregend für ein zartes Geschöpf wie Sie.“
    „Ich weiß nicht, was ich

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