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Baltrumer Bitter (German Edition)

Baltrumer Bitter (German Edition)

Titel: Baltrumer Bitter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Barow
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sich ein Butterbrot mit Salami belegt hatte, und in
ihren Augen hatten Tränen gestanden.
    Und als ob es noch nicht reichte, gingen Margots Gedanken immer
wieder hinauf in die Ferienwohnung zu Frau Ufken. Wie es der wohl ging? Ob sie
zu ihr gehen sollte? Vielleicht brauchte die Frau Trost oder jemanden zum Reden.
Aus welchem Grund sie auch immer auf der Insel sein mochte, einen Todesfall
steckte keiner leicht weg. Oder hatte die junge Frau bereits die Insel
verlassen, ohne ihr davon etwas zu sagen? Ach was. Dann hätte sie gewiss abgerechnet.
    Was fehlte noch zum Frühstück? Margot öffnete die
Kühlschranktür und überprüfte, ob alles an Wurst, Käse und Marmelade vorhanden
war, was sie brauchte, um ihren Gästen an nächsten Tag das Frühstück zu
bereiten. Gott sei Dank hatte ihr Biobauer vom Festland am Mittag noch Ware
geliefert. Sie hatte stets die frischesten Eier für ihre Gäste. Auch Quark,
Butter und Milch waren noch reichlich da. Endlich Feierabend.
    Sie setzte sich ins Wohnzimmer und schaltete die Nachrichten
an. Doch so einfach ließen sich ihre trüben Gedanken nicht vertreiben. Sollte
sie nach Frau Ufken sehen oder nicht? Als die Nachrichten zu Ende waren, hatte
sie sich entschieden. Entschlossen stapfte sie die Treppe zur Ferienwohnung
hoch und klopfte.
    »Wer ist da?«, hörte sie eine leise Stimme.
    »Ich bin’s. Margot Steenken. Ich wollte hören, wie es Ihnen
geht. Ich hoffe, Sie halten das nicht für aufdringlich, aber ich mache mir ein
wenig Sorgen. Darf ich hereinkommen?«
    »Ja, die Tür ist offen. Den Schlüssel haben mir die Polizisten
– erstaunlich, erstaunlich – wiedergegeben.« Klara Ufkens Stimme war verzerrt
von Sarkasmus. Die junge Frau kauerte auf dem Sofa, bis zum Hals in eine
karierte Decke gehüllt. Ihr Gesicht war blass. Sachte schaukelte sie mit dem
Oberkörper hin und her.
    »Kann ich helfen?«, fragte Margot besorgt.
    »Sie? Sie wollen mir helfen? Wo wir uns doch unter falschen
Umständen hier eingeschlichen haben, wie Sie inzwischen sicher schon von Ihrem
Inselpolizisten gehört haben? Rausschmeißen müssten Sie mich. Nicht mir helfen«,
flüsterte Klara Ufken.
    Margot setzte sich neben sie. »Fänden Sie es nicht sinnvoll,
mir ihre ganze verkorkste Geschichte zu erzählen? Wenn Sie schon mal damit
angefangen haben?«
    Klara Ufken nickte. Dann begann sie ganz leise zu berichten,
welcher Auftrag sie auf die Insel geführt hatte. Auch Sonjas plötzliches
Erscheinen und den Streit, der sich daraus entwickelt hatte, ließ sie nicht
aus.
    »Und jetzt sitzen wir hier«, sagte Klara zum Ende ihrer
Beichte. Dann schwiegen beide.
    Margot konnte kaum fassen, was sie da gerade gehört hatte. So
was passierte doch normalerweise immer nur anderen. Von so was hörte man in den
einschlägigen »Wir-decken-auf«-Sendungen im Fernsehen. Da sollten sie
tatsächlich von diesem Baufritzen auf so eine widerliche Tour über den Tisch
gezogen werden! Und der bediente sich dieser netten Menschen und schickte sie
auf Beutejagd. Zugegeben, die hatten mitgemacht. Aber die Richtlinien, wie man
miteinander umzugehen hatte, bestimmte immer noch der Chef. Das würde Arnold
ganz genauso sehen.
    Arnold! Würde er es wirklich so sehen? Er, der sein ganzes
Leben lang für Offenheit und Ehrlichkeit gestanden hatte? Kaum ein Mogeln,
geschweige denn eine Notlüge ausstehen konnte? Er, der morgen seine Wählergemeinschaft
gründen wollte? Der alles tun würde, um einen Riesen-Hotelkomplex auf der Insel
zu verhindern?
    Alles?! Angst klammerte sich mit kalter Hand um ihr Herz. Ließ
keinen klaren Gedanken zu. Lange saßen die beiden auf dem Sofa und schwiegen.
Jeder in seiner eigenen Welt.
    »Margot? Bist du da?« Arnold. Margot schrak auf.
    Wie sollte sie ihm jetzt begegnen? Wie geht das? , fragte
sie sich beunruhigt. Jemandem frei und unbefangen gegenübertreten, dem man
für die Winzigkeit eines Momentes etwas ganz Schreckliches zugetraut hat? Langsam
stand sie auf. »Kann ich Sie alleine lassen? Wenn Sie Hilfe brauchen, ich bin
in der Küche.«
    Klara Ufken nickte und murmelte ein kaum hörbares »Dankeschön.«
    Margot atmete tief durch. Wo hatte sie sich da reingerannt? Es
konnte doch nicht sein, dass sie den Mann, den sie liebte und seit weit über
zwanzig Jahren kannte, eines solchen Verbrechens für fähig hielt?! Nein, das
konnte wirklich nicht sein. Arnold doch nicht! Totaler Blödsinn, über so etwas
auch nur nachzudenken!
    Mit jeder Stufe, die sie der Küche näher kam, wurde ihr
leichter, und

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