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Balthazar: Roman (German Edition)

Balthazar: Roman (German Edition)

Titel: Balthazar: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Gray
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wirklich das, was du willst?«
    »Du hast nie verstanden, wie man sich den Freuden hingibt, nicht wahr? Der Puritaner in dir ist niemals ganz gestorben.« Redgrave schien darüber nachzusinnen und Balthazars Worte zu überdenken, allerdings eher, um herauszufinden, wie er sie am besten zu seiner eigenen Belustigung verdrehen konnte. »Ich könnte sie natürlich auch aus reiner Gehässigkeit töten.«
    »Was für einen Grund solltest du dafür haben, ein Mädchen, das dir nie etwas getan hat, umzubringen?«
    »Ich will nicht ihr gegenüber gehässig sein, sondern dir gegenüber. Ich könnte sie dir ebenso nehmen, wie ich dir Charity genommen habe, und auch deine geliebte – äh, wie war doch gleich ihr Name? Ach ja: Jane.« Zu hören, wie dieses Scheusal ihren Namen aussprach, war für Balthazar wie ein Schlag in den Magen, und er sehnte sich aufs Neue danach, eine Klinge bei sich zu haben. Redgrave fuhr fort: »Eines Tages wirst du verstehen: Du kannst nichts lieben, das ich nicht zerstören kann, und du wirst an niemanden dein Herz verlieren, den ich nicht zu töten vermag.«
    »Ich habe mein Herz nicht an Skye verloren«, sagte Balthazar.
    Redgrave lachte, und dann war er verschwunden. Von einer Sekunde auf die nächste war er mit den Schatten verschmolzen und ließ Balthazar allein zurück.
    Seine Worte hingen in der Luft. Ich habe mein Herz nicht an Skye verloren.
    Er wollte so sehr, dass das wahr wäre, ebenso zu ihrem Schutz, wie zu seinem eigenen.
    Ich liebe sie nicht. Ich darf sie nicht lieben.
    Aber gleichgültig, wie oft er es wiederholte oder auf wie viele verschiedene Arten und Weisen er es auszudrücken versuchte: Es klang nie wie die Wahrheit.

Was früher geschah …
    (Zweiter Einschub)
    New York City
    14. Juli 1863
    Eine Flasche zerbarst an der Außenwand und hatte das Fenster nur knapp verfehlt; Scherben prasselten gegen den Rahmen. Einige Menschen im Innern des Raumes stöhnten auf, aber Balthazar und Richard bedeuteten ihnen mit Gesten, sich still zu verhalten. Es war überlebenswichtig, dass man sie nicht hören konnte.
    Außerhalb dieses Lagerhauses tobte ein gewalttätiger Aufstand, der schlimmste, den New York je gesehen hatte und wohl auch je sehen würde. Der Zorn über die hohen Verluste der Union während des Bürgerkriegs war übergekocht und hatte zu einem Blutbad unter den Afroamerikanern New Yorks geführt, ob nun frühere Sklaven oder freie Männer dunkler Hautfarbe. Einige Kriegsgegner waren auf die Idee verfallen, dass man den Krieg für die Schwarzen führe und dass die Schwarzen nun für die Tausende junger Männer bezahlen sollten, die noch immer Tag für Tag auf den Schlachtfeldern fielen. Der großartige Sieg von Gettysburg hatte keineswegs für eine größere Unterstützung des Krieges gesorgt; alles, was die Aufständischen wussten, war, dass noch weitere Männer eingezogen worden waren und damit in den Tod geschickt werden würden. Stattdessen bringen sie lieber hier grundlos Menschen um , dachte Balthazar. Er für seinen Teil hätte es vorgezogen, ein ehrenhafter Soldat zu sein, aber er hatte schon lange aufgehört, die Menschheit begreifen zu wollen.
    Auf Richards dunkelhäutiges Gesicht fiel der Schein der einzelnen Laterne, die er in der Hand hielt. »Sie sind schon mächtig nahe dran.«
    »Sie sind überall um uns herum. Das hat nichts zu bedeuten.« Balthazar hoffte, dass er recht behalten würde. Wenn die Aufständischen diesen Ort entdeckten – und die Dutzende von schwarzen Familien, die sich im Innern drängten –, dann würde es Tote geben. Und er würde sich verpflichtet fühlen, die hier Versteckten zu verteidigen, und zwar mit allen notwendigen Mitteln, egal, wie gottlos sie in seinem Fall auch sein mochten.
    »Ich hatte gehofft, dass der Regen gestern ihre Gemüter gekühlt hätte.«
    »Nein, so viel Glück haben wir nicht.« Die Sommerhitze brannte bereits wieder auf die Stadt nieder, drückend feucht und quälend, und sie hätte ausgereicht, um auch ruhigere Männer als die, die dort draußen randalierten, um den Verstand zu bringen.
    Dies war Richards Rettungsaktion; er war derjenige, der nach den ersten Gräueltaten des gestrigen Tages die Initiative ergriffen und die anderen hierhergeschafft hatte, was alles andere als leicht gewesen war. Balthazar wusste, dass er selbst nur eine sehr kleine Rolle in dem Unterfangen gespielt hatte, indem er sein Lagerhaus als Versteck zur Verfügung stellte. Aber wenn die Aufständischen herausfänden, wer sich hier

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