Ballnacht mit dem griechischen Milliardaer
erschrocken herumfahren. Ein weißhaariger Mann, den sie erst jetzt entdeckte, saß etwas weiter entfernt in einer weißen Gartenlaube vor einem kleinen Tisch und sah sie mit einem freundlichen Gesichtsausdruck an. „Haben Sie sich verlaufen?“
„Ich … nein … ich wollte mir nur den schönen Garten ein bisschen ansehen“, erklärte sie und dachte mit Schrecken, dass das vermutlich ein Fauxpas gewesen war. „Tut mir leid“, fügte sie hastig hinzu. „Ich wollte Sie nicht stören. Ich gehe wieder zurück und …“
„Sie stören mich ganz und gar nicht“, unterbrach er sie und deutete mit einer einladenden Geste auf den Stuhl ihm gegenüber. „Kommen Sie doch zu mir und leisten Sie mir einen Moment Gesellschaft.“
Zögernd folgte Helena der Aufforderung und erkannte im Näherkommen, dass der Mann noch nicht ganz so alt war, wie er auf den ersten Blick gewirkt hatte, vielleicht Mitte sechzig. Vor ihm auf dem Tisch stand ein Schachspiel, bei dem eine Partie bereits begonnen war. Einen Mitspieler konnte sie jedoch nirgends sehen.
„Warum sind Sie ganz alleine hier draußen?“, fragte sie, bevor sie sich zurückhalten konnte, und bereute ihre Worte sofort. Bestimmt durfte man auch eine so direkte Frage in diesen Kreisen nicht stellen.
Aber der Mann lächelte nur. „Das Gleiche könnte ich Sie fragen“, erwiderte er und bedeutete ihr noch einmal, sich zu setzen, was sie tat. „Gefällt Ihnen das Fest nicht?“
„Doch, doch“, versicherte Helena ihm hastig, weil sie nicht unhöflich sein wollte. „Ich wollte nur … ein bisschen frische Luft schnappen.“
„Sind Sie ganz allein hier?“
Helena schüttelte den Kopf. „Nein, ich bin mit Nikos Pandakis gekommen.“
„Mit Nikos!“ Der Mann schien erstaunt. „Und wie heißen Sie, meine Liebe?“
Helena nannte ihm ihren Namen.
„Ich bin Panaiotis Thandopulous“, stellte der ältere Mann sich vor, und Helena sog erschrocken die Luft ein.
„Aber dann … dann sind Sie der Mann, dem zu Ehren dieses Fest stattfindet, oder?“ Nikos hatte den Namen seines Freundes mehrfach erwähnt – nur nicht, dass er so viel älter war als er selbst.
Panaiotis nickte. „Meine Familie hat darauf bestanden, meinen fünfundsechzigsten Geburtstag mit einem großen Fest zu begehen“, erklärte er.
„Aber wieso sitzen Sie dann hier draußen? Müssten Sie nicht da drin bei Ihren Gästen sein?“
Er neigte den Kopf ein wenig zur Seite. „Wenn man so alt ist wie ich, dann tut man nur noch, was man möchte“, meinte er. „Und im Moment möchte ich eben keine Hände schütteln, sondern lieber dieses Schachspiel beenden, das mein Neffe und ich begonnen haben. Leider scheint Angelos vergessen zu haben, dass ich hier draußen sitze und auf ihn warte, deshalb wäre ich sehr froh, wenn Sie mir einen Moment Gesellschaft leisten.“
Helena lächelte. „Ich sitze auch lieber bei Ihnen hier draußen, als da drin zu sein“, gestand sie und bereute ihre offenen Worte sofort wieder. Doch sie sah Verständnis in seinem Blick, und für einen Moment lächelten sie sich verschwörerisch an. Er ist ein richtig netter Mann, dachte Helena verwundert und ahnte plötzlich, warum es Nikos so wichtig gewesen war, seinen Freund zu besuchen.
„Spielen Sie Schach?“ Er deutete auf die Figuren, die auf dem Brett verteilt standen.
Helena nickte. „Mein Vater hat es mir beigebracht“, erklärte sie. Kostas hatte Schach geliebt und gerade in der letzten Zeit, als er für viele andere Dinge zu schwach gewesen war, hatten sie es oft gespielt. Sie betrachtete die Stellung der Figuren genauer. „Sie haben Ihren Gegner ganz schön in Bedrängnis gebracht“, bemerkte sie.
Der Mann hob die Augenbrauen. „Tatsächlich?“
„Ja. Er sitzt schon fast in der Falle.“ Sie deutete auf das Brett. „Wenn Ihre Dame den schwarzen Turm schlägt, bedroht sie den König. Dem könnte sich Ihr Gegner zwar noch entziehen, aber wenn Sie ihn dann mit Springer und Läufer in die Enge treiben, ist er in wenigen Zügen schachmatt.“
„Und was würden Sie tun, wenn Sie mein Gegner wären?“, wollte er wissen.
Helena überlegte. „Ich glaube, ich würde als Erstes meinen Springer opfern, um die Dame abzulenken.“
„Dann tun Sie es doch“, forderte er sie auf.
Überrascht sah Helena auf. „Aber ich kann doch nicht einfach weiterspielen. Wird Ihr Neffe denn nicht wütend sein, wenn ich mich in seine Partie einmische?“
Wieder lächelte der ältere Herr, und das verschmitzte Funkeln in
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