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Ballnacht in Colston Hall

Ballnacht in Colston Hall

Titel: Ballnacht in Colston Hall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Nichols
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weiß wirklich nicht, ob wir bis zur Hochzeit in zwei Wochen mit allem fertig werden können.”
    Die Mutter sah Lydia sorgenvoll an, denn sie spürte, dass mehr als nur Müdigkeit die Tochter bedrückte, und sie wünschte von Herzen, dass sie diese Heirat nie unterstützt hätte. “Ich fürchte, du hast recht”, sagte sie ruhig. “Wir sollten Sir Arthur fragen, ob er die Hochzeit nicht um zwei oder drei Wochen verschieben kann.”
    “Glaubst du, er würde es tun?” Ein Strahlen legte sich plötzlich über Lydias Gesicht, wie das Licht der aufgehenden Sonne.
    “Ich werde ihn darum bitten, und wenn er zustimmt, solltest du einige Tage in London bei Susan verbringen. Du kannst auch Annabelle mitnehmen. Das wird sie für eine Weile von Peregrine Baverstock fernhalten und seine Leidenschaft etwas abkühlen.”
    “Aber was willst du Sir Arthur sagen? Wir haben den Zeitpunkt doch schon einmal verschoben, und er dringt doch so auf eine baldige Vermählung.”
    “Ich sage ihm, dass du dein Hochzeitskleid in London kaufen musst, weil es in Chelmsford nichts Passendes gibt.”
    Liebend gern würde Lydia verreisen, weg von allem, was sie bedrückte. Aber sie machte sich Sorgen wegen Freddie. Hatte er nicht gesagt, er werde ihre Hilfe brauchen? Sie sollte ihn bei seiner Rache an Ralph Latimer unterstützen. Noch vor einer Woche hätte sie nichts lieber getan. Aber jetzt konnte sie es nicht mehr. Würde Freddie auch ohne sie zur Tat schreiten? Ob es wohl irgendeine Möglichkeit gab, ihn von einer nicht wieder gutzumachenden Übeltat abzuhalten? Unaufhörlich kreisten sorgenvolle Gedanken durch ihren Kopf.
    “Aber wir haben das Kleid doch schon in Chelmsford in Auftrag gegeben, Mama”, sagte sie schließlich zögernd.
    “Ach, nichts ist einfacher, als zu behaupten, es sei nicht schön genug. Und da Sir Arthur so darauf bedacht ist, dass du seinen Reichtum und seine Stellung überzeugend repräsentierst, wird er sicherlich einwilligen. Ich werde noch heute mit ihm sprechen und auch an Susan schreiben. Ihre Antwort kann schon Ende der Woche eintreffen. Und nun solltest du dich wieder ins Bett legen. Janet wird dir einen Baldriantee kochen, und heute Abend wirst du dich wieder viel besser fühlen.”
    Lydia war viel zu müde, um noch länger zu widersprechen. Schließlich hatte Freddie doch auch gesagt, er werde in ein paar Tagen nach Hause kommen, und das bedeutete, dass – was immer er auch vorhatte – alles erledigt war, bevor sie mit Annabelle nach London reiste. Und diese Reise nach London bedeutete noch eine Woche Freiheit, bevor sie für immer an Sir Arthur gekettet sein würde.
    Lydia schlief den ganzen Tag hindurch und auch noch die folgende Nacht. Am nächsten Morgen erwachte sie wieder frisch und munter. Und als sie hörte, dass es der Mutter tatsächlich gelungen war, Sir Arthur trotz einer anfänglich äußerst ablehnenden Haltung zu einer Verschiebung der Hochzeit zu überreden, war sie fest entschlossen, den Ausflug nach London von ganzem Herzen zu genießen.
    “Ich habe ihm gesagt, dass einige unserer höher gestellten Gäste so kurzfristig eine Teilnahme nicht möglich machen können”, berichtete die Mutter lächelnd. “Das hat ihn schließlich überzeugt, denn er möchte unbedingt, dass seine Hochzeit das bedeutendste gesellschaftliche Ereignis des Jahres wird.”
    Erleichtert drückte Lydia der Mutter die Hand, auch wenn es nur ein kurzer Aufschub war, und begann sofort mit den Reisevorbereitungen. Nach dem Mittagessen machte sie sich mit Annabelle auf den Weg nach Chelmsford, um die nötigen Einkäufe zu erledigen.
    Ihre freudige Stimmung schwand jedoch im Laufe des Tages dahin, als sich ihre Sorgen um Freddie wieder einstellten. Der Mann, der die Leute an Land gebracht hatte, war ganz bestimmt ein Franzose gewesen, und er hatte auch erwartet, dass ein Päckchen für ihn abgegeben worden war. Wenn er herausfand, wer der Besitzer des Päckchens war, würde Freddie möglicherweise in den Verdacht geraten, es gestohlen und dann seiner Schwester gegeben zu haben. Sollte sie ihm nicht lieber von ihrem Fund erzählen? Aber wie? Sie wusste doch gar nicht, wo der Bruder sich aufhielt.
    Und da war auch noch der Earl, der auf seinem Grund und Boden umherschlich und den Schmugglern auflauerte. Er wusste nicht, dass Freddie einer von ihnen war und dass er die Absicht hatte, Rache an ihm zu nehmen für das, was sich vor zehn Jahren ereignet hatte. War Ralph in Gefahr? War er vielleicht gar in größerer Gefahr

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